Die Verfolgung beginnt

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Atima verschlief den ganzen  Morgen und wachte erst am späten Nachmittag wieder auf. Noch müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und bemerkte Mana, die neben ihrem eigenen Bett schlief. Das dunkelhaarige Mädchen hatte sich aus mehreren Kissen eine Unterlage zusammengewürfelt. Atima schüttelte Mana an der Schulter und weckte sie somit auf. Mana sah genauso schlimm aus wie Atima sich gerade fühlte. Bevor sie eingeschlafen war, hatte sie eine ganze Weile vor sich her geweint. Jetzt fühlte sie sich auch nach diesem Schlaf immer noch erschöpft und fast sogar kraftlos.
„Mana alles okay?" Sie sah die Brünette etwas besorgt an. Atima wusste Mahad und Mana waren sich sehr nahe gewesen. Nicht nur als Meister und Schülerin, sondern auch als alte Freunde. 
„Naja den Umständen entsprechend bin ich okay.", antwortete ihr Mana und rieb sich selbst die Augen. „Isis hatte mir aufgetragen heute eine Totenwache zu halten für Mahad. Da er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie hatte, wurde mir es aufgetragen, da ich seine Schülerin war." Mana wischte sich die langen, braunen Haare aus dem Gesicht. Sie hatte eine typische Bettfrisur und versuchte diese momentan zu bändigen. „Das Ritual hat mir irgendwie gut getan. Ich bin dankbar und glücklich, dass Isis mich für diese Aufgabe ausgewählt hat."
„Sie hätte keine bessere Person für das wählen können. Ich weiss ja wie nahe du zu Mahad gestanden bist." Atima sah das Mädchen an. Es war Mana anzusehen, dass dies ein grosses Kompliment für sie war. Mana vergrub kurz ihr Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf
„Danke dir Prinzessin."  Mana sah dann Atima direkt in die Augen. „Genug von mir im Moment, wie geht es dir?" Mana setzte sich neben Atima auf dem Bett. Unsicher sah sie Mana an. Sie hatte gewusst, dass diese Frage sicher kommen würde, wusste aber nicht genau wie sie darauf antworten konnte.
„Mir geht's... gut." Ihre Gefühle konnte sie momentan nicht ganz einordnen.  Sie war sich peinlich bewusst, dass dies eigentlich der Lage entsprechend, keine sehr klare oder passende Antwort war, aber ihr fiel nichts Besseres ein. Mana sah sie etwas gedankenverloren an aber gab ihr ein beruhigendes Lächeln zurück.
„Keine Sorge. Ich glaube ich weiss wie du dich fühlst." Mana lehnte sich zu Atima rüber und gab ihr eine grosse Umarmung. Sie liess aber bald wieder los und stand dann auf.
„Nun ich muss dann mal los. Mir wurde nur erlaubt so lange hier zu bleiben, bis du wach bist und wir kurz miteinander geredet hatten. Ich informier deine Zofen dass du wieder wach bist. Wir sehen uns hoffentlich bald wieder." Mana winkte Atima noch zum Abschied und eilte aus dem Raum raus. Keine zwei Minuten später, waren Atimas drei Zofen aufgetaucht und begannen sich wieder um sie zu kümmern.

Einen Tag später sass Atima an ihrem Arbeitstisch und liess ihre Fingernägel über die auf aufpolierte Holzfläche kreisen. Seit sie am vorherigen Tag aufgewacht war, war ihr es nicht erlaubt ihr Zimmer zu verlassen. Sie hätte zwar schon genug im Raum um sich zu unterhalten, genug Schriftrollen und andere Beschäftigungen waren vorhanden, aber ihr störte sie Tatsache, dass ihr überhaupt nichts mitgeteilt wurde. Zwei Wachen waren vor ihrem Zimmer postiert und hinderten sie daran wegzugehen. Nicht einmal der Pharao kam kurz vorbei um nach ihr zu sehen.
Plötzliche Stimmen aus Richtung der Türe liessen Atima Aufsehen. Priester Seth betrat das Zimmer und verbeugte sich vor ihr.
„Prinzessin, es freut mich zu sehen dass es euch besser geht nach gestern. Isis hatte mir mitgeteilt unser Verlust hatte euch zutiefst bedrückt." Da Seth um einiges grösser war als Atima, blickte er auf sie hinab. Etwas nervös wich Atima seinem Blick aus. Seine blauen Augen und sein Gesicht erinnerten zu stark an Seto Kaiba, mit dem sie sich überhaupt nicht verstand und dies machte sie etwas ruhelos. 
„Mir wurde mitgeteilt, ihr habt einige Male versucht euer Zimmer zu verlassen. Wir alle sind zutiefst bestürzt über dieses Ereignis, aber ich bitte euch keine Gedanken über die Sache zu verschwenden. Wir Hohepriester kümmern uns um diese Sache."
„Ich solle mir keine Gedanken über die Sache mehr machen, aber dennoch sperrt ihr mich hier in meinem Zimmer ein." Seths Augen weiteten sich etwas vor erstaunen, als Atime seinen Blick mit eiskalten Augen erwiderte.
„Ihr scheint nicht gerade erfreut zu sein."
„Nein, bin ich nicht. Ich kriege keine Informationen über die Situation im Palast oder wie es um Bakura steht. Ich bin auch ein Teil von diesem Ganzen, deswegen will ich Antworten." Priester Seth schien so was wie Mitleid mit Atima zu haben und seufzte.
„Nun gut wie ihr wollt. Bakura ist, wie es scheint aus der Grabstätte entkommen. Er macht seinem Namen als König der Diebe zu unserem Bedauern alle Ehre. Momentan sind wir dabei die Stadt nach ihm zu durchforsten und hoffen ihn bald zu finden. Mehr darf ich euch leider nicht mitteilen Prinzessin."
„Und warum nicht?" mit den Armen vor der Brust verschränkt und blickte Atima Seth immer noch düster an.
„Bedaure, aber das sind die Anweisungen vom Pharao." Alle Anspannung in Atimas Körper entwichen ihr nach dieser Antwort. Sie richtete ihren Blick kurz auf den Boden bevor sie sich entschuldigte.
„Nun wenn das so ist, dann kannst du nicht gegen seine Anweisungen gehen." Atima drehte sich ab und lief in Richtung des Balkons. Seth nahm dies als die Aufforderung, sie in Ruhe zu lassen. Er verbeugte sich nochmals aus reiner Höflichkeit und verliess darauf den Raum.
Atima lehnte sich gegen die steinerne Mauer. Sie atmete einmal tief ein und wieder aus. Aus reinem Respekt vor dem Pharao, würde sie nicht weiter nach Antworten bohren. Diese ganze Sache ging zwar ihm und sie an, da sie beide in das Geschehene gezogen wurden, aber sie kannte den Pharao. Er wollte sie aus dem Ganzen so gut wie möglich raushalten, damit ihr nichts passierte. Solange sie ihn schon kannte war er so. Er wollte seine Freunde schon immer vor Gefahren beschützen wenn er konnte. Sie hatte es schon in der Vergangenheit gesehen, als er alleine gegen Rafael gekämpft hat, ging er ohne seine Freunde los, um diese nicht mit reinzuziehen. Leider ging das Ganze von hinten los und es passierte mehr Schaden als er es eigentlich wollte. Er und Yugi waren sich viel ähnlicher als die beiden manchmal behaupteten. Atima lächelte vor sich her bei diesem Vergleich. Nachdenklich fiel ihr Blick dann auf die ungewöhnliche Struktur die über die Stadt am Himmel schwebte. Dieses war eine Pyramide die, wie es schien, aus einem Portal zu kommen schien. Dunkle Wolken umringten den oberen Teil der Struktur. Sie und der Pharao hatten sich schon gefragt was das war. Es schien als könnten nur sie es sehen, da Atima schon ihre Zofen und die Wachen ausgefragt hatte, aber niemand sonst schien es sehen zu können. Das Geräusch von aufeinandertreffendem Metall lenkte sie von ihren Gedanken ab und ihr Blickfeld richtete sich jetzt gegen den Boden. Auf dem Platz unter dem Balkon hatten zwei Wachen ein Trainingsmatch gegeneinander angefangen. Gebannt schaute Atima dem Spektakel zu, es war nicht jeden Tag, dass man so was sehen konnte. Als der Erste Sieger bekanntgegeben wurde, klatschte Atima sogar laut mit den Händen. Die Wachen bemerkten dies natürlich und sahen zu ihr hoch. Etwas peinlich berührt bedankten sich die Wachen für den Applaus mit einer Verbeugung, machten aber gleich danach mit den Übungen weiter, während Atima das Ganze mitverfolgte.

In der Nacht wälzte sich Atima von einer Seite auf die andere. Sie war einfach nicht in der Lage richtig einzuschlafen. Die Nacht war still bis auf das heulen des Windes hie und da. Atima zog ihre Bettdecke über den Kopf und rollte sich darunter zusammen. Zu viel war in den letzten Tagen passiert und es schien als könnte ihr Gehirn die Geschehnisse nicht ganz ohne Probleme verdauen. Verschiedene Fragen gingen ihr durch den Kopf und hielten sie dabei wach. Die letzten Nächte hatte sie nur ohne Probleme geschlafen, da ihr Körper und Geist immer einfach zu erschöpft gewesen war. Sie seufzte und schloss ihre Augen ein weiteres Mal, in der Hoffnung doch noch etwas Schlaf zu kriegen.

Sie war gerade dabei in einen leichten Schlaf zu fallen, als ihre Ohren ein Geräusch vernahmen. Als ein plötzliches Gewicht gegen ihren Körper drückte, öffnete sie ihre Augen schlagartig. Eine Reihe von weissen Zähnen grinsten ihr ins Gesicht und dunkle Augen sahen auf sie herab. Bakura hatte sich in ihr Zimmer geschlichen und hielt sie mit seiner ganzen Kraft gegen das Bett indem er sich auf ihren Oberkörper gesetzt hatte. Atima schnappte erschrocken nach Luft und wollte losschreien, ihr ungebetener Gast aber hielt ihr eine Hand vor dem Mund um den Schrei zu dämpfen.
„Sachte meine Liebe. Wir wollen ja nicht dass wir zwei gestört werden." Seine Worte liess Atima zusammenzucken. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber er gab nicht locker.
„Du bist genauso nervig wie ich es in Erinnerung hatte." Bakura liesss seine freie Hand unter seinem Mantel gleiten und holte einen Dolch hervor. Atima schauderte, aber liess sich nicht von der Angst leiten. Sie versuchte sich weiterhin aus seinem Griff zu befreien und als er sich für eine Sekunde ablenken liess, um sie wieder zu bändigen, biss sie ihm in die Handfläche. Er jaulte kurz auf, hatte sich jedoch schnell wieder gefasst, da er schwere, schnelle Schritte in den Gängen hörte. Kurz darauf stürmten zwei Wachen in samt dem Pharao ins Zimmer.
„Ich dachte, wir hätten mehr Zeit zum Spielen bevor wir unterbrochen sein würden meine Liebe." Bakura packte Aitma und zog sie aus dem Bett raus, sein Dolch ihr an die Brust gerichtet.
"Bakura, lass sie los! Sie hat mit der ganzen Sache hier nichts zu tun." Der Pharao machte einige Schritte im Richtung Bakura während dieser immer weiter in Richtung Balkon rückwärts ging und Atima mit sich zog.
"Ich muss dir leider Widersprechen, sie hat viel mehr mit dem Ganzen zu tun als du glaubst. Nun denn." Bakura war inzwischen auf dem Balkon angekommen. "Wenn du deine kleine Schwester wieder zurückhaben willst, musst du sie schon holen kommen." Mit dem Ende des seines Satzes schwung Bakura Atima auf seine Schulter und sprang über den Geländer. Atima schrie erschrocken auf, aber Bakura landete ohne Probleme auf den Boden und fing an zu rennen.
"Nein! Holt mir ein Pferd, sofort!" Der Aufschrei vom Pharaoh liess Atima aufblicken. Der Anblick von Diabound über ihrem Kopf liess ihr das Blut in den Adern gefrieren. Diabound sah anders aus und strahlte eine noch stärkere Aura aus. Gemäss das, was sie in den Büchern gelesen hat, sollte eine so schnelle Veränderung einer Ka-Bestie aber nicht möglich sein.
Bakura hielt plötzlich im Lauf inne und schmiss Atima auf den Boden. Sie hatte kaum zeit sich nochmals zu wehren, als er begann ihre Hände mit einem Seil zusammenzubinden. Er packte sie danach ein weiteres Mal und legte sie wie ein Sack auf den Rücken des Pferdes, welches nun neben ihm stand. Bakura schwang sich dann  in den Sattel und spornte sein Tier an. Im vollen Galopp drehte er sich kurz zu ihr rum und lachte höhnisch auf.
"Nun denn Prinzessin, ich hoffe ihr werdet diesen kleinen Ausflug mit Todesspektakel geniessen!"

Eine Reise in die Erinnerungen der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt