Teil 11

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Am nächsten Morgen räkele ich mich in einem fremden Bett und fühle mich... irgendwie komisch. Es ist gemütlich und alles könnte so schön und leicht sein, aber etwas fehlt mir. Und zwar ganz gewaltig!

Verwirrt kämpfe ich mich unter der dünnen Steppdecke hervor, unter der ich geschlafen haben muss. Sie hat einen altmodischen geblümten Bezug, so wie ich es mal ganz früher bei meiner Oma gesehen habe. Das ganze Zimmer wirkt altmodisch und omamäßig und wenn ich mich nicht so komisch fühlen würde, wäre es wahrscheinlich richtig gemütlich mit seinen halben Gardinen und dem Spitzendeckchen auf dem Nachttisch.

Ich  greife ich nach einem Morgenmantel, der neben der Zimmertür griffbereit an einem Haken hängt, und werfe ihn mir über. Dann stolpere ich eine unregelmäßige alte Holztreppe hinunter. Sie endet in einem weiten Flur neben einer lichtdurchfluteten Wohnküche aus der leise Stimmen und der Duft nach Ginkotee dringen. Ginkotee - endlich etwas, dass mir bekannt vorkommt.

"Im Ernst? Sie hat keine Ahnung?" Die Männerstimme klingt vollkommen ungläubig. "Das kann doch nicht sein, Bodo hat sie doch ausgebildet. Das hat er ihr doch nie und nimmer verschwiegen!"

"Aber ihre Ausbildung ist doch noch lange nicht beendet gewesen!" Das ist Barbara, eindeutig.  "Sie wird sehr schnell lernen, da bin ich sicher."

Ich gebe mir einen Ruck und klopfe am Türrahmen der Küchentür, die einen Spalt breit offen steht. "Komm rein, Cara", schallt mir Barbaras Stimme entgegen. "Möchtest du auch einen Tee? Oder lieber Kaffee?" Sie ist aufgesprungen und kommt mir entgegen, um mich in eine innige Umarmung zu ziehen.

"Tee ist toll, danke", flüstere ich und entschließe mich nach einigen Augenblicken doch, ihre Umarmung zu erwidern. Es fühlt sich einfach... so richtig an.

"Guten Morgen, Cara", grüßt mich Sven und erkundigt sich sofort: "Hast du gut geschlafen?"

"Ja, danke! Ganz ausgezeichnet", murmele ich. Dann fällt mir etwas ein.

"Kann ich das Telefon benutzen? Ich habe versprochen, Fabian anzurufen." Barbara lächelt leise vor sich hin, hebt dann aber ihren Blick um mir in die Augen zu sehen.

"Heute ist das noch ok. Morgen braucht ihr den Apparat hoffentlich nicht mehr. Dabei zeigt sie zu einem Bord hinter sich im Wohnbereich der Küche, auf dem ein altmodisches Wählscheibentelefon steht. Herrje, hoffentlich kann ich damit überhaupt richtig umgehen...

Ich versuche es zuerst mit Fabians Handy und es dauert ewig, bis ich die 11-stellige Telefonnummer durchgenudelt habe. So ein Kurzwahlspeicher ist schon was feines... Dann endlich tutet es und ich warte, dass Fabian rangeht. Aber nach einer Weile bekomme ich die automatische Antwort, dass der Gesprächsteilnehmer nicht reagiert und ich eine Rückruf-Nachricht hinterlassen kann. Angesichts des archaischen Gerätes vor mir verzichte ich darauf.

Stattdessen wähle ich nun die Nummer der Zentrale. Nach kurzem Warten höre ich Heides freundliche Stimme. "Hallo Cara, bist du gut gelandet?", erkundigt sie sich bei mir. "Ja, und es ist so erholsam hier", erwidere ich, "aber jetzt möchte ich gern mal mit Fabian sprechen."

"Oh, das geht nicht. Günther ist mit ihm weggefahren."

Von dieser Antwort bin ich so überrascht, dass ich einfach auflege. Verwirrt starre ich an die Wand vor mir. Ich muss doch mit Fabian sprechen. Er braucht doch meine Hilfe. Wie kann Günther da einfach mit ihm wegfahren? Das hat Fabian doch sicherlich nicht freiwillig mitgemacht! 

Als ich endlich zu diesem Schluss gelangt bin, bemerke ich, dass Barbara neben mich getreten ist. "Welche Laus läuft dir denn grad über die Leber?", fragt sie sanft.

"Ich... Heide... ich... Fabian...", stammele ich. Irgendwie will es mir gar nicht gelingen, das, was ich denke, in vernünftig klingende Worte zu fassen.

"Spuck's  aus!", ermuntert Barbara mich. "Sag es einfach so, wie du es denkst."

"Ich... ich fürchte, dass Fabian von Günther... ich weiß nicht... entführt wird...", nuschele ich mit gesenktem Blick undeutlich vor mich hin. Als ich eine Weile nichts höre, schaue ich doch auf und sehe, wie Barbara völlig abwesend vor sich hinstarrt. Nach einer kurzen Zeit allerdings wird ihr Blick wieder lebendig und fokussiert sich erneut auf mich.

"Das kannst du recht haben. Aber es wird ihm nichts nutzen," bemerkt sie einfach und grinst mich an, "denn jetzt wird deine Ausbildung fortgesetzt." Und mit diesem kryptischen Satz packt sie mein Handgelenk und zieht mich an den verwaisten Küchentisch.



Geehrte Leserschaft,

da hab ich mir ja lange Zeit gelassen und jetzt kommt auch nur ein kurzes Kapitel... aber besser als nichts  und ich gelobe hoch und heilig, ab jetzt wieder fleißiger zu sein!

Schreibt gerne Bemerkungen und Wünsche - so weiß ich besser was wie ankommt.

das woerterhexchen

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