Kapitel 18

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Und wieder saß ich hier und hoffte. Aber diesmal mit dem Wissen, dass Ethan es schaffen würde. Meine Hoffnung galt meinem Gefährten, der noch immer verschwunden blieb.

Meine grauen Augen blickten mich kraftlos im Angesicht des Spiegels an, während mein Gesicht eingefallen und mein blondes Haar ohne Glanz zu sein vermochte. Mir blickte eine Fremde entgegen . Auch wenn ich Lydia versprochen hatte zu leben, wusste ich nicht wie. Ich fühlte mich so, als hätte ich es verlernt, als könnte ich mich nicht daran erinnern es jemals getan zu haben. Mein altes Leben verblasste mit jedem Tag ein wenig mehr und genau das ängstigte mich. Ich hatte Angst es zu vergessen.

Es war natürlich absoluter Schwachsinn zu behaupten man könne das Gesicht seiner Eltern vergessen, Personen die man geliebt oder gehasst hatte oder den schrecklichten Tag in meinen Leben. Nein, das war es nicht. Es waren diese Kleinigkeiten, Details die ich nur noch verschwommen zu erkennen mochte. Viele mögen denken, dass es normal war, Momente aus frühster Kindheit irgendwann zu vergessen, aber dann frage ich mich, warum es sich nicht so anfühlt?

Im Grunde vergessen wir alle Dinge, aber die Kunst des Vergessens ist der Moment in dem man es nicht bemerkt. Vielleicht liege ich falsch, oder bin einfach nur paranoid, aber es fühlt sich nicht so an. Mir entgleitet mit jedem Augenblick mehr und das schlimmste daran ist, das ich es merke. Es fühlt sich falsch an.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Ich fuhr mir übers Gesicht, um die Tränen wegzuwischen, welche sich immer wieder aufs neue gelöst hatten. Aber auch irgendwo um die Leere in mir zu verleugnen.

„Herein!"

Das knarrende Geräusch, der aufschlagenden Tür ließ mich schmunzeln. Ich bin nicht das einzige in diesem Haus, was eine Generalüberholung nötig hatte. Aus dem Schatten des Flurs löste sich Navios hochgewachsene Gestalt.

„Hey"

Seine Hände hatte er tief in die Taschen seiner Jeans geschoben, was bei anderen unsicher wirkte, tat seiner selbstsicheren Ruhe keinen Abbruch.

„Darf ich reinkommen?"

Zögerlich nickte ich, während sich mein gesamter Körper mit Nervosität füllte. Wie eigentlich jedes mal, wenn ich mit Navio sprach, in der Hoffnung er hätte Neuigkeiten.

Seine Schultern schmiegten sich an die karge Wand, an welcher sich Nacht für Nacht meine Blicke hefteten, wenn meine Gedanken mich in eine andere Welt tauchen ließen, in die Welt von jenem Tag...

Bevor ich aber ansetzen konnte, um etwas zu sagen, schüttelte Navio seinen Kopf. Man konnte meine verdrossene Hoffnug regelrecht brechen hören.

Ich wendete mich ab und ließ mich aufs Bett fallen, wenngleich sich mein Gesicht in das Kissen vergrub. Die aufkommende Leere zerfrass meine Brust. Es sollte sich anders anfühlen. Ich dachte, dass wenn ich ihn gefunden hatte alles besser werden würde, aber stattdessen wünschte ich mir ich hätte ihn niemals gefunden. Meine Sehnsucht wuchs ins unermessliche, sodass der Schmerz allgegenwärtig in meine Gedanken gepresst wurde.

Ich spürte, wie sich die Matratze senkte und sich eine Hand beruhigend auf meinen Hinterkopf legte.

„Er wird wiederkommen"

Es hörte sich an, wie ein Versprechen. Ein Versprechen, was mir Licht in dieser endlosen Dunkelheit spendete und der einzige Grund war, der meinen Wolf am leben hielt. Zu sehr schmerzte ihn der Gedanke, sein Gefährte würde ihn nicht wollen. Soetwas brach einen Wolf.

Trotzdem verlor ich mit jedem versiegten Augenblick mehr den Glauben. Ich wusste, dass er wiederkam, immerhin hatte er eine Verantwortung als Alpha, ein Rudel. Aber ich fragte mich, ob er seinen Weg zu mir finden konnte. Diese Ungewissheit zerstörte mich und meinem Wolf.

