„Mama?" weckte mich Cecily aus einem Tagtraum.
Ich träumte immer zu von Tom, der mich am Morgen mit seinen Liebeskünsten völlig ausgelaugt hatte und deshalb zu spät zur Arbeit gekommen war. Nun, er war ja der Gouverneur und ich vermutete, das niemand mit ihm deswegen schimpfen würde! Meine Tochter und ich saßen in einem Cafe und ich schaute sie fragend an.
„Die Typen da drüben gucken so komisch." flüsterte sie.
„Die sind bestimmt Anhänger der Nationalpartei. Und im Grunde haben sie recht. Dieses Land gehört ihnen, wie damals...egal. Schau nicht hin, ignoriere sie einfach."
„Haben die wirklich alle...so große hm?" fragte Ceci leise und ich schüttelte amüsiert den Kopf.
„Woher soll ich das wissen? Und wo wir gerade von Männern reden, ich hoffe, du hältst den Captain auf Abstand? Du weißt doch, dass wir wahrscheinlich bald wieder gehen müssen..."
Cecily nickte.
„Ich mag ihn, aber er ist zu alt für mich. Mum...da ist jetzt noch ein Weißer, der dich anstarrt."
„Sie haben mein Foto in der Zeitung gesehen, wir sind ja heute auf allen Titelblättern gewesen. Daran müssen wir uns wohl gewöhnen." seufzte ich. "Na komm, wir schauen uns jetzt den Nationalpark an."
Doch als ich aufstand und mich umdrehte, sah ich, von wem Ceci gesprochen hatte- Kurt! Sein Blick traf meinen und ich musste an seinem Tisch vorbei, also sprach ich ihn an. Auf englisch.
„Hören sie, das mit gestern tut mir leid, ich scheine sie wirklich verwechselt zu haben. Mein Name ist Ilse Nicholls, ich bin..."
Er hob die Hände und unterbrach mich.
„Ich weiß, wer sie sind." brummte er.„ Ich bin Sebastian Payne, Sekretär in Clay's Einheit. Willkommen in Nairobi."
„Danke. Einen schönen Tag noch." verabschiedete ich mich kühl, nahm Ceci's Hand und zog sie mit mir.
Sie schimpfte: „Eine Frechheit von dem, dich zu unterbrechen! Dad ist doch der Boss hier!"
Dann lächelte sie einem hübschen Jungen zu, der sie angestrahlt hatte. Ich nickte.
„Ja, einerseits schon, andererseits bin ich mir Hundertprozent sicher, dass er genau weiß, wen er vor sich hat. Und es besteht kein Grund für ihn, mich zu respektieren."
„Wovon redest du?" fragte sie und ich erklärte Ceci, was ich gestern schon Tom erzählt hatte.
„Wow. Ein echter Nazi?" staunte sie und ich hielt ihr den Mund zu.
„Still! Das könnte Schwierigkeiten geben! Und ich weiß es nicht, vielleicht hat er sich ja besonnen."
„Er sieht aus, wie einer."
„Süße, urteile nicht nach Aussehen." erwiderte ich sanft.
„Das ist schwer." seufzte sie.
Am Abend erzählte ich Tom davon, dem immer wieder vor Müdigkeit die Augen zufielen. Ich massierte seinen Rücken, während ich seufzte:
„Dieser Mann ist vielleicht der Einzige, der mir Auskunft über Papa geben kann. Alle unsere bisherigen Gesuche waren ja erfolglos!"
„Wir sind morgen bei Clay zum Tee eingeladen, passt doch gut, oder? Dann werden wir ihn mal über diesen Payne aushorchen." murmelte Tom und stöhnte, als ich kräftig über seine Schulterblätter rieb. „Danke, Liebste. Danke, dass du mich wieder anfasst."
Ich küsse sanft seinen Nacken und murmele: „Natürlich tue ich das, mein Schatz. Aber...naja, war das...wirklich dein letztes Wort?"
Ich griff fest in seine Gesäßhälfte. Tom schoss hoch, begrub mich unter sich und knurrte: „Wenn du noch ein einziges Mal davon sprichst, mir etwas in den Hintern stecken zu wollen, werde ich es umgekehrt tun!"
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Der Mann auf der Brücke
RomansaIm Nachkriegsdeutschland von 1946 versucht die Norddeutsche Ilse Grieger, wie viele andere Überlebende auch, über die Runden zu kommen. Ihre Tage sind ausgefüllt von der Suche nach der nächsten Mahlzeit, denn sie hat einen kleinen Sohn, den sie alle...