4. Auf der Lauer

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Langsam gingen wir die dunkle Straße entlang, die auf dem Weg zu meinem Hotel noch spärlicher beleuchtet wurde als ich es in Erinnerung hatte. Der Weg war so schon schwer genug. Wir hatten wohl einfach zu viel getrunken. Irgendwie war alles auch ein wenig verschwommen.
Dean und ich liefen vorn weg, während wir eine Mischung aus einigen Liedern, die wir kannten, sangen. Unteranderem "Shake it off" und einige Metallica Songs. Wir sangen laut und mehr oder weniger gut, auf alle Fälle war es lustig.
Sam lief ein Stück weiter hinten. Er hatte weniger getrunken, aber war nicht unbedingt in besserer Verfassung. Sein Lachen über seinen Bruder und mich, wie wir da Arm in Arm die Straße entlang taummelten, stoppte plötzlich als wir in die Straße meines Hotels einbogen.
"Hey, ihr Beiden! Wartet mal kurz!"
Dean und ich blieben stehen und drehte uns zu dem anderen Winchesterbruder.
"Ach komm schon, Sammy! Jetzt sei keine Spaßbremse!", erwiderte Dean sichtlich genervt. Er hatte Probleme sich auf den Beinen zu halten und taummelte einige Schritte.
"Ist euch nichts aufgefallen?"
Dean und ich sahen uns an, dann schüttelten wir beide mit dem Kopf.
"Nicht wirklich."
"Euch ist nicht aufgefallen, dass außer uns niemand auf der Straße ist?"
In der Tat, war es das nicht. Es war wirklich niemand hier. Auch als wir aus der Bar raus sind, gab es keinen Menschen, dem wir begegnet sind. Genau so wenig fuhren irgendwelche Autos. Ich drehte mich kurz um und suchte den Straßenteil hinter uns nach irgendwelchen Bewegungen ab.
"Uns hat aber auch keiner verfolgt.", war meine Feststellung.
Auch Dean drehte sich einmal in jede Richtung, dann zuckte er mit den Achseln.
"Vielleicht gibt es irgendwo ne Party?"
Sam sah ihn skeptisch an. Normalerweise wusste ich von allen Partys und so weiter in der Umgebung.
"Davon wüsste ich.", war es, was ich erwiderte.
Sam hatte recht. Irgendwas war hier faul. Es war still, zu still. In den Häusern war kein Licht, kein Zeichen von Leben zu sehen.
Es war fast wie eine Geisterstadt. Die kalte, nasse Luft ließ uns relativ schnell wieder nüchtern werden.
Und irgendwie wurde mir klar, dass diese Situation wohl mit der Tatsache, dass jemand meinen tot wollte zusammen hing.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf der Schulter, wodurch ich einen riesigen Satz in die Luft machte.
Ich drehte mich um und war bereit denjenigen zu schlagen, doch meine Hand wurde gegriffen, bevor sie denjenigen erreichen konnte.
"Cas!"
Der Engel im Trenchcoat sah uns an. Er sah wütend aus.
"Was macht ihr hier?", fragte er.
"Wie, was macht ihr hier? Was machst du hier?"
"Dean, ich bin nicht zum Spaß hier. Ihr seid in Gefahr, ihr alle. Was macht ihr also noch hier? Ich habe versucht euch bescheid zu sagen. Es wimmelt hier nur so vor Dämonen."
Das war uns auch gerade klar geworden. Cas erzählte uns im Endeffekt nichts neues, aber er machte uns die Tatsache noch einmal klar.
"Ihr müsst hier weg, sofort!" Seine Stimme war fest und entschlossen, genau wie sein Gesicht.
"Okay, was ist jetzt dein Plan, Cas?", fragte Dean mit seiner unglaublich tiefen Stimme.
"Ihr müsst hier weg. Vor allem müsst ihr Jayde hier wegbringen!"
Sam überlegte kurz.
"Okay, Dean holt unsere Sachen und den Wagen. Wir gehen rein und holen Jayde's Sachen. Okay? Bekommst du das hin?"
"Natürlich schaffe ich das, Sammy. Ich bin ein ausgebildeter Jäger und kann gut auf mich allein aufpassen.", sagte Dean stolz, während er unglücklicherweise gerade über seine eigenen Füße stolperte.
Sam schüttelte mit dem Kopf.
"Okay, ich geh mit Dean. Cas, du bleibst bei Jayde. Zur Not verschwindet aus der Stadt, wir holen euch ein."
Ehe Cas oder ich etwas erwidern konnten, hatten sich die Zwei schon weit entfernt. Man, konnten die Zwei vielleicht sprinten...
Die Stimme von einem der Brüder hallte noch über die Straße. Ich konnte allerdings nicht genau sagen von welchem sie kam
"Wir beeilen uns!"
Für einen Moment war ich noch überfordert mit der Situation und es hätte auch locker noch einige gebraucht, um mich wieder ganz zu sammeln, aber da hatte ich die Rechnung ohne Cas gemacht.
Er packte mich am Arm.
"Wir sollten uns auch beeilen."
Mit einem Nicken meinerseits als Zeichen, machten wir uns schnellen Schritts auf zum Hotel. Niemand war davor zu sehen. Auch in der Eingangshalle oder der Rezeption war niemand.
Ich hätte nachgefragt, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass sie tot oder besessen waren und ich die momentane Situation nicht kennen würde.
Cas und ich schlichen über den Gang, langsam und vorsichtig, bis wir zu meinem Zimmer kamen.
Ich schloss die Tür hinter uns ab, während Cas Salz vor den Fenstern und dann auch vor der Tür ausstreute.
So schnell wie es mir nur irgendwie möglich war, holte ich meine Tasche unter dem Bett hervor und sammelte alle meine Sachen zusammen.
Cas machte Druck und das nicht zu Unrecht. An der Tür rüttelte und hämmerte es lautstark.
Mittlerweile war ich total in Panik, aber selbst dafür war keine Zeit. Ich musste konzentriert bleiben. Fokus auf die wichtigen Dinge.
"Bist du fertig? Wir haben keine Zeit mehr!", fuhr Cas mich förmlich an.
"Ja, okay. Ich hab alles."
"Gut, wir gehen über die Feuertreppe. Halt deine Waffe bereit..."
Der Engel ließ eine silbern glänzende Klinge, ungefähr so lang wie ein Unterarm, aus seinem Ärmel in seine Hand gleiten. Wir würden wohl nicht so einfach hier raus kommen. Ich zog meine ebenfalls silberne Handwaffe und entsicherte sie.
Dean und Sam würden wohl gleich hier sein, bis dahin hieß es aushalten.
Es war trotzdem merkwürdig. Als wir reinkamen oder vorhin noch auf der Straße waren, war hier niemand zu sehen und nun waren hier auf einmal so viele von Dämonen besessene Leute?
Cas zog mich am Arm zur Tür ran, gleichzeitig riss er mich somit aus diesen Gedanken.
"Bereit?"
"Ja."
Er öffnete die weiße Hoteltür und schon wurde er von einem der Dämonen umgeworfen. Ihm fiel vor Schreck auch gleich die Waffe, seine Klinge, aus der Hand.
"Cas!"
"Kümmere dich nicht um mich! Lauf!"
Egal was Cas sagte, ich hob seine Waffe auf und stach sie dem Dämon, der auf ihm war und ihn würgte, durch den Nacken. Es blitzte ein paar mal kurz unter der Haut des eigentlichen Höllenbewohners, dann ging er zu Boden. Cas stand schnell auf. Einen Moment zum durchatmen und richten seiner Kleidung nahm er sich, dann verlangte er die Klinge zurück.
Die beiden anderen Dämonen, die beide mindestens genau so überrascht und sprachlos wegen der Wirkung des Dolches waren, erledigte der Engel im Trenchcoat mit Leichtigkeit.
Wir rannten über den Gang nach hinten, zur rostigen alten Feuertreppe, die sich wie eine Schlange um die Fassade des Hotels zog. Da es angefangen hatte zu regnen, war das Metall nass und rutschig. Jeder Schritt war schwer, im schlimmsten Fall sogar tötlich und besonders in diesen Schuhen war es kein Zuckerschlecken. Sie sahen vielleicht verdammt gut aus, aber für so etwas waren sie absolut ungeeignet.
Cas musste mir bei jedem Schritt helfen sicheren Halt zu finden. Es war schwer diese Treppe hinabzusteigen. Der Alkohol, meine unpassende Schuhwahl und der Regen waren eine schlechte Kombination, mal ganz abgesehen von den Dämonen, die mich am liebsten tot sehen wollten.
Ich hielt die Hände von Cas in meinen, während er mir Halt in der Dunkelheit gab.
Der Situation mochte es zwar geschuldet sein, aber ich konnte Cas nur zögerlich und vorsichtig nach dem Fragen, woran ich dachte.
"Hast du etwas rausbekommen? Also ich meine, warum diese Kerle hinter mir her sind?"
Er würdigte mich keines Blickes. Das Umfeld, die Umgebung war es, was er im Blick behielt.
"Wir reden später darüber."
Gerade als wir an der Hauswand entlang schlichen, war ein Hupen zu hören. Dean! Sam!
Cas blickte nach links und rechts. Anscheinend hatten die Jungs mit ihrem Trick nicht nur uns auf sich aufmerksam gemacht. Ungefähr 40 Dämonen bewegten sich auf das schwarze Auto zu, von dem man in der Dunkelheit nur das Licht der Scheinwerfer und die silbernen Details erkennen konnte.
"Entspann dich.", wies Cas mich kurzer Hand an und drehte sich zu mir.
"Was?"
Gerade so konnte ich meine Frage beenden, da berührte er mir mit zwei Fingern an der Stirn. Es war als würde ich durch Raum und Zeit transportiert. Mir wurde schlecht, schwindelig... Im nächsten Moment fanden wir uns auf einer Rückbank wieder. Wir saßen auf cremefarben oder beigen Leder, im Dunkeln schwer zu sagen. Dean und Sam waren vorne und bekamen von Cas die Anweisungen loszufahren.
"Los! Fahr schon!"
Dean drückte auf das Gas.
"Ich bin schon dabei!"
Das Auto ruckelte, als es einige der Dämonen überrollte und dann mit vollem Tempo aus der Stadt raus rollte. Ich hatte immer noch meine Tasche auf dem Rücken, was ich so gleich änderte. Mir war immer noch schlecht. Ich war zum einen Teil noch etwas betrunken, zum anderen aber auch viel zu fertig und panisch gewesen.
"Wo bringt ihr mich hin? Und wie geht es jetzt weiter?"
"Zu einem Freund. Bobby. Er weiß sicherlich was zu tun ist. Wenn nicht, weiß es vermutlich niemand..."

Himmel und Hölle - Supernatural Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt