Dieses Mal muss ich nicht lange überlegen, um Harry den Helm abzunehmen und diesen direkt aufzusetzen.
„Freut mich, dass ich nicht wieder meinen natürlichen Charme einsetzen muss, um dich zu überzeugen", lacht Harry, während er bereits dabei ist, es sich vorne auf dem Moped bequem zu machen.
„Das hat nichts mit deinem Charme zu tun", scherze ich und Harry hebt skeptisch die Augenbrauen. „Das größte Charisma hat noch immer Molly selbst", erkläre ich.
Einen kurzen Augenblick überlegt Harry, um mir dann breit grinsend zuzustimmen und liebevoll seinen Roller zu tätscheln. Ich steige hinter ihm auf das Gefährt. Leider ist mein heutiges Kleid zu eng, wodurch ich nicht wie beim letzten Mal einen Knoten in den Stoff machen könnte.
„Warum trage ich immer ein Kleid, wenn ich anschließend auf Molly steige", frage ich mich selbst laut.
„Vielleicht magst du es, den Fahrtwind zu spüren", lacht Harry und als er meinen strafenden, aber nicht ganz ernst gemeinten Blick bemerkt, hebt er entschuldigend die Hände.
„Du könntest dich ja wie eine Dame auf einem Pferd hinsetzen", überlegt Harry stattdessen laut und versucht mir auf diesem Weg eine Alternative aufzuzeigen.
Doch diese Möglichkeit scheint mir dann doch zu waghalsig, also bleib ich schlussendlich bei der altbewährten Variante. Bevor wir losfahren, ermahne ich Harry jedoch, dass er sich gar nicht umdrehen soll. Mein Kleid ist recht weit nach oben über meine Oberschenkel gerutscht und es wäre mir unangenehm, wenn er mich so sehen würde.
Harry schwört auf das Wohl von Molly und somit glaube ich ihm, dass er sich an sein Versprechen halten wird.
Meine Arme schließe ich wieder um seinen athletischen Oberkörper. Wie auch schon bei unserer letzten gemeinsamen Fahrt genieße ich seinen Geruch und die Wärme. Trotzdem ist etwas anders. Beim ersten Mal war ich viel zu sehr von meiner Angst vor dem Neuen abgelenkt. Hatte während der gesamten Tour die Augen fest zusammengekniffen und Stoßgebete in den Himmel geschickt, dass uns nichts passieren mag. Doch heute sehe ich wie die Lichter an uns vorbeiziehen, als wir die Straße entlangfahren. Kann von der Seite aus erkennen, dass Harry ein zufriedenes Schmunzeln zeigt. Eines, wie es im Augenblick auch bei mir zu sehen ist. Ich genieße das Gefühl, einen Moment lang frei zu sein und mich nur auf das Jetzt zu konzentrieren und alles, was so furchtbar schiefläuft einfach auszublenden.
Nach einer Weile verlässt Harry die Hauptstraße und biegt auf einen befestigten Weg ab, der direkt in die Berge und Wälder der Insel zuführen scheint.
„Wo fährst du hin?", frage ich zum ersten Mal, da Harry wohl doch nicht, wie ich zuerst angenommen habe einfach nur eine Runde drehen will, sondern augenscheinlich ein Ziel ansteuert.
„Ich will dir etwas zeigen", ruft er mir gegen den Fahrtwind zu und ich weiß, dass ich nicht weiter fragen muss, da Harry mir sicherlich nicht verraten wird, wo es hingeht.
Doch der Fahrer ergreift noch einmal das Wort.
„Streck mal die Arme zur Seite aus", fordert er mich auf und ich frage ihn perplex ob er will, dass ich vom Moped falle.
Als Antwort erhalte ich ein Lachen und Harry verspricht mir, dass er das Tempo drosseln wird, damit mir nichts passiert und sofort merke ich, dass er langsamer wird.
„Ich mach das nicht", beharre ich weiterhin auf meiner Entscheidung und verstärke den Griff um seinen Oberkörper.
„Wenn du es nicht machst, dann mach ich es", stachelt er mich weiter an und nimmt bereits einen Arm vom Lenker, um mir zu verdeutlichen, wie ernst es meint.
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Opposing Worlds || Band I
FanfictionViktoria lebt in einer Welt, die es ihr nicht erlaubt sich zu entfalten. Ihr ganzes Leben lang ist sie den hohen Erwartungen ihrer Eltern ausgesetzt, welchen sie auch nicht entkommen kann, obwohl sie bereits in einer scheinbar glücklichen Partnersch...