Zweites Kapitel

18 1 0
                                    


Draußen musste ich mich beherrschen, nicht erneut zu weinen. Der riesige Garten war mit schwarzen Blumen und Bändern ausgestattet. Schwarze Tische säumten den Weg, der zum hinteren Teil des Gartens führte. An den Tischen standen Leute und unterhielten sich aufgeregt miteinander.

„Heather", seufzte jemand neben mir und ich drehte mich zu der Stimme um. Ein blondes Mädchen kam auf mich zu. Ihr schwarzes Kleid reichte bis zu ihren Knien und betonte ihre fantastische Figur sehr schön. Fast sah sie aus wie eine Barbie, weshalb ich ihr auch diesen Spitznamen gegeben hatte. „Barbie", begrüßte ich Selena, meine Freundin. Meine Stimme brach und Tränen stiegen mir in die Augen. Barbie beschleunigte ihre Schritte und schloss mich in ihre Arme. Beruhigend strich sie mir über das Haar. Das brachte das Fass zum Überlaufen und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Mehrere Minuten weinte ich in Barbies Armen. Dann hob ich den Kopf von ihrer Schulter und schaute ihr in die Augen. „Ich bin hier", versprach mir Selena und strich mir über die Wange. „Danke", flüsterte ich.

Sie nickte leicht und schaute über meine Schulter. Ich drehte mich um, sodass ich sehen konnte, was ihre Aufmerksamkeit erregte.

Nicht was, sondern wer.

Die Tore des Palastes wurden gerade wieder geschlossen. Vor ihnen stand ein junger Mann, der nur ein paar Jahre älter war als ich. Er trug einen schwarzen Anzug und hielt eine weiße Rose in der Hand. Seine braunen Haare hatte er zur Seite gestrichen, was ihn um einiges älter wirken ließ. Sein Blick wanderte durch die Menschen, als würde er jemanden suchen. Als er bei mir angekommen war, hielt er inne und überlegte scheinbar, was er machen sollte.

Ich wollte ihn nicht drängen und drehte mich wieder zu Selena um. Sie schaute den Mann weiterhin an. „Warum sind Prinzen immer so gut aussehend!?", fragte sie, was mir ein kleines Lächeln entlockte. Kurz schüttelte Barbie den Kopf und verbesserte sich: „Ich meinte: Warum ist der Prinz von Lundra so verdammt gut aussehend!?" Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und starrte Prinz Lucas weiterhin an. „Und Lucas ist auch noch so ein fantastischer Name, findest du nicht? Prinz Lucas von Lundra." Ihre Schwärmereien brachten mich dazu, zu schmunzeln und mich erneut umzudrehen.

Prinz Lucas schaute noch immer in meine Richtung und atmete tief durch. Dann setzte er sich tatsächlich in Bewegung. „Was tut er da?", fragte ich. Barbie unterdrückte einen Aufschrei und hopste kurz in die Luft. „Ich glaube, er kommt rüber."

Als der Prinz an dem Buffet vorbei kam, blieb mein Blick an dem Essen hängen, das ebenfalls in schwarz gehalten war. Augenblicklich verschlechterte sich meine Laune. Warum alberte ich hier mit Selena über Jungs herum, wenn ich hier auf dem wahrscheinlich traurigsten Fest meines Lebens war.

„Entschuldigung, Prinzessin Heather." Ich hörte Lucas Stimme nur sehr leise, aber trotzdem riss sie mich aus meinen Gedanken. Er war direkt vor mir und suchte meinen Blick. Nach kurzem Blinzeln hob ich den Kopf und schaute ihm direkt in die hellblauen Augen.

„Ich möchte Ihnen mein großes Beileid aussprechen und Ihnen Taschentücher anbieten", erklärte er und hielt mir eine Packung Taschentücher hin. Ich musste kurz lachen und spürte, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief. Eilig riss Lucas ein Tuch aus der Packung und fuhr meine Wange entlang, um die Träne zu entfernen. „Ähm... Dankeschön", stotterte ich und senkte den Blick. Lucas räusperte sich und legte die Taschentücher neben mich auf den schwarzen Tisch.

„Kann ich noch etwas für Sie tun?", wollte er wissen. Dankbar schüttelte ich den Kopf, unfähig zu sprechen. „Wie Sie wünschen, Prinzessin." Er verbeugte sich. Meine Stimme kehrte zurück und ich knickste tief, vielleicht sogar ein wenig zu tief. „Sehr vielen Dank, Prinz Lucas. Dafür, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehren und selbstverständlich für die Taschentücher." Lucas lachte und entfernte sich.

Torn PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt