12. Kapitel

3.6K 180 6
                                    

Harrys Sicht:

Auch die nächste Nacht kann ich nicht schlafen. Ich muss immer wieder an Amanda denken. An die SMS und wie sie versucht hat Frieden zu schließen. Ich bin mir nicht sicher, ob das nur ein weiterer von ihren miesen Tricks ist, oder ob das einfach ihre Art ist, mit den Dingen umzugehen.

Irgendwie bedeutet mir Amanda auch etwas, aber ich weiß nicht ob im positiven oder negativen Sinn. Aber ich will, das dass kein Trick ist und das wir uns vertragen können und danach dann... Keine Ahnung was danach wäre, aber wenn man ständig zum Ziel von irgendwelchen Lügen wird, dann ist das kein so tolles Gefühl.

Selbst wenn Amanda sich persönlich bei mir entschuldigen würde, wüsste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Aber ich versuche nicht mehr darüber nachzudenken, denn wenn ich noch länger wach bleibe, verschlafe ich morgen garantiert.

Als ich dann doch einschlafe, geistert Amanda trotzdem in meinen Träumen herum. Ich träume davon, wie sie mir an meinem ersten Schultag in der Umkleide die Klamotten klaut.

***

Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich total müde. Ich gehe in die Küche und frühstücke. Ich bin schon wieder viel zu spät und ich muss mich beeilen, wenn ich den Bus noch bekommen will.

Ich frage mich, ob Amanda wieder Bus fährt, denn ich habe sie bisher erst ein paar Mal im Bus gesehen. Wahrscheinlich nimmt ihr Vater sie sonst immer mit. Aber was wäre, wenn sie im Bus sitzt? Sollte ich mich neben sie setzen, so wie sie sich neben mich gesetzt hat? Was sollte ich denn dann machen. Sollte ich mit ihr reden? Ich sollte mir echt mal überlegen, wie es weiter gehen sollte, denn momentan wusste ich nicht mal, was ich wollte und was ich nicht wollte.

***

Natürlich ist Amanda nicht im Bus gewesen. Und darüber bin ich auch ein kleines bisschen froh, denn so musste ich mich nicht entscheiden, wo ich mich hinsetzten sollte. Auf dem Gang treffe ich Sammy. Ich habe ihn schon total lange nicht mehr gesehen und ja, er ist viel jünger als ich, aber trotzdem ist er einer meiner Freunde. Nur habe ich außer Niall und vielleicht auch noch Louis und Zayn eigentlich keine Freunde mehr.

Deshalb bin ich echt froh, Sammy mal wieder zu sehen. "Hi, Harry." Sammy lächelt mich an und ich lächele zurück. Für einen Moment habe ich meine Amanda-Probleme vergessen. Aber nur für einen Moment. "Wusstest du schon? Heute werden die Einladungen verteilt." Ich bin total verwirrt. "Was für Einladungen?" "Achso! Das kannst du natürlich gar nicht wissen. In ein paar Wochen hat Amanda Geburtstag. Und heute verteilt sie die Einladungen." Sammy wirkt ganz aufgeregt. "Na und? Warum willst du da denn umbedingt hin?" "Die ganze Schule wird da sein. Aber ich bekomme sowieso keine, weil Amanda nur die Älteren einlädt. Also sind das dann alle 15 bis 17 jährigen der Schule."

War ja klar, dass Amanda eine riesen Feier zu ihrem Geburtstag macht. Aber da fällt mir etwas auf. "Sammy, lädt sie dann wirklich alle ein?" Ich bin 17, also genau im Alter von Amandas anderen Gästen. Sammy merkt nicht worauf ich hinaus will. Er zuckt mit den Schultern. "Ja doch. Außer ein paar Ausnahmen."

Ich kann es einfach nicht verhindern, dass ich darüber nachdenke, ob ich so eine Ausnahme bin. Ich habe wahrscheinlich ein bisschen zu lange darüber nachgedacht, denn Sammy schaut mich komisch an. Schnell frage ich das erste, das mir einfällt. " Und äh... es ist doch bestimmt total aufwändig die ganzen Einladungen zu verteilen, oder?" "Ne. Gar nicht. Amanda und ihre 'Helfer' schieben die einfach ins Schließfach und wenn du eine Karte in deinem Schließfach findest, dann bist du eingeladen."

Am liebsten wäre ich zu meinem Schließfach gerannt und hätte es aufgerissen. Aber der Schulgong verhinderte meinen Plan. "Okay, Harry. Bis irgendwann mal. Ich muss jetzt los." Sammy verschwindet in der Menge aus Schülern und ich winke ihm schnell noch zu. Dann gehe auch ich in den Raum in dem ich jetzt Unterricht habe. Und genau an meinem Schließfach vorbei. Ich weiß nicht, was schlimmer wäre. Eine Einladung oder keine Einladung. Ohne mein Schließfach nur eines Blickes zu würdigen, gehe ich in Klassenzimmer. Amandas Platz ist leer. Wahrscheinlich verteilen sie und ihre Helfer gerade die Einladungen.

Amandas Sicht:

Ich laufe den Schulflur entlang. In ein paar Schließfächer stecke ich eine Einladung. An dem einen Schließfach bin ich vorbei gelaufen, aber ich habe keine Einladung rein gesteckt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es machen soll. Aber vorsichtshalber bin ich ihm ein paar Tage früher zu seinem Schließfach gefolgt. Ich weiß genau, welches seins ist. Und er würde wissen, dass ich ihm die Einladung gegeben habe. Und um ehrlich zu sein, würde ich ihn sehr gerne einladen. Denn vielleicht würde er mich dann endlich ernst nehmen und nicht alles, was ich sage als Lüge abstempeln.

Aber ich könnte es nicht ertragen, wenn ich ihn einlade und er nicht kommt. Dann hätte er etwas gegen mich in der Hand und das wäre gar nicht gut.

Ich bin schon ziemlich lange auf dem Gang und wenn ich nicht schnell zum Unterricht gehe, fällt mein Fehlen bestimmt auf. Ich drehe mich um und laufe wieder an diesem einen Schließfach vorbei. Doch kurz vor der Tür des Klassenzimmers bleibe ich stehen und renne den Gang zurück. Zurück zu seinen Schließfach. Und dann werfe ich die Einladung rein.

Harrys Sicht:

Der restliche Unterricht zieht sich lange hin. Als es dann endlich klingelt, stehe ich auf und packe meine Sachen ein. Ich muss jetzt an mein Schließfach und ich weiß nicht, was mich erwarten wird. Amanda ist erst ungefähr eine halbe Stunde nach Unterrichts beginn in das Klassenzimmer gekommen. Ich weiß nicht ob sie die Einladungen verteilt hat, aber ich glaube es schon.

Aber ich weiß nicht, ob ich eine bekommen habe. Vor mir machen Schüler ihre Schließfächer auf und halten rote Karten hoch. Die Einladungen. Alle freuen sich, die Mädchen spekulieren, was sie anziehen werden, wie sie sich schminken werden und, und, und. Ich laufe etwas schneller und als ich an meinem Schließfach stehe, öffne ich es nicht sofort. Wenn eine Karte da ist, muss ich entscheiden, wenn keine da ist muss ich es nicht. Wie im Bus. Wäre Amanda da gewesen, hätte ich mich auch entscheiden müssen. Wie einfach mein Leben ohne Amanda doch wäre.

Dann öffne ich mein Schließfach. Ein Stapel Bücher liegen da. Doch ich sehe keine rote Karte. Keine Einladung. Doch dann als ich mein Biobuch raushohle sehe ich sie. Die Karte. Sie ist hinter den Büchern gewesen. Also bin ich doch eingeladen. Als ich mich umblicke, sehe ich Amanda. Sie steht in einer Ecke, an ein paar Schließfächer angelehnt.

Sie weicht meinem Blick aus. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mich die ganze Zeit beobachtet hat. Sie wollte sehen, wie ich reagiere. Und jetzt ist es, mal wieder, an mir, zu entscheiden, wo ich sein möchte.

That Bad Gurl | wird überarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt