Kapitel 2:

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Jetzt saßen wir eine halbe Stunde hier. Und warteten. Die Sonne ging hinter dem Hügel schon langsam runter und wir wurden ungeduldig. Ich saß neben Nerv. Der kleine war süß aber wurde auch sehr schnell nervig. Er kannte wirklich uns alle. Wie ein kleiner Stalker, doch er wusste um was es hier ging. Um ein Spiel gegen Fabi. Und ehrlich gesagt nahm er das Ernster als so manch andere von uns. Ich schaute wieder auf mein Handy für die Uhrzeit und stellte fest dass es schon spät war. Maxi, Juli und Joschka fingen meinen Blick auf und verstanden. Die anderen würden nicht mehr kommen.
Maxi stand auf und ich streckte meine Hände aus dass er mir hoch half. Auch Juli und Joschka waren aufgestanden und Nerv schaute uns entgeistert an. “Was macht ihr da ?“ fragte er uns. Ich lachte einmal freudlos auf “Siehst du das nicht? Sie werden nicht kommen, Nerv.“ “ Aber dann steckt mich meine Mutter wieder in den Matrosenanzug.“ ich lachte kurz. “Das wird sie auch noch morgen oder in drei Tagen. Mein Gott Nerv es kommt keiner mehr.“ motzte Juli während er eine Dose vor sich hin kickte. “Da wäre ich mir gar nicht so sicher.“ hörten wir vom Hügel. Wir wirbelten herum und sahen Raban hinter dem kurz später Vanessa auftauchte. Als letzter kam eine menschliche Diskokugel zum Vorschein, die sich als mein Bruder rausstellte und für einen Moment schämte ich mich für ihn. Aber stopp. Jemand fehlte... Markus. Marlon natürlich auch, aber bei ihm wunderte es mich nicht wirklich dass er nicht mit kam. Er hatte mir nach der Auflösung der Wilden Kerle erzählt dass er sowieso denkt das wir nur eine kindische Sache waren. Er meinte er würde erwachsen werden, in meinen Augen war das aber quatsch. Kurz nach diesem Gespräch fing er auf der Kart Bahn mit Markus an. Wir sprachen immer weniger, er kam nicht mehr zu meinen Wettbewerb und ab da redeten wir gar nicht mehr. Ich hatte praktisch zwei Brüder verloren. Wir lebten in einem Haus hatten aber keinen Kontakt mehr. Das muss man sich erstmal vorstellen! Leon versuchte anfangs mit mir und Marlon zu reden, doch wir blockten ab. Er war mit Markus ja praktisch der Grund warum wir uns aufgelöst hatten. Egal jetzt. “Vanessa wie sieht der denn aus?“ fragte Juli Vanessa. Sie hatte ihn wohl zurückgeholt. Die anderen hatten sich kaum verändert. “Und wo gehen wir jetzt hin?“ fragte ich nach einiger Zeit Stille. “Ich würde sagen wir gehen zuerst zu Hadschi Ben Hatschis Geheimerfinderwerkstadt.“ meinte Maxi daraufhin und wir machten uns alle auf den Weg. Ich lief zu Vanessa die auf mich wartete. Ich lief neben ihr her und wartete. Wenn sie mir etwas erzählen wollte, würde sie von alleine kommen. Sie wusste ich würde sie nicht drängen. “Er hat in einer Karaoke Bar Gitarre gespielt. Ich weiss nicht was ich jetzt von ihm halten soll. Ich meine er und Markus waren der Grund dafür dass die Wilden Kerle sich aufgelöst haben und jetzt müssen wir gemeinsam gegen Fabi spielen. Ich weiss nicht was ich machen soll, Lu.“ sagte sie leise, dass uns die anderen nicht hörten, und verzweifelt. Ich verstand sie, irgendwie. Ich wüsste auch nicht was ich machen sollte wenn Markus plötzlich wieder im Team wäre. “Mach gar nichts.“ antwortete ich. Ich schaute sie an. Sie schaute mir verständnislos in die Augen. “Hä?“ fragte sie also. “Warte darauf dass er etwas macht. Er hat es verbockt also lauf ihm ja nicht hinterher. Wenn er es klären möchte dann wird er es tun.“ antwortete ich. Sie nickte und wir liefen weiter den Jungs hinterher. Diese warfen immer wieder Blicke zu uns hinter. Besonders Leon. Immer wieder sah er flehend zu mir und Vanessa. Wir erwiderten diesen Blick jedoch immer nur mit einem kalten. Bald schon waren wir an der Geheimerfinderwerkstadt. Nach den Wilden Kerlen war ich öfters hier gewesen. Hadschi war eben eine neutrale Person gewesen der ich ziemlich alles anvertrauen konnte. Er war derjenige der mich umarmt hatte wenn ich geweint hatte und mich dann wieder zum Lachen gebracht hat. Vanessa hatte ich erst eine Woche nach der Trennung davon erzählt. Ich wollte einfach jemanden zum Reden der das alles von außen betrachtet. Wir gingen durch die leicht geöffnete Tür und sahen Hadschi der konzentriert an einer kleinen Maschine rumwerkelte. Wir blieben stehen und schauten uns still an. Er hatte uns nicht bemerkt und wir wollten ihn nicht erschrecken. Ich trat also einen Schritt vor und sagte “ Hey Hadschi.“ er schreckte auf und betrachtete uns mit großen Augen. “Lu, ähm hallo. Wie geht es dir?“ “Gut, gut.“ sagte ich und lachte leicht. Ich ging zu ihm und umarmte ihn kurz, dann ging ich zu einem Stuhl der an dem Tisch stand, an dem er gerade gearbeitet hatte und setzte mich. “Gibt es euch noch, oder gibt es euch wieder?“ fragte er stirnrunzelnd. Nerv trat aus der Gruppe aus und sagte selbstbewusst “Es gibt uns wieder!“ ich grinste, auch wenn mir nicht danach war, aber der kleine war wirklich voll süß. “Und wer bist du?“ fragte Hadschi als er Nerv hochob. Sein Blick fiel auf die Kette​ von Nerv, auf der das Wilde Kerle Logo abgebildet war. “Oh, wie ich sehe ein ganz Wilder Kerl“ fügte Hadschi hinzu. “Jetzt werdet bitte nicht sentimental“ kam nun der, meiner Meinung nach, unpassende Kommentar von Leon. Hadschi drehte sich um und sein Blick fiel auf Leon. Ich sah wie seine Augen sich vergrößerten als er die wandelnde Diskokugel betrachtete. “Oha.“ brachte er nur raus. Ich grinste. “Hadschi wir brauchen die Räder.“ kam Leon gleich zur Sache und überging Hadschis Reaktion. Sofort wurde Hