12. Dinner mit Geiselnahme

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Crowley und ich saßen uns gegenüber und durchbohrten uns gegenseitig mit Blicken. Ich überlegte, wie ich die Informationen, die ich wollte, aus ihm raus bekommen könnte.
"Wenn du mir etwas sagen willst, dann sag es, Darling.", mahnte er mich, während er mich nur mit einem halben Blick würdigte.
"Ich überlege nur gerade, ob du damit durchkommst..."
"Womit?"
"Damit, dass du Sam und Dean so wie deine Lakaien behandelst und dich einfach als mein Ehemann ausgibst."
Er lächelte auf diese typische Art und Weise. Es war fast schon gruselig, wie genau ich ihn kannte.
"Sei nicht so zickig, Darling. Du solltest dich lieber dankbar zeigen, immerhin hätte ich deine Brüder nicht retten müssen und Bobby auch nicht. Und das mit uns? Ein bisschen Spaß muss doch sein, findest du nicht? Es ist ja nicht so, als wäre das nicht auch dein Motto gewesen, Jayde..."
Ich konnte über so viel Frechheit und Arroganz nur lachen. Langsam, mit einer gewissen Eleganz, stand ich auf und setzte mich vor Crowley auf den Tisch. Er zog nur erwartungsvoll die Augenbrauen nach oben, während er sich zurücklehnte.
"Du schuldest mir noch eine Antwort, Crowley."
"Tue ich das? Ich wüsste nicht, was es dich angeht..."
Langsam wurde ich lauter. Mit einer solchen Provokation konnte ich umgehen, aber ich konnte einfach nicht ewig auf seine Antwort warten...
"Du entführst mich, machst einen Deal mit mir und dann willst du, der König der Hölle, mir nicht mal sagen warum? Schließlich sind es Dämonen, die scharf auf mich sind..."
Er blitzte mich nur aus seinen braunen Augen an. Sein Blick fixierte es mich, aber auch ich ließ auch nicht locker.
"Im Gegensatz zu deinen Brüdern, weißt du, wie es läuft. Du kannst mit Dämonen verhandeln, aber bist nicht so schamlos oder dumm wie Dean und Sam. Das gefällt mir an dir."
"Und trotzdem willst du es mir nicht sagen?"
"Korrekt, Darling. Glaub mir einfach, dass es zu deinem eigenen Schutz ist."
Als ob ich einem Dämon glauben würde...
Gerade als ich etwas erwidern wollte, merkte ich wie Crowleys Blick sich von mir entfernte und sich an die Wand weiter hinten im Zimmer heftete. Als ich meinen Kopf in die selbe Richtung drehte, war es zuerst der Trenchcoat, dann der Mann oder eher die Hülle des Engels darin, die ich sah.
Crowley und ich bekamen augenblicklich den gleichen genervten Gesichtsausdruck.
"Cas..."
"Was machst du hier, Crowley?", fragte der Engel und trat zügig einige Schritte näher.
Der Dämon lehnte sich nur wieder zurück und grinste typisch verschlagen und frech.
"Ich unterhalte mich mit Jayde. Die Frage ist eher was du hier machst."
"Das ist nicht witzig, Crowley. Wo sind Sam und Dean? Es war ihre Aufgabe auf Jayde aufzupassen!"
Hatte er es ihnen deswegen gesagt? Damit sie sich verpflichtet fühlen auf mich aufzupassen?
Meine Gedanken wurden durch Crowleys tiefes Auflachen unterbrochen.
"Das haben deine beiden Lieblinge ja super hinbekommen. Jayde hat mich gerufen, weil deine beiden großartigen Jäger es nicht auf die Reihe bekommen haben ein paar lausige Dämonen von ihr fern zu halten!"
Cas sah mich überrascht an, also naja...  so überrascht, wie er eben schauen konnte. Er hatte eben seine eigene Art...
"Du hast einen Deal mit ihm gemacht."
"Ja und? Er hat immerhin mein Geheimnis nicht sofort ausgepplaudert! Und Crowley war da, als ich ihn gebraucht habe!"
"Jayde, du verstehst das nicht-"
Jetzt hatte ich aber endgültig die Schnauze voll.
"Ich verstehe das nicht?! Was soll ich hier verstehen?! Mir sagt ja keiner was hier vor sich geht und da erzählt Crowley mir deutlich mehr, als du bis jetzt!"
Crowley fuhr mir mit der Hand über den Oberschenkel.
"Da steckt ja ordentlich Feuer in dir, kleine Winchester..."
"Finger weg, Crowley. Und nenn mich nicht so! Ich heiße Carter! Nicht Winchester!"
Crowley lächelte über das ganze Gesicht.
"Cas, du hast deine beiden Lieblinge und ich habe ab sofort meinen Liebling."
Der Engel sah uns nur wütend an. Wir beide nahmen das allerdings nicht allzu ernst.
"Jayde, nimm das bitte ernst. Das hier ist kein Spaß. Du hast mehr Probleme als du dir vorstellen kannst."
"Ach ja? Wie wäre es denn, wenn du mir einfach mal mitteilst, was für Probleme das sind? Und vielleicht auch, also nur wenn es dich nicht stört und es dir auch nichts ausmacht, könntest du mir ja auch die Ursache mitteilen, die dieses scheiß Problem eben hat!", antwortete ich voller Sarkasmus.
Mittlerweile hatte meine Frustration einen neuen Level erreicht und es gelang mir einfach nicht so wirklich, diesen neuen Grad meiner Wut für mich zu behalten.
Castiel lief an uns vorbei, um sich dann relativ dramatisch wieder zu Crowley und mir zu drehen. Er brauchte einen Moment, um sich seine Antwort gut zu überlegen. Genau jetzt sollte er jedes einzelne Wort gut überdenken.
"Jayde... Ich kann es dir nicht erklären. Ich weiß selbst nicht was genau hier los ist! Alles, was ich dir sagen kann, ist das es mit deinem Winchesterblut zusammenhängt... Je weniger du weißt, desto sicherer bist du!"
Crowley lachte nur sarkastisch auf und ich sah den Engel nur noch genervt an. Ich hatte genug. Meine Laune war im Keller und ich wollte mittlerweile nichts mehr von ihm hören.
"Ist gut, Cas. Du brauchst mir nicht mehr sagen! Geh einfach!"
"Jayde, es ist kompliziert!"
"Kompliziert?! Wir sind hier nicht auf Facebook! Entweder du erklärst es mir jetzt oder du lässt mich in Ruhe und akzeptierst das mit Crowley, verstanden?"
Cas überlegte einen Moment, nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde, dann verschwand er wieder. Ich war einfach nur noch sauer und genervt, was Crowley verstand und gleichen Teils auch belustigte.
"Sehr lieblich, Darling. Eine Prise Sarkasmus mehr, hätte dem Ganzen noch etwas... Glanz verliehen."
Er zwinkerte einmal kurz. Ich stieß mich von dem Tisch, auf dem ich saß, ab.
"Was hast du vor, Liebchen?"
"Dünnes Eis, Crowley! Entweder du bringst Alkohol her oder du bringst mich zum Alkohol, aber so oder so... Ich brauche jetzt dringend was zu trinken!"
Er lächelte. Seine Augen leuchteten auf diese ganz einzigartig verschlagene Weise.
"Was hälst du von einem Dinner?"
"Ist das eine Art von Beförderung? Schließlich bin ich ja deine Geisel und du benutzt mich, um Sam und Dean zu deinen Lakaien zu machen oder den Flattermann anzupissen."
Crowley hob und senkte die Augenbrauen einmal, bevor er sich langsam von seinem Stuhl erhob. Der Dämon ging einige Schritte in meine Richtung, bis er direkt vor mir stand.
Das Licht der Mittagssonne schien gerade noch durch die Fenster. Es war durch die umliegenden Häuser gedämpft, aber die Farben, Rot, Gelb, Orange, in zarten Abstufungen, ließen mich irgendwie gedanklich ein Bild erschaffen, wie Crowley wohl in der Hölle, umgeben von Flammen, wirken musste.
Langsam strich er mir mit der Hand über den Arm.
"Mach dich nicht kleiner, als du bist, Jayde. Du bist mehr als nur meine Geisel. Also zieh dir jetzt etwas schickes an. Wir zwei, du und ich, werden ein kleines Dinner machen."
"Ist es nicht noch zu früh dafür?"
"Hier? Vielleicht. Aber irgendwo ist immer Happy Hour, Schätzchen."
Obwohl ich nicht zustimmen wollte, sagte ich ja. Ich meine, welche Wahl würde Crowley mir sonst lassen?
Im Bad zog ich mir schnell eines meiner Partykleider mit den passenden Absatzschuhen dazu an. Danach drehte ich mir noch die Haare etwas ein.
Ich bemerkte Crowley vorerst nicht. Er stand an den Türrahmen gelehnt und beobachtete mich bei jedem einzigen meiner Handgriffe.
"Wow, ich weiß, warum ich dich deinen Brüdern vorziehe...", machte er sich bemerkbar.
"Was willst du, Crowley?"
Er machte eine offene Armgeste. Beide Arme streckte er vor sich zur Seite.
"Hm... Das lasse ich den Abend entscheiden."
Eh ich mich versah, schnippste er und wir befanden uns in einer Hütte in den Bergen, was mir zumindest der Ausblick verriet. Ein Kamin erhellte knisternd das Zimmer und sorgte zusätzlich für Wärme.
Crowley hatte das offensichtlich schon geplant, denn in der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit zwei Stühlen und doppelter Dinnerausstattung. Alles also nur für uns Zwei. Woran er auch gedacht hatte, war der Alkohol. Es thronten einige Flaschen Whisky, Scotch und Wein auf einem kleinerem Beistelltisch.
Crowley benahm sich ganz Gentleman-like. Beim Dinner wurden wir von einem seiner Dämonen bedient und bekocht wurden wir von einem Anderen. Es war interessant, nicht zu letzt, weil ich so einiges über ihn, die Hölle, den Himmel und die Engel aus ihm rausbekam, sondern auch weil er mir sein weiteres Vorgehen erleuterte.
Crowley hatte mir bereits erzählt, dass es nicht nur einfache Dämonen waren, die mich verfolgten. Was er mir wiederum nicht erzählt hatte war, dass es sich um die Dämonen handelte, die Luzifer gegenüber treu waren und Rache an den Winchesterbrüdern üben wollten. Über diese Anhänger Satans hatte selbst der König der Hölle keine Macht, aber er konnte sie umbringen oder umbringen lassen... Je nach Laune.
Und wer hätte je gedacht, dass Satan höchstpersönlich mich umbringen will?
Was Crowley mir nicht sagen konnte, war wie rauskam, dass ich mit Dean und Sam verwandt bin. Er vermutete ein Engel hätte es irgendwie ausgeplaudert, was ich nach der Begebenheit mit Cas auch nicht für unwahrscheinlich hielt, aber genaueres konnte er mir unglücklicherweise nicht erzählen. Es war trotzdem mehr als ich gedacht hätte und auch deutlich mehr, als ich bis vor kurzem gewusst hatte.
Jedenfalls verlief der Abend bei Wein und Kerzenschein dann noch relativ witzig, vorallem beim Thema Höllenhunde hatten wir viel Spaß.
Ich mochte Crowley irgendwie, auch wenn meine Brüder das nicht taten. Der König der Hölle hatte so eine ganz besondere, spezielle Art und das machte ihn mir mit all seinem Sarkasmus und seiner Ironie einfach nur sympathisch.
Als hier dann doch schon die Sonne aufging, brachte er uns wieder zurück ins Hotel, wo meine Brüder mit ihrem Flügelfreund schon auf uns warteten.

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