Ich richtete mich auf und fand eine sitzende Position, denoch wich ich seinem stechenden Blick aus.

„Warum ist er dann überhaupt gegangen?"

Ich hatte Navio diese Frage in diesen vier Tagen oft gestellt, während ich mich hier im Zimmer verschanzt hatte und auf diese Frage keine Antwort finden konnte, aber eine Antwort hatte er mir nie gegeben. Er meinte nur, dass Faro mir das selber erklären musste.

Faro.

Allein sein Name verursachte ein prickeln auf meiner Haut, ließ die Erinnerung aufleben, was das für ein Gefühl war, als ich ihn berührte. Aber gleichzeitig machte es mich traurig. An etwas festzuhalten, was man nicht haben konnte.

Navio seufzte erschöpft.

„Du weißt, dass ich das nicht..." Ich hob die Hand und ließ ihn abrupt inne halten, während sich mein Blick stehts auf das Kissen richtete, das ich mit meinen Tränen gefüllt hatte. Ich wollte nicht hören, was er sagte.

„Weißt du, was das für ein Gefühl ist? Nicht gewollt zu werden? Von der einzigen Person, die einem wieder das Glücklich sein zeigen konnte und du nicht einmal weißt wieso" Meine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Weißt du das, Navio?"

„Nein"

Daraufhin entstand eine Stille, die nur mein Wimmern nicht still erscheinen ließ.

„Du musst verstehen, dass er niemals eine Seelenverwandte haben wollte."

Augenblicklich hielt ich inne und wendete den Blick. Navio hatte die Hände in einander gefaltet und fixierte sie, ohne meinen ausdauernden Blick zu erwidern.

„Es ist schwer für ihn das zu akzeptieren, etwas wogegen er sich nicht wehren kann"

Seine Worte schockierten mich, aber ließen mein Herz gleichzeitig noch schwerer werden. Er wollte mich tatsächlich nicht. Eine Welt brach für mich zusammen, während der Wolf sich in mir wimmernd zusammen kauerte.

„Aber wieso? Was ist falsch daran jemanden z uhaben mit dem man sein Glück finden würde, jemanden den man immer vertrauen und der einen niemals verraten würde..."

Der Seelengefährte ist das eigenes Gegenstück, es ist Bestimmung, Schicksal, ein Geschenk. Wie könnte jemand soetwas nicht wollen?

Navio schmunzelte, als würde ich ein entscheidenes Detail übersehen.

„Er hat soetwas nie gewollt, er wollte nie ein Schicksal haben, das ein anderer ihn zugedacht hat. Er wollte... seine eigene Geschichte schreiben. Er versteht diese Bindung nicht, wie du oder ich. Er denkt, dass er nicht mehr er selbst sein würde, das ihm sein einenständiger Wille genommen werden würde...-"

Er hob den Kopf und fand meinen Blick. Was ich dort sah, war pure Ehrlichkeit. Die Stimme in mir, die seine Worte nicht wahrhaben wollte, wurde urplötzlich still.

„...-er versucht sich dagegen zu wehren, deshalb ist er gegangen"

Ich bekam regelrecht Atembeschwerden. Mein einziger Traum zerplatzte, wie eine Seifenblase. Ich würde nie die Zuneigung meines Seelenverwandten erfahren. Mein Herz zersplitterte. Es war so als, würde mir jemand meinen Lebenswillen entreißen.

„Faro ist mein bester Freund und ich respektiere seine Entscheidungen blind..."

Er stockte, in seinem Blick flammte soetwas wie Entschlossenheit auf. Ich hingegen zerfiel in tausend Einzelteile.

„...Aber ich weiß auch wann er einen Fehler begeht und genau dann ist es meine Aufgabe ihn den richtigen Weg zu weisen."

Während er das sagte hockte er sich vor mir hin und wischte mir mit seinem Daum eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Keine Sorge, Prinzessin. Ihr beide werdet Glücklich werden. Das verspreche ich dir."

Damit verschwand er. Und auch wenn mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und mein Verstand mir sagte, dass ich verloren hatte, vertraute ich auf das Versprechen. Ein Versprechen, das er mir wahrhaftig gab.

Erstmal eine große Entschuldigung, dass ich solange nicht geupdatet habe.

Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen😊

Über Kommentare würde ich mich natürlich freuen❤💬

LG Malilara

Mate - 'Auf ewig die deine' Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt