15. Casino Royal

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Ich stand an die Wand gedrückt da und sah wie meine Brüder durch die Luft und somit auch die gesamte Länge des Raumes geschleudert wurden. Telekinese war eine verdammte Scheißkraft der Hexen!
Dean knallte krachend auf einen Holztisch, der unter seinem nachgab.
Was war passiert?
Am Mittag hatten die beiden mich noch über Hexen, ihre Kräfte und vor allem ihre Schwächen aufgeklärt.
"Eisen hilft gegen jede Hexe. Ein Stich ins Herz oder man schlägt ihr den Kopf ab... Wie es eben passt."
"Und was ist mit Feuer?", fragte ich auf dem Weg aus der Bibliothek.
"Nicht wirklich viel. Es ist mehr ein Mythos. Wir haben zwar schon mal probiert, aber wenn musst du die Schlampen komplett abbrennen. Und das ist gar nicht mal so leicht!"
Sam rollte mit den Augen, während Dean eine Flammenwerfer Handbewegung machte. Er war schon irgendwie niedlich.
Im Wagen wurden mir dann alle möglichen Wege, eine Hexe zu töten, erklärt, aber es blieb im großen und ganzen beim Eisen.
Jetzt blieb nur noch die Frage, wo sich dieses Miststück aufhielt, so wie Dean es formulierte, während er zu einem Motorhead Song auf dem Lenkrad rumtrommelte.
"Wenn wir schon mal hier sind, können wir ja auch ins Kasino gehen.", stellte ich mit leicht vorschlagendem Ton fest.
Sam drehte sich zu mir um.
"Wir haben einen Job. Wir sind nicht zum Vergnügen hier. Außerdem, du bist noch viel zu jung für so etwas."
Dean klinkte sich belustigt mit ein.
"Genau! Ich dachte du bist erst 20? Unter 21 darf man da doch gar nicht rein."
"Ach, und ich dachte man muss schon ein echter FBI Agent sein, um so einen Ausweis zu haben! Ich sage nur so viel... Ihr seid nicht die einzigen mit falschen Ausweisen."
Sie lachten. Vermutlich hatten sie nur Angst beim Poker gegen mich zu verlieren...
Dean und ich überstimmten Sam, womit feststand, dass wir, trotz Sams Protest, im Kasino mit unserer Arbeit anfingen.
Hier in Cripple Creek war das Kasino zwar nicht so riesig, aber es war genau so wie man sich eine solche Spielhalle vorstellt. Überall gab es Tische, an denen die verschiedensten Glücksspiele ausgeübt wurden. Alles war in dunklen Tönen und ebenso dunklem Holz gehalten, wodurch die bunten Lichter der Spielautomaten einen förmlich blendeten.
Freundestrahlend und auch etwas beeindruckt ließ ich meinen Blick über Tische, Angestellte und auch die vielen Gäste des Establishment fliegen. Für 5 Uhr Nachmittags, war hier relativ viel los.
Sam erinnerte uns mit mahnender Stimme nochmals an unseren Auftrag.
"Wir sind nicht zum Spaß hier, denkt dran! Wir suchen die Hexe!"
"Ja, ja... Hexe, Hexe...", winkte Dean ab und begab sich gleich zum ersten Tisch.
Ehrlich gesagt hatte ich mehr Angst, dass Dean das ganze Geld verspielen würde, als vor der Hexe, die Jäger tötete. Obwohl... Ich war ja aber zum Glück kein Jäger.
Ich entschied mich anfangs für eine Runde Black Jack und wechselte später dann zum Poker. Es war nicht schwer, den Kerlen ihr Geld abzunehmen. Ich hatte ein Pokerface und einen tiefen Ausschnitt, außerdem noch ein wenig Strategie, das war alles was nötig war.
Nach einer halben Stunde war ich um einige tiefe Blicke in meinen Ausschnitt ärmer, aber gleichzeitig um knapp 2000 Dollar reicher.
Es war zwar riskant, wenn man die Leute so ausnahm, aber heute... naja, sagen wir einfach meine Laune war passend.
Immer wieder wurde ich dabei von einer angestellten Kellnerin beobachtet. Sie bekam ordentlich Trinkgeld, aber irgendwie schien ihr Blick fest an mir zu haften. Eigentlich bekam ich es ja nicht mit. Sam und Dean waren diejenigen, die mich auf diesen stechenden, fixierenden Blick hinwiesen.
Nachdem es langsam spät wurde, weswegen sich die meiste Kundschaft, die denen es nur ums Saufen ging, wieder in Richtung ihrer Häuser verlief. Ab da wurde es dann auch merkwürdig.
Ich hatte an meinem Scotch plötzlich einen Zettel, mit der Aufschrift 'Triff mich hinten'. Dean, Sam und ich nickten uns zu. Einen Plan hatten wir kurz vorher gemacht, aber ob dessen Umsetzung auch gelingen würde?
Als ich nach hinten, in einen Raum auf dem 'Nur für Personal' stand, ging, glaubte ich doch tatsächlich ein wenig Eifersucht in Deans Augen funkeln zu sehen. Vielleicht, war es ja auch nur Sorge um mich.
Jedenfalls betrat ich das Zimmer. Es war einer dieser Räume für private Veranstaltungen und deswegen höchstwahrscheinlich auch schalldicht.
Wer wusste schon, was für Privatpartys hier gefeiert wurden...
Ich ging um einen Billardtisch herum und ließ die Hand über den hellgrünen Filz gleiten.
"Schön, dass du hier bist... Junge Jägerin.", erklang eine Stimme fast aus dem Nichts.
Es war nicht wie erwartet die Kellnerin von nebenan, sondern eine der schick gekleideten Frauen vom Nebentisch. Ich hatte die aschblonde Frau im übertriebenen Outfit eigentlich kaum eines Blickes gewürdigt, zumindest nicht bis ich ihren Mann beim Poker komplett abgezockt hatte... Oh...
Okay, damit war dann wohl auch ihre Abneigung gerechtfertigt.
"Sie kennen meinen Namen, ich aber Ihren nicht."
Sie lächelte verschlagen. Es war klar, dass sie am längeren Hebel saß.
"Constance Faye. Sehr erfreut, Jayde Winchester!"
Sie ging um den Tisch herum, während ich sie mit meinem Blick fixierte.
"Carter! Gott! Wie oft muss ich das denn noch erklären! Ich heiße Carter, nicht Winchester!"
Sie lächelte, trat an mich ran, nachdem ich meinen kleinen Wutausbruch hatte.
"Du bist bekannt, Jayde. Viele wollen dich. Und jetzt wo ich dich sehe, kann ich sie verstehen..."
Ihre Berührung an meinem Oberarm verursachte eine Gänsehaut und ihre runter gleitende Bewegung trieb mir einen Schauer über den Rücken.
Es war als wäre der ganze Raum auf einmal um mindestens 10 Grad kälter geworden. Ich hätte schwören können, dass ich meinen Atem sehen konnte.
"Ich hätte da ein Angebot für dich. Jemand wie du, der gesucht wird, braucht sicherlich einen starken Beschützer.", flüsterte sie mir ins Ohr.
"Tut mir leid, ich habe schon starke Beschützer. Keine Sorge."
"Ha! Diese Jäger? Dean und Sam Winchester? Die sind doch alle gleich! Schwachsinnig und völlig verblödet."
Gerade als ich etwas erwiedern wollte, trat Dean die Tür mit dem Satz "Der Laden hat geschlossen, Bitch!" ein.
Irgendwie sah sich Constanze gerade bestätigt.
Dean wollte sie angreifen, da wurde ich auch schon an die Wand gedrückt und naja... Wie es weiter ging, hatte ich ja am Anfang erzählt.
Immer wieder flog einer der beiden Brüder durch den Raum. Einrichtungsstücke gingen krachend kaputt und Flaschen klirrten, als sie zerbrachen. Es war ein rechtes Schauspiel.
Doch dann, nach einer ganzen Weile, gelang es Sam der Hexe einen Schürrhaken durch die Hand zu treiben. Im selben Moment fiel ich von der Wand und landete auf allen Vieren.
Als ich nach oben sah hatte Dean ihr schon eine Eisenklinge in den Rücken gerammt. Dann, endlich, war die Hexe geschlagen.
Wir alle atmeten erst einmal einige Momente durch.
"Das wurde aber auch mal Zeit! Wer weiß, was die mit mir machen wollte...", zickte ich, während ich mich wieder aufrichtete.
"Entspann dich! Du hättest auch schon für schlimmere Dinge Köder spielen können."
Dean grinste mich mit seiner typischen Selbstzufriedenheit an. Ich ging genervt an den Beiden vorbei und schon mal raus zum Wagen, während sie die Leiche in einen Teppich wickelten und sie gemeinsam raus trugen.
Im Auto maulte Sam mich etwas an.
"Du hättest uns ruhig etwas mehr helfen können!"
"Wieso? Ich war euer Köder. Und ich habe den ganzen Abend eine ordentliche Summe erspielt, die Dean wieder verspielt hat."
"Ey!", warf Dean ein und blickte kurz in den Rückspiegel.
"Ist so. Und außerdem: Ich bin kein Jäger!"
Die Beiden lachten nur. Als ich dann genervt fragte, was so lustig daran war, erklärten sie mir Folgendes:
"Sammy hier dachte auch er wäre kein Jäger. Er hat ewig versucht gegen sich gegen das, was er nunmal ist, zu wehren. Aber jetzt? Du siehst ja wo er jetzt ist, wo wir alle jetzt sind. Du hast es im Blut, Jayde. Du hast Winchesterblut, vergiss das nicht."
Deans Worte brannten irgendwie in meinem Hirn. Ich sah aus dem Fenster. Es herrschte Stille, unangenehmes Schweigen. Er Ich war mir nicht sicher, ob ich lachen oder weinen sollte. Mein Magen krampfte, als würde er sich gleich umdrehen. Mir war schlecht.
"Lass die Beiden dich nicht beeinflussen, Darling.", erklang auf einmal eine tiefe Männerstimme neben mir.
Dean fuhr vor Schock fast auf die Spur des Gegenverkehrs. Der Wagen machte einen riesen Schlenker, um das gerade noch so zu vermeiden.
Sam drehte sich zu uns um und es konnte ja nur der Eine und Einzige sein, der mich 'Darling' nannte.
Crowley!

Himmel und Hölle - Supernatural Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt