Teil 12

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Das letzte mal John





Ich schlief gut in dieser Nacht. So gut wie schon lange nicht mehr. Alpträume aller Art verschonten mich, und als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich ausgeruht und fühlte mich zufrieden und glücklich.
Meine Hände glitten suchend zur anderen Seite des Bettes – um festzustellen, dass sie leer war.
Erschrocken fuhr ich auf. In der Tat, Sherlock lag nicht neben mir.
Hatte er etwa Angst bekommen, Angst vor seiner eigenen Courage, und...
Doch nein, in diesem Augenblick öffnete sich die Tür und er trat ein, in den Händen ein Tablett balancierend, auf dem sich etwas befand, das ganz unzweifelhaft nach Frühstück aussah.
Sherlock hatte Frühstück gemacht.
Entweder war ich gerade noch im Tiefschlaf und träumte das alles, oder aber er hatte wirklich und wahrhaftig Frühstück gemacht.

„Gute Morgen, John," sagte er.
Er stellte das Tablett vor mir ab.
Tee, für mich Kaffee; Toast mit Marmelade, Rührei.
Ich sah ihn voller Staunen an.
Er verdrehte die Augen. „Nun, John, die Tatsache, dass ich normalerweise kein Frühstück zubereite, heißt nicht, dass ich dazu nicht in der Lage bin!"
Ich musste lachen und lehnte mich zu ihm hinüber, um ihn zu küssen. Er wich nicht zurück, nein, er erwiderte den Kuss. Ich spürte, wie Erleichterung von mir Besitz ergriff.

Wir frühstückten also, und als wir damit fertig waren, sah er mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Also begann er:
„Ich nehme an, dass wir darüber reden sollten."
Ich nickte.
„Ja," sagte ich. „Das sollten wir."
Ich holte tief Luft.
„Sherlock, eine Sache möchte ich deutlich klarstellen..."
Seine Augen weiteten sich, und Panik strahlte aus ihnen.
Schnell fuhr ich fort:
„Das ganze hier ist für mich keine einmalige Sache. Ich liebe dich."
Er begann zu strahlen. Sherlock Holmes, der selbsternannte hoch funktionale Soziopath strahlte wie ein Kind an Weihnachten.
„John, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal sage, und vor allem, dass ich es auch noch ehrlich meine. Aber ich liebe dich auch und ich möchte eine richtige, echte Beziehung mit dir. Ich weiß, ich bin nicht gut in so etwas, aber ich möchte es versuchen."
Ich lächelte glücklich.
„Wir bekommen das hin, Sherlock," sagte ich. „Und... wir müssen nichts überstürzen. Nichts tun, zu dem wir noch nicht bereit sind, und einfach genießen, was wir einander geben möchten."
Er nickte.
„Aber das wichtigste, mein Lieber," sagte ich, „ist, dass wir jetzt zusammen sind... das sind wir doch oder?"
„Oh John," sagte er und verdrehte die Augen. „Du bist und bleibst ein Idiot, aber eindeutig mein Lieblingsidiot." Und dann küsste er mich so stürmisch, dass das Tablett vom Bett glitt und das Geschirr auf dem Boden in dutzende von Scherben zerschlug.

Nun, das war nicht wichtig. Solche Scherben spielen keine Rolle.
Wir küssten uns noch etliche Male an diesem Morgen. Wir küssten uns auf alle möglichen Weisen, küssten uns lange und zärtlich und wild und leidenschaftlich.
Küssten uns flüchtig, küssten uns intensiv.
Es war ein reines Kuss- Festival.
Und ja, wir gaben uns auch mehr als das.
Wir erkundeten uns gegenseitig. Unsere Hände, unsere Lippen liebkosten die Haut des anderen...
Es war ein Vormittag, der ganz der Lust und vor allem der Liebe gewidmet war.

Irgendwann knurrte mein Magen. Sherlock sah mich fragend an.
Ich lachte.
„Tja, Sherlock, nicht jeder kann wie du tagelang ohne Nahrung auskommen!"
Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, als auch sein Magen ein deutliches Grummeln von sich gab.
Wir sahen uns an... und jetzt lachten wir beide.
„Ich glaube," sagte er, „ich habe heute ziemlich viel Energie verbraucht... wenn das so weiter geht, bringst du mich noch dazu, regelmäßig zu essen!"
„Na, das wäre ja nicht das schlechteste, Mr. Holmes, denn ich gedenke, Ihren Energieverbrauch in Zukunft konstant hoch zu halten."
Er küsste mich wieder.

Und dann sagte er mit einem tiefen Ernst in der Stimme:
„Was auch immer uns beide erwartet, John, eines kann nun niemand mehr von mir behaupten. Dank dir bin ich nun nicht mehr--- ungeküsst."


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So, das war nun der Schluss der Geschichte.
Ich verneige mich vor Elli, es hat großen Spaß gemacht, ein gemeinsames Projekt zu schreiben.

Und wer weiss, vielleicht haben wir ja eines Tages Lust auf eine Fortsetzung?

Eure Ladi

First KissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt