7. Der Fund

28 1 0
                                    

„Ihr müsst dringend an eurer Impulskontrolle arbeiten." murmelte sie auf englisch und En blickte sie tadelnd an.

„Das heißt, der einzige Zeuge ist tot, richtig?" fragte sie dann.

Ka' El nickte. Cass wunderte sich, warum er nicht bestraft worden war. Doch sie spürte, dass der Malarog sich dafür schämte. Mehr nicht. Auch die anderen sagten nichts, was ihr hätte weiterhelfen können. Alle menschlichen Insassen waren entlassen worden und die paar Malarog- Verbrecher, die einsaßen, waren erst später eingeliefert worden. En zeigte ihr drei Zugänge. Ein Gang war zu eng für die Malarog und mehr ein Belüftungskanal, außerdem würde er genau in die Zentrale führen, meinte En. Was ja wohl dämlich wäre für jemanden, der etwas Illegales vorhätte.

Cass überlegte:

„Hm. Vielleicht war Ka'El gerade unterwegs gewesen. Ein Tui passt da locker durch. Ein Mensch...vielleicht auch. Ich werde es versuchen, hast du eine Taschenlampe?"

En sah sie besorgt an.

„Es gibt hier...ziemlich gefährliche Tiere. Schlangen, Ratten..."

„Gefährlicher als du?" schmunzelte sie.

Nun lächelte er auch.

„Nicht annähernd. Gut, du hast mich überlebt, dann wirst du es wohl auch da drinnen schaffen. Hier, ein Shocker, der ist gleichzeitig eine Lampe. Ein kurzer Druck reicht, verbrauch nicht zu viel Energie, sonst geht dir unterwegs das Licht aus. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn heute Morgen noch aufgeladen..." brummte er. „Ich warte auf der anderen Seite."

Cass nickte. Sie hatte als Kind schon Abenteuer geliebt, deshalb war sie wie ihr Bruder Mick zum Militär gegangen. Dort hatte sie feststellen müssen, dass sie zu langsam für das Heer war. Ihre Fähigkeit, Stimmungen zu erkennen und ihr sprachliches Geschick waren jedoch ausschlaggebend gewesen, dass man sie behalten und als Funkerin ausgebildet hatte. Und sie hatte Ausdauer. Während andere durchdrehten, wurde sie immer ruhiger und hielt alles zusammen. Wenn sie ein besserer Kämpfer gewesen wäre, hatte Red einmal gemeint, hätte sie es bis nach oben schaffen können. Doch da hatte sie nie hin gewollt.

Der Gang in der Erde wurde enger und sie bekam kaum Luft. Nein, ein Malarog wäre schon lange stecken geblieben. Muriel war zwar größer, aber nicht so rund wie Cass, so dass sie locker durch gepasst hätte. Plötzlich knirschte etwas unter Cass' Knie und sie hielt inne. Leuchtete unter sich. Ein goldener Ring blinkte zurück.

„19.02.2199. RED" war eingraviert.

Cass juchzte auf. Red war mit Muriel verlobt gewesen, jedoch hatte sie nach der Aktion mit dem Malarog- Schiff die Verlobung lösen müssen- natürlich nur aus Image- Gründen. Die Tochter der Präsidentin hatte Red geliebt, Cass hatte beide mal zusammen gesehen, und es wäre ihr auch ohne ihre besondere Gabe aufgefallen. Im nächsten Moment hörte sie ein Zischen über sich und leuchtete hin. Schwarze Schlangenaugen glotzen sie an und sie drückte schnell mit dem Schocker zu. Ihr Herz polterte. Uh, Schlangen gingen gar nicht! Cass steckte den Ring ein und kroch zügig weiter. Bis auf eine weitere Schlange war der Gang unauffällig, und sie atmete erleichtert auf, als sie endlich, nach gefühlten Stunden, Licht sah. Auch En schien erleichtert zu sein, sie wohlbehalten wieder zu haben und zog sie wortlos an sich.

„Hast du nicht gesagt, das wäre deine letzte Uniform? Dafür kann ich jetzt echt nichts!" grinste er.

Sie schaute an sich herunter. Ja, ihre Kleidung war voller Dreck! Cass versuchte, sich sauber zu klopfen, ein bisschen gelang es ihr auch.

„Und? Nun mach's nicht so spannend..." brummte En und klopfte ihren Rücken ab. „Igitt. Schau mal..."

Er hielt Cass ein Stück Schlangenhaut vor die Nase. Sie rümpfte sie und wich zurück.

Die AnderenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt