Den Samstag hatte ich beinahe vollkommen verschlafen. Erst das Klingeln meines Telefons hatte mich geweckt. Mandy hatte mich angerufen. Das Gespräch war kürzer als erwartet, da sie bei Björn war und logischerweise nicht viel Zeit für mich hatte. Mir kam es beinahe wie Liebe auf den ersten Blick bei den beiden vor, das war auch der Grund, weshalb ich mich wie ein Honigkuchenpferd für meine Freundin freute. Sie verdient jemanden wie Björn. Das hatte ich ihr auch gesagt und der gute Big B hatte eine kleine Drohung zu hören bekommen. Ich drohte ihm einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten an, sollte er Mandy irgendwie verletzen.
Erst am Sonntagabend hatten wir uns bei mir zu Hause getroffen und gequatscht. Wir hatten uns ja viel zu erzählen. Sie einiges mehr als. Im Gegensatz zu mir hatte sie ihre aufgestaute sexuelle Frustration abbauen können...mehrfach.
Schlussendlich schwatzte sie mir eine Styling Session auf, die wir gemeinsam am Dienstag vor meinem Date einlegen wollten, damit ich unwiderstehlich heiß - nach ihren Worten - aussehen sollte. Ich hatte etwas widerwillig zugestimmt.Der Montag und Dienstag waren sehr ruhig gewesen. Herrn Lorenz begegnete ich nicht ein einziges Mal, er hatte sich wohl nach seiner Hilfsaktion besonnen und sich in seine Abteilung zurückgezogen. Mir konnte das nur recht sein, auch wenn mir sein Blick und sein süßes Lächeln - 'Was redest du da, Schwachkopf!?', tadelte ich mich selbst.
Die kleine Begegnung mit ihm im Club ging mir nicht aus dem Kopf, auch am Dienstag auf dem Weg nach Hause musste ich wieder daran denken.
'Konzentriere dich auf dein Date!'Ich sah auf die Uhr des Autoradios. Es war kurz vor vier. Das würde ein sehr kurzes Styling werden. Zu Hause angekommen, erwartete mich schon Mandy. Sie stieg aus ihrem Auto, umarmte mich und faltete mich sofort zusammen: "Wolltest du nicht früher Schluss machen?! Jetzt haben wir auch noch Druck!"
"Ja, musste noch einen Anruf entgegen nehmen, ging also nicht früher. Rege dich ab! Ich gehe nur mit Janosch einen Kaffee trinken.", meinte ich und winkte ab.
"Idiot!", sie griff mein Handgelenk und zog mich mit sich. Ich verdrehte die Augen.Zehn Minuten später saß ich in Unterhose - ich hatte mich etwas frisch gemacht - auf meinem Bett, während Mandy halb in meinem Kleiderschrank verschwand.
"Bist du bald fertig?", fragte ich ungeduldig.
"Ja, ja gleich. Ich muss nur das Richtige...ah."
"Was?", ich stand im selben Moment auf, in dem sie sich zu mir umdrehte.
Freudestrahlend hielt sie mir eine weinrote Skinnyjeans und ein schwarzes Top mit Glitzerträgern hin. 'Wo hat sie das denn her geholt?', fragte ich mich und betrachtete skeptisch ihre Auswahl.
"Na los, zieh' es an!", forderte meine Freundin und drückte mir die Sachen in die Hand.
"Muss es wirklich dieses Shirt sein? Das ist so freizügig und...weiblich.", gab ich zu bedenken.
"Das stört dich doch sonst auch nicht!", rief sie und zog eine Augenbraue in die Höhe.
Mich nicht nein, aber vielleicht wollte Janosch keinen femininen Typen bzw. einen Mann, der sich manchmal gern wie eine Frau fühlen wollte oder auch teilweise gar nichts mit Geschlecht anfangen konnte. Ja, richtig gehört. Ich war jemand, der häufiger zwischen den Geschlechtern hin und her switschte. Mal männlich, mal weiblich, mal auch beides oder keines von beiden. Es war schwierig zu beschreiben.
Ich zwar gerade eine weiblichere Phase, aber das Top war zu viel.
"Komm, probiere es wenigstens an! Nur gucken, wie es aussieht!", bat Mandy mich, nachdem ich nicht antwortete. Ich schnaufte kurz und nickte dann: "Gut, ok."
Schnell zog ich ihre Kleiderwahl an.
"Du siehst super aus!", sagte meine Freundin lächelnd. Ich schaute unentschlossen in den Spiegel, sie hatte nicht ganz unrecht. Die Hose saß eng und betonte meinen Hintern sehr gut, das Oberteil hingegen war lockerer als gedacht - wahrscheinlich weil ich in letzter Zeit durch den Stress abgenommen hatte - und saß recht tief, sodass meine Brust zu sehen war.
"Wie wäre es, wenn ich noch meine Lederjacke darauf ziehe?", fragte ich.
"Wenn du dich dann wohler fühlst." Schulterzuckend gab sie mir die Jacke, die immer griffbereit an meinem Kleiderständer hing.
"Ja, viel besser!" Wenig Haut, trotzdem Körper betonend - perfekt.
Ich grinste: "So geht es."
"Klasse, dann kann ich dich ja jetzt schminken!"
Ich sah auf den Wecker. Heilige Guacamole.
"Du hast fünf Minuten!"
"Kein Problem, Süßer, ich bin Profi!", meinte sie nur grinsend.
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The Tie // #wattys2017
RomanceThomas ist mit 21 schon ziemlich erfolgreich. Er hat einen guten Job und eine eigene Wohnung. Er kennt sich selbst genau. Make-up, sexy Klamotten und gutes Styling sind Standard. Sein Leben ist gut, nur die Einsamkeit plagt ihn. Er ist schwul, nur i...