Kapitel 4

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Es ist einfach unglaublich. Die ganze Sache hier. Ich habe einen Bruder.

Zack

Zack

Zack

Zack

Sein Name schallt immer wieder durch meinem Kopf. Immer und immer wieder.

Zack...

Ich prägte mir das Bild ein. Jede einzelne Kontur.
Er ist auf dem Bild in der Mitte und rechts neben ihn steht ein Baum. Es sieht so aus als wäre es eine Schaukel am Baum. Da sind so zwei seile an den Seiten von ihm. Sonst sieht man nur noch grün und ein Haus im Hintergrund.

Er sieht Mum verdammt ähnlich. So ähnlich das es mir schon fast Angst macht. Es ist aber auch irgendwie schön, ein ebenbild von Mum...

"Hey? Hey? Hallo, Lexi?"

"Ähh bitte Was?"

Ich war wie in Trance und bemerkte gar nicht, dass Mrs. Collinson mit mir redete und mit der Hand vor meinem Gesicht rumfuchtelte.

"Hey, Lexi. Was ist, träumst Du?"

"Ähh ja entschuldige."

"Haha schon gut. Ich wollte dich fragen ob du Lust hast, in den Park zu gehen um einen Spaziergang zu machen. Etwas frische Luft wird dir gut tun."

Sie hat recht. Ich muss wirklich mal wieder an die frische Luft und da ich jetzt eh nicht besseres zu tun habe, kann ich ja auch ebend so gut Spazieren gehen.

"Ja ist gut, ich komme mit."

"Ja schön. Zieh dich warm an. Es hat geschneit und ziemlich kalt."

Wir waren jetzt schon seit 20 Minuten unterwegs, bis Mrs. Collinson endlich diese schreckliche Toten stille unterbrach.

... Wie witzig... Toten stille... Mum...

"Weißt du Lexi, ich kenne dich schon dein ganzes Leben lang. Ca. einen Monat nachdem du geboren wurdest, ist deine Mum neben an eingezogen. Ich habe ihr dabei geholfen, weil das alles natürlich alleine unmöglich zu schaffen ist.
Jedenfalls hat sie mir die Geschichte von deinem Dad erzählt. Und deinem Bruder.

"Sie wussten von ihm?"
Ich war komplett geschockt. Wieso wusste ich nie davon, aber sie als Außenstehende schon?
Jetzt wurden mir die Wort von Mrs. Larson erst bewusst.

..."Ihre Nachbarin sagte mir soeben, dass du einen Bruder hast, du ihn aber nicht kennst. Sie selber kennt ihn auch nicht, sondern hat nur einen Namen von ihm..."

"Lexi? Hey? Träumst du schon wieder?"

"Äh was? Achso  ja. Ne. Ja. 'Tschuldigung."

"Haha alles gut.
Ja ich wusste von deinem Bruder, aber Alice bat mich, mit dir nicht darüber zu reden, weil du es nicht weißt und es auch nicht wissen solltest."

"Aber wieso nicht?"

"Dein Vater ist gestorben. Er hatte einen Autounfall, als er auf dem weg zu Krankenhaus war, weil Alice in den wehen lag. Auf dem weg zum Krankenhaus ist er gestorben.
Nach dem deine Mum entbunden hatte und auch wieder mit dir zuhause war, haben die Eltern deines Vaters Alice damals eingeredet, das sie es nicht schaffen würde, sich um euch zwei zu kümmern und nahm Zack zu sich. Es fühlte sich für deine Mum richtig an, da sie wirklich überfordert war, aber als deine Großeltern mit Zack zur Tür hinaus waren, bereute sie es und wollte ihn zurück. Doch das war ging nicht. Sie haben deine Mum so manipuliert, dass sie freiwillig die Papiere unterschrieben hat und somit das Sorgerecht komplett auf ihnen übertragen hat.
Sie hat es die ganze zeit betreut und sich immer gefragt warum sie so dumm gewesen sei und es gemacht hat. Es war der schlimmste Fehler den sie je gemacht hat."

Nun rollten mir die Tränen, die ich versucht habe auszuhalten, doch über meine Wange.

Meine Verwandten von meines Vaters Seite, wollten nie Kontakt mit mir und meiner Mum. Ich habe mich immer gefragt warum und habe es nie begriffen.

"Lexi, nicht weinen. Bitte beruhig dich."

Ich könnte nicht anders. Die Erinnerung an meine Mum und das ganze mit Zack, war mir jetzt gerade zu viel.
Ich bin halt sehr sensibel und gefühlvoll. Ich kann einfach nicht anders. So war Mum auch.. gefühlvoll, sensibel, sie war der liebste Mensch den ich je kannte.

"Es ist alles okay. Komm wir gehen nachhause und dann koche ich dir noch einen Tee. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht zum weinen bringen."

"Schon ok."

Wir standen von der Parkbank auf, auf der wir uns als wir in den Park kamen, hingesetzt hatten und liefen nachhause.
Auf dem Weg gab sie mir ein Taschentuch um meine Tränen wegzuwischen und meine Nase zu schnauben.

Als wir wieder zuhause ankamen, war es schon langsam dunkel geworden. Es ist zwar erst 4:30pm, aber es ist Winter und da wird es nun mal schnell dunkel.

Wir saßen in dem Wohnzimmer, mit dem Tee in der Hand und Mrs. Collinson erzählte mir von meiner Mum.

"Es war Sommer, du warst 3 Jahre alt und hast in deinem Sandkasten gespielt. Deine Mum und ich, wie saßen an dem Tisch im Garten,  tranken Kaffee und aßen kekse und Kuchen. Wir waren so in unserem Gespräch verriet, als du plötzlich vor uns standest und dein Kinn voll mit Sand war. Wir fragten dich was du gemacht hast und als Antwort hast du einen Sandkuchen auf dem still gestellt und nur 'Kuchen' gesagt.
Als wir anfingen zu lachen, hast du so herzhaft mit gelacht. Die Augen deiner Mum haben geleuchtet. Sie war in diesem Moment so unendlich glücklich."

Sie machte eine kurze Pause und sprach dann weiter.

"Sie liebte dich so unendlich doll."

Als Antwort schenkte ich ihr ein Lächeln.

"Weißt du Lexi, deine Mum hat sich so doll um dich gekümmert und hatte so Angst dich auch noch zu verlieren. Sie hat dir das mit deinem Bruder nie erzählt, weil sie auf sich selbst so wütend und enttäuscht war. Sie hatte auch Angst, dass du sie verurteilst uns böse auf sie wärst. Glaub mir, die hat es zu tiefst bereut, sowas getan zu haben."

Ich nickte nur. Ich war zu sehr in Gedanken versunken.
Ich verzeihe ihr. Ihr würde etwas eingeredet was sie niemals wollen würde.
Mein Vater ist gestorben und sie war mit uns beiden alleine.
Sie war Psychisch labil.
Ich liebe meine Mum. Ich verzeihe ihr. Ich finde meinen Bruder!

"Lexi?"

"hm?"

"Die Beerdigung von deiner Mum ist in 5 Tagen. Ich habe mich darum gekümmert, okay?"

"Ja okay."

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Ein ganz neues LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt