Es war Anfang September, als ich sie das erste Mal sah.
Das neue Schuljahr hatte gerade angefangen, welches stets mit dem großen Wiedersehen verbunden war. Die Schüler fielen sich teils lachend, teils kreischend in die Arme und begannen sofort eine aufregende Konversation über die Abenteuer und Erlebnisse des Sommers.
Über ein dutzend Gruppen waren auf dem Hof verteilt, mit einem Grinsen im Gesicht und einer Erzählung auf den Lippen.
Bis auf sie.
Sie stand ganz alleine, teilnahmelos am Zaun, unter dem Apfelbaum. Niemand gesellte sich zu ihr, niemand schien sie zu bemerken. Ihre dunkle Kleidung glich dem Stamm, und ihre roten Haare den Äpfeln, die zwischen den grünen Blättern hervorlukten.
Ich wollte mich zu ihr begeben, sie nach ihren Ferien fragen und ihr Gesellschaft leisten. Gerade als ich mich aus der Gruppe lösen wollte, tippte mich ein Kumpel an und begann, mir seinen Urlaub zu berichten. Während er erzählte, schweifte mein Blick ständig zu dem Mädchen und ich bekam kaum etwas von seinen Erzählungen mit.
Als es klingelte und alle Schüler widerwillig ins Gebäude trabten, drehte ich mich ein letztes Mal zu ihr um.
Doch statt dass sie der Menschenmasse folgte, blieb sie einfach stehen.
Und sie pflückte sich einen Apfel und ging.
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Apfelmädchen
Short StorySie pflückte sich einen Apfel und ging. Das tat sie jeden Tag. Jeden, bis auf den letzten. - 2. Teil: "Birnenjunge" - {#22 in Kurzgeschichten; 05.04.18}