7. Isabella

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"Wie machst du das?", fragte Lily und starrte mein Spiegelbild an, "Wir haben letzte Nacht vielleicht zwei Stunden geschlafen und du siehst nicht mal ansatzweise verpennt aus". "Sie ist eben Isabella", meinte Mary, die ebenfalls hinter dem Spiegel aufgetaucht war und warf sich demonstrativ ihre polangen schwarzen Haare zurück, als ob sie beweisen wollte, dass sie auch schön war. Ich zuckte mit den Schultern und griff zu meiner Zahnbürste.
"Ich bin trotzdem müde", antwortete ich und gähnte,"seht es positiv Leute, euch wird man dafür nicht nerven. Ihr schreckt sie alle ab". Mary lachte übertreiben über meinen lahmen Witz.
"Kommt wir sollten uns beeilen, sonst verpassen wir schon am ersten Tag das Frühstück", sagte Lily die Gefahr ahnte, denn das Gespräch ging eindeutig in die falsche Richtung. Jeder wusste, dass ich es nicht aushielt, wenn sich jemand versuchte bei mir einzuschleimen.

Obwohl wir wie immer viel zu spät aufgewacht waren, waren wir trotzdem unter den ersten die beim Frühstück erschienen. Wir setzten uns wie gewohnt ans Ende der Tafel und warteten auf Olivia und Alice. "Ich hoffe der Stundenplan ist dieses Jahr besser als letztes",versuchte Lily ein gefahrloses Gespräch zu beginnen. "Schwer zu schaffen, ist das sicher nicht", meinte ich mit einem Lächeln. Letztes Schuljahr hatten wir über die Hälfte der Fächer mit den Slitherins zusammen und glaubt mir das ist echt kein Spaß. Vorallem Lily war regelmäßig kurz vorm Verzweifeln. Eigentlich konnte sie die Vorurteile der Slitherins weitgehend ignorieren, aber ich wusste, dass sie einiges wirklich verletzt hatte.

"Da kommt er", flüsterte Lily mir zu. Ruckartig drehte ich mich um. Black. "Keine Panik, mir geht's wieder gut", flüsterte ich zurück, denn ich wollte nicht, dass Mary von den Ereignissen letzter Nacht erfuhr. "Nein ihn meine ich nicht. Severus. Können wir Platz tauschen, Bella? Du sitzt mit dem Rücken zu ihm". Ich seufzte:"Klar".
"Du solltest das mit ihm regeln", sagte Mary. "Nein ihr solltet das regeln. Nicht du. Sorry, aber er hat dich eindeutig links liegen lassen. Seine Sache, wenn er jetzt eine zweite Chance haben will. Aber dann muss er schon selbst kommen und sich bei dir ausheulen", schnaubte ich.

Wie Lily fand ich Snape eigentlich ziemlich interessant, aber als er letzten Sommer Lily zweimal hintereinander in aller Öffentlichkeit als Schlammblut beschimpft hatte, brach ein heftiger Streit zwischen den beiden los und ich konnte Lilys Zorn ihm gegenüber völlig nachvollziehen.

"Wenn du willst kann ich mal mit ihm reden, Lily", bot Mary an. "Nein das ist eine Sache zwischen mir und Severus", lehnte sie ab.

Ich sah zum Slytherintisch und beobachtete wie Snape ein Wort mit Regulus Black wechselte und währenddessen immer wieder verstohlene Blicke in meine Richtung warf. Ob es ihm leid tat? Vielleicht war er ja nur so gemein, weil er vor seinen Freunden nicht blöd dastehen wollte. Ein Arschloch war er trotzdem und wenn meine Vermutung stimmte, war er ein Feigling obendrauf.

Als mein Blick jedoch zu Black und seinen Freunden fiel, müsste ich unweigerlich an gestern Abend denken. Ob er sich deshalb so weit weggesetzt hatte? Wie es ihm wohl ging?

"Schnelllll", rief eine Stimme und ich schreckte auf. Alice und Liv die nicht minder müde aussahen rannten auf uns zu. "Mann, wir sind mal wieder so was von zu spät", meinte Liv und quetschte sich zwischen mich und meine mir unbekannte Sitznachtbarin. "Hier eure Stundenpläne. Ich hab euch extra auch welche mitgenommen", sagte Alice und überreichte mir feierlich eines der Todespergamente. "Ha, ich muss sagen der, der Sechsten ist um einges besser", lachte sie. "Haha, mach dich ruhig über uns lustig", antwortete ich und umarmte beide zur Begrüßung.

"Bella, bitte sprich doch mit dem Idioden", sagte Alice nach einer Weile,"Lily kocht sonst über und sie weigert sich ja selbst zu ihm zu gehen". "Sie hat selbst gesagt, dass das eine Sache zwischen ihr und Snape ist", verteidigte ich mich. "Ja aber siehst du eine andere Möglichkeit?", erwiderte sie. "Bitte Bella!", meinte jetzt auch Lily,"auf dich hören die Jungs und ich will nicht bei ihm ankriechen wie eine erbärmliche Nuss". "Aber die Freundin schicken ist nicht erbärmlich", sagte ich sarkastisch. Den Kommentar das alle Jungs auf mich hören ignurirte ich, denn ich konnte ihn nicht widerlegen. Schon seit der ersten Klasse hatten alle Respekt, ich würde fast schon sagen Furcht, vor mir. Niemand wagte es mir zu widersprechen oder mich gar zu beschimpfen. Es war die Macht meiner Eltern und meine "Schönheit" die, die Jungs und sogar die Mädchen  verunsicherte. Ich setze das Wort "Schönheit" unter Anführungszeichen weil ich nicht denke, dass echte Schönheit  Äußerlichkeiten sind.
"Du musst ja nur deine Meinung sagen und nicht erwähnen, dass ich dich geschickt habe", flehte Lily,"das ist seine letzte Chance sich bei mir zu entschuldigen und er benötigt anscheinend ein wenig Hilfe. Ich kann nicht zu ihm hingehen".
"Na gut", meinte ich stöhnte auf und begab mich zum Slytherintisch.

"Snape, ich finde es ist an der Zeit, eine klitzekleine Kleinigkeit zu erledigen. Außer natürlich du willst bis an den Lebensende ein Arsch sein", begrüßte ich ihn freundlich. Normalerweise vermied ich es andere Menschen unter Druck zu setzten, weil ich es mich im Nachhinein immer anwiederte wieder mit Macht gespielt zu haben, aber währenddessen genoss ich es. Snape zuckte zusammen. Ich grinste in mich hinein. "Hat sie dich geschickt?",fragte er mit Hoffnung in der Stimme. "Nein, ich bin hier, weil du mich anwiederst. Und nur so zur Information es ist nicht cool andere zu beleidigen. Vor allem nicht seine Freunde", antwortete ich bissig, blieb innerlich aber vollkommen ruhig, denn ich konnte mir nicht erlauben ihn Schachmatt zu setzen. "Du wirst in dieser Woche noch zu Lily gehen und dich bei ihr entschuldigen", sagte ich harsch. Snape nickte geknickt. Ha, eins zu null für mich.

Ich wollte gerade wieder gehen, als Regulus Black sich zu Wort meldete:"Findest du es eigentlich cool, Slytherins Befehle zu erteilen?". Kurzzeitig war ich so geschockt, dass ich vergaß tief auszuatmen wie ich es immer tat wenn mich etwas stresste oder kurz aus der Fassung brachte. Die Reaktion zeigte sich sofort, denn Mr. Vorlaut krallte sich am Tisch fest um nicht in sein Essen zu kippen. Auch ich spürte den scharfen Schmerz im Unterleib.
Ich fing mich jedoch schnell wieder und antwortete:"Nein, aber manchmal muss man euch sagen, wie man Menschen in eurem Umfeld zu behandeln hat. Vor allem wenn es sich um die eigenen Freunde handelt".
Er grinste mich spöttisch an:"Schon gut, reg dich wieder ab. Ich wollte mich nicht einmischen", er wante sich demonstrativ ab und Tat als würde ich nicht existieren.

Seine Aussage ärgerte mich, aber ich kam nicht drum rum ihn zu bewundern. Er war der erste der es wagte mich dermaßen unhöflich zu behandeln. Vor allem wunderte ich mich, das er Slytherin war, denn ich stellte fest, dass es überwiegend sie waren die mich behandelten als wäre ich eine Göttin.
"Snape, ich will von dir hören. Und noch was es wird nicht leicht, werden also überlege dir etwas", rief ich ihm noch wütend hinterher.

"Bis zum Ende der Woche wird  er zu dir kommen", verkündete ich stolz. "Danke Bella", sagte Lily und umarmte mich.
"Also was sagt der Stundenplan?", fragte ich überschwänglich. "Geschichte der Zauberei mit den Slithetins, juhu", antwortete Mary überschwänglich. Sie hasste Geschichte was nachvollziehbar war, denn Professor Binns war so ziemlich die langweiligste Person der Welt. Trotzdem interessierte mich das Fach und ich las nebenbei einige Bücher darüber, weswegen ich im Unterricht nicht aufpassen musste und eine weitere Stunde Schlaf kam mir heute sehr gelegen.

Am Ende des Tages war ich so müde, dass ich beinahe im sitzten einpennte. Trotzdem saß ich noch mit Lily und Mary im Gemeinschaftsraum und versuchte angestrengt noch etwas Wissen in mein lahmes Gehirn zu transportieren. Ich merkte aber schnell, dass es zwecklos war und ging an diesem Tag früh schlafen.

Auch der nächste und übernächste Tag brachte keine Besserungen. Die Lehrer waren offenbar der Meinung, dass sie gar nicht früh genug beginnen konnten uns auf die ZAGs vorzubereiten und selbst ich hatte Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen und meine Hausübungen rechtzeitig zu erledigen.
Auch Snape schien viel zu tun zu haben und meldete sich nicht. An diesem Donnerstag morgen saß ich wie üblich verschlafen beim Frühstück und lauschte halbherzig Liv, die sich gerade unglaublich über ihre "unfähige" Partnerin in Magische Tierwesen aufregte. Ich war viel zu müde um mich mit ihr zu ärgern.

"...und dann macht sie einfach nichts. Dieses verfluchte Fiech ist am Ausrasten, ich versuche es irgendwie zu bändigen, aber sie steht einfach nur daneben", sagte sie gerade voller Elan und Alice musste lachen. Normalerweise war Liv die Ruhe selbst aber wenn sie etwas bewegte dann kam sie richtig in Fahrt.

Nur Mary, Lily und ich waren nicht in Stimmung. Ich wusste das die zwei genau wie ich an den ungeschriebenen Aufsatz für Mcgonnagall dachten der morgen fällig war.
Wir hatten so viel zutun, dass wir nicht einmal die Rumtreiber nervten geschweige denn sie uns.
Wir hatten in den letzten drei Tagen nicht einmal Zeit uns zu streiten. Ich denke das ist ein neuer Rekord. Ich hatte das dringende Bedürfnis, das zu ändern, denn ich wollte nicht, dass sie zu erst zuschlugen. Außerdem konnte ich nicht zulassen, dass uns die Schule so sehr von unseren Lieblingsakivitäten abhielt.
"Wie lange ist es eigentlich her, wie wir das letzte Mal die Rumtreiber verarscht haben?", fragte ich in die Runde. "Keine Ahnung", antwortete Lily,"der letzte Streich war von Potter im Zug. Mann, dieser verdammte Idiot. Wir haben uns noch nicht mal gerächt". "Ich hab eine Idee", sagte ich und erhob mich von meinen Platz, um in die Richtung des Klassenraums für  Verteidigung gegen die dunkle Künste zu gehen,"Der Aufsatz für Mcgonnagall. Potter scheint sich dafür richtig ins Zeug gelegt zu haben",sagte ich mit einem Grinsen.

Nie mehr Stille-eine Rumtreiber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt