"Ach ihr könnt mich doch alle mal!", rief ich gerade noch bevor ich mit voller Wucht die Haustür des geräumigen Einfamilienhauses, meines Zuhauses hinter mir zu schlug. Nein. Stop. Nicht mein Zuhause. Es war nur das Haus meiner Eltern.
Wütend stapfte ich durch den, trotz zweier Gärtner, vermatschten Vorgarten und wischte mir genervt dir Tränen unter den Augen weg. Ich wollte nicht weinen, nicht wegen meinen Eltern, die waren es einfach nicht wert. Es regnete. Und das schon seit Tagen. Wie so typisch Mitte November. "Warum klemmt dieses Scheißteil auch immer?", fluchend zerrte ich an dem eigentlich neuen Gartentürchen und kletterte kurzerhand darüber als es sich nicht öffnen ließ. Danach zog ich mir die Kapuze meines schwarzen oversize Sweaters über den Kopf und steckte meine Hände tief in die Bauchtasche. So beschleunigte ich meine Schritte, wohl wissend dass meine Mutter mir enttäuscht durch das Fenster hinterher sah. Sofort machte ich mich auf den Weg zu Ardy.Endlich! Endlich stand ich vor dem kleinen runtergekommenen aber doch gemütlichen Reihenhaus, welches Ardy mit seiner Mutter und seinen fünf jüngeren Geschwistern bewohnte. Inzwischen war es schon ungewöhnlich finster für 17:00 am Nachmittag. Grinsend betrachtete ich das kleine bunte Plastikwindrad, welches in einem der verblühten Blumenkästen steckte und sich munter im pfeifenden Wind drehte.
Ich kramte den Schlüssel heraus, welchen mir Ardys Mutter ,mit der Info dass ich immer und jederzeit herzlich willkommen war, schon vor einer Ewigkeit zugesteckt hatte. Also schloss ich die Tür auf und atmete den mir so allzu bekannten Geruch nach Apfelpfannkuchen und Zimt ein. Belustigt schaute ich den engen Flur entlang wo überall verstreut Schuhe, Schulranzen und
Turnbeutel lagen und betrat die kleine Küche, in welcher Ardys Mutter gerade mit der kleinen Liv rangelte. Diese wollte anscheinend partout ihren Möhrenbrei nicht essen. "Hallo Luna! Du bist ja völlig durchnässt...", Ardys Mutter schaute auf und unterbrach das Gerangel mit ihrer kleinsten Tochter um mich in den Arm zu nehmen. " Hi", war meine einfache Antwort.
"Ua! Ua!", kam begeistert von der kleinen Liv, welche wie verrückt in ihrem Kinder Hochstuhl herumzappelte und mit ihrer kleinen Hand mit voller Wucht in den Teller mit Brei vor ihr patschte, sodass ihr speckiges Gesicht nun voller kleiner orangener Sprenkel war. Ardys Mutter lächelte milde und sagte seufzend: " Na gut, also ich kümmere mich mal weiter,dass dieser kleine Spatz hier endlich sein Abendessen bekommt. Und du willst wahrscheinlich Ardy besuchen, mh?"
"Ja. Ja das hatte ich eigentlich vor. Ich gehe dann wohl mal hoch.", schnell winkte ich noch Liv. Doch diese wühlte sich schon weiter durch ihren Möhren Brei.Vorsichtig tapste ich wieder in den Flur, im Vorbeigehen warf ich einen schnellen Blick in das Wohnzimmer. Dort saßen im Halbdunkel zwei seiner anderen Geschwister vor einem flimmerndem alten Röhrenfernseher. Ardys Zimmer war im ersten und damit auch im letzten Stock. Ich stieg die schmale Holztreppe hinauf welche bei jeder dritten Stufe ein mehr oder weniger lautes Knarzen von sich gab. Kaum war ich oben angekommen stolperte ich über eine zusammengeknüllte Regenjacke und konnte mich noch gerade so am Treppengeländer festhalten, ohne dass ich die Treppe gleich wieder rückwärts runter stürzte. " Ah fuck", fluchte ich leise und begann mich aus der Regenjacke zu entwirren. "Hey! Was machst denn du hier im Dunkeln? " Oah. Endlich. Wie ich seine Stimme vermisst hatte. Glücklich schaute ich auf in Ardys Gesicht als er auf mich zukam, sich zu mir runter beugte und mir erstmal einen leichten Kuss auf den Mund gab. Ein leichtes warmes Kribbeln breitete sich in mir aus. "Also eigentlich will ich zu dir... Ich hab mich nur kurz unten noch mit deiner Mutter unterhalten. Die war aber sehr damit beschäftigt, Liv davon abzuhalten sich nicht völlig mit Karottenmus einzureiben", erklärte ich lachend. Er stimmte mit einem leisen Giggeln mit in mein Lachen ein. Dieser Moment. Ich genoss ihn gerade so sehr. So geborgen hatte ich mich in den letzten Tagen echt selten gefühlt.
" Na komm. Du willst hier doch nicht auf dem Treppenabsatz versauern oder?", fragte er mich mit leichtem Grinsen. Also stand ich auf und folgte ihm in sein Zimmer.

DU LIEST GERADE
Lunardy oneshots
Hayran KurguEine Szene, die sich mein Kopf abends im Bett noch ausgedacht hat und bei der ich irgendwie das Gefühl hatte sie aufschreiben zu müssen. Das ist meine erste Geschichte bzw. ja eher eine Szene. Also bitte seid nicht allzu streng mit mir ^-^