11. Kapitel

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Am nächsten Morgen will ich erst gar nicht aufstehen, so verstört bin ich. Die ganze Nacht ist Amanda durch meine Träume gegeistert und ich habe versucht ihre Taktik zu verstehen. Das hat schon einmal geklappt, als sie mich in den beiden Freistunden runtermachen wollte. Aber jetzt kann ich sie einfach nicht verstehen!

Vielleicht hat sie gemerkt, dass es Mittel und Wege gibt ihre Taten zu beweisen und hat deswegen jetzt Angst bekommen. Bei ihren Eltern bin ich mir ziemlich sicher, dass sie Amandas Tat nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Nachdem mein Wecker zum 4. Mal klingelt schlag ich ihn endgültig vom Nachtisch. Eigentlich mach ich das jeden Morgen so: Ich weiß auch nicht, wie der das überlebt.

Müde schleiche ich zum Frühstück, wo meine Mum uns leckere Pfannkuchen gemacht hat, die Gemma und ich so lieben. Schon seid wir klein sind, macht sie die nach dem Rezept meiner Urgroßmutter und ich kann immer noch nicht genug von ihnen bekommen. Sie schmecken einfach so wahnsinnig gut. Ich lasse mich auf den Stuhl neben Gemma fallen und lass es mir schmecken. Ich weiß, dass Mum die nur gebacken hat, weil sie weiß, dass es im Moment nicht einfach für uns ist mit dem ganzen Stress um Amanda und überhaupt. Gemma ist seit Anfang des Jahres auf der Suche nach einer eigenen Wohnung und hat noch nichts gefunden. Das ist sicher auch frustrierend. Ich denke, auch Mum geht es nicht so gut im Moment, aber danach fragt ja keiner. Wie lange hatte ich sie eigentlich schon nicht mehr "Wie geht's dir?" gefragt. Plötzlich kommen Schuldgefühle in mir hoch. Es geht nicht immer nur um mich und was ich brauche. Vielleicht sollte ich auch mal über meine Gefühle hinaussehen und die der anderen erfassen. Amanda fühlt sich im Moment auch nicht so gut wegen der ganzen Sache. Vielleicht sollte ich Mum mal fragen, wie es ihr geht. Vielleicht sollte ich Amanda noch eine Chance geben.

Amanda's Sicht:

"Das ist jetzt das letzte Mal, dass ich das sage..."

Das war das letzte was ich gestern Abend mitbekommen hatte. Danach habe ich meine Zimmertür zugeknallt, mich unter meiner Bettdecke verkrochen und meine Musik auf volle Lautstärke gedreht. Doch auch jetzt werden schon wieder Stimmen laut. Zumindest Dad's. Mum ist gestern Abend, so weit ich weiß, noch nach Hause gefahren, aber ich nehme an, dass sie gerade telefonieren. Ich will nicht der Grund sein, weswegen sie sich streiten. Die Trennung war schon zu viel für mich. Ich bin so erleichtert, dass heute Schule ist denn länger könnte ich es wirklich nicht hier aushalten. Ich renne zum Bus bin aber überpünktlich.

****

Nachdem ich eingestiegen bin, schaue ich mich nach einem Platz um. Ich entdecke Harry in der letzten Reihe und ohne groß nachzudenken, setze ich mich neben ihn. Er starrt zielgerichtet auf die Stuhllehne vor ihm ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Eigentlich macht er mich wütend, aber was hatte ich schon erwartet?! Er hatte nicht auf meine Nachrichten geantwortet, er hat gestern meine Tat bewiesen. Er mag mich nicht. Wieso habe ich mich überhaupt neben ihn gesetzt?

Harry's Sicht:

Ich kann es ihr einfach nicht sagen. Ich will verdammt noch mal mit ihr reden und ihr helfen, aber ich kriege einfach nicht den Mund auf! Normalerweise bin ich nicht schüchtern. Aber ich glaube was mich verstört ist, dass ein Teil von mir Amanda vergeben und nochmal von vorn anfangen will, während ein anderer Teil von mir noch nicht dazu bereit ist. Wie sollte ich auch dazu bereit sein?! Sie hat mir schon einiges angetan und das sollte sie nicht mit zwei SMS wieder gut machen können.

That Bad Gurl | wird überarbeitetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt