Kapitel 6

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Eine Woche ist seitdem vergangen. Eine Woche in der ich mich so verloren fühlte, wie noch nie. Ethan war noch immer nicht aufgewacht. Immer wieder keimte der Zweifel, dass er doch nicht mehr wach werden würde. Aber ich wusste es besser. Er würde es schaffen. Trotz allem hörte der Gedanke nicht auf zu flüstern. Der Gedanke, dass er aufgeben wollte. Das er sterben wollte. Tatsache war, dass Ethan diese Entscheidung treffen musste. Eine Entscheidung, die nur er selbst treffen konnte. Die Entscheidung, die ich schon getroffen hatte.

In meinem Kopf herrschte Krieg. Ich begann das Geschehene zu akzeptieren. Tränen fühlten sich schon beinahe nartürlich. Ich akzeptierte die Realität. Eine Realität, ohne meine Familie. Alles hatte sich geändert. Nie mehr würde Ma's Hand über meine Haare streichen, niemals mehr würde ich mit meinem kleinen Bruder streiten können, mit meiner besten Freundin lachen , oder mit Pa an dieser verdammten Rostlaube rumschrauben. Momente, die ich für selbstverständlich nahm. Wieder kamen Tränen. Niemals hätte ich erwartet, dass es von einer Senkunde auf die andere anders sein könnte. Ich war eine Idiotin. Ich akzeptierte es zwar, aber das bedeutete nicht, dass es weniger schmerzte.

Louise. Mit ihr hatte ich seit jenem Tag nicht mehr gesprochen. Ich sah sie auch kaum, was mir aber auch irgendwo egal war, sogar willkommen. Ich war ihr zwar dankbar dafür, dass sie uns half, aber für das, was sie getan hatte, würde ich sie immer verachten. Sobald Ethan seine Entscheidung getroffen hatte, würde ich hier verschwinden und mich nicht mehr nach ihr umdrehen. So schwer es mir auch fallen würde. Mit oder ohne Ethan. Seit Tagen saß ich an seinem Bett und hoffte.

Es war schon seltsam. Vor all dem mochten wir uns noch nicht einmal. Und jetzt saß ich hier und hielt seine Hand, während ich mir wünschte, dass er aufwachen würde.

„Ethan, ich weiß es ist schwer, aber bitte. Ich flehe dich an, lass mich nicht alleine"wisperte ich, während ich aufschlurzte. Ich wusste nicht, ob er mich hören konnte, aber ich hoffte es. Ich fürchtete den Kampf, den er kämpfte. Er musste es wollen. Aber tat er das? Ich zweifelte. Für mich war es schon schlimm, aber er war ein Beta. Für ihn musste es,um einiges schlimmer sein, für seinen Wolf schmerzhafter und für seinen Willen eine unbesiegbar wirkende Schlacht. Ich atemete aus. „Egal, was du grade tust, denke daran, dass hier noch jemand auf dich wartet, hörst du das? Du bist mein Beta! Es ist deine verdammte Pflicht auf mich aufzupassen!" redete ich weiter, während die Verzweiflung in mir schrie. „Dein Weg ist noch nicht vorbei." hauchte ich schlussendlich, als ich mein Gesicht auf unsere Hände sinken ließ.

„Das weiß ich" flüsterte jemand. Ich schreckte hoch. Mein Blick traf den matten von Ethan. Ich strahlte. „Du bist geblieben...". Er hatte mich nicht allein gelassen. Erleichterung überkam mich. Erstmals spürte ich, wie schwer diese Ungewissheit wirklich auf mir gelastet hatte.

„Einer muss ja auf dich aufpassen"lächelte er schwach. Ich fiel ihn um den Hals. Ich spürte seinen Arm, der mich leicht an ihn drückte. „Ich danke dir, ich danke dir so sehr" lachte ich zwischen meinen Schlurzern.

*

„Wolltest du sterben?" fragte ich irgendwann. Er zögerte.

„Ja" In seinem Blick blitzte Reue. „Warum bist du geblieben?" fragte ich weiter, als er stockte. „Ich weiß nicht. Ich konnte es einfach nicht" Ich beließ es dabei, er schien es mir nicht erzählen zu wollen. Vielleicht war das auch gut so. Eine Sache weniger, worüber ich mir den Kopf zerbrechen musste.

„Ethan?"

„Hm?"

„Wir müssen hier weg"

„Morgen. Morgen werden wir gehen, dann werden wir sehen, wie es weiter geht. Jetzt sollten wir schlafen" gähnte er, während er sich streckte. Ob er morgen in seinem Zustand schon verschwinden könnte? Ich zögerte. „Ethan..?" Ich ließ die Frage in der Luft hängen. Mein Blick unruhig. Er lächelte, während er ein Stück zur Seite rückte und die Decke hob. Meine Mundwinkel hoben sich. „Danke"

Die Kälte, die zur Gewohnheit geworden war, schien langsam zu weichen. Ich sprach mein letztes Gebet für diesen Abend. Selene, ich bitte dich. Lass uns glücklich werden.

*

„Ihr wollt wirklich gehen?" Der Morgen graute noch, als wir aufbrachen. Louise schien müde, aber das vernahm ich nur am Rand. Mich lies der Gedanke nicht los, welcher mich schon seit längerem zu verfolgen schien. „Ja, es wird Zeit weiter zu ziehen. Danke für alles"Ethan war ruhig und aufrichtige Dankbarkeit leuchtete in seinen Augen. „Ich wünschte ich hätte mehr tun können"Ihr Blick schweifte zu mir. „Ich hoffe, das ihr irgendwann glücklich werden könnt. Das ihr weiter lebt." Ich nickte nur.

Nach einigen Schritten blieb ich jedoch  stehen. Ich drehte mich um. Louise wirkte verwundert. Ich glaube Ethan wusste mehr, als er zugab. Auch er blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Wusste er, was Louise getan hatte? Ich seufzte. Ein letztes mal.

„Madison, mein Name ist Madison." Louise lächelte traurig.

„Leb wohl, Madison"

Ich machte kehrt. Auch Ethan setzte sich in Bewegung.

„Madison?" Ich verharrte in meiner Bewegung. Der Wind rauschte.

„Wenn er an deiner Seite bleibt, werdet ihr beide sterben. Kein Rudel würde einen Beta akzeptieren. Er ist eine Gefahr"

Ich zog mir die Jacke enger, um meinen Körper.

„Wir werden einen Weg finden. Es gibt immer einen anderen Weg"

Das erste für heute😊

Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen

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LG Malilara

Mate - 'Auf ewig die deine' Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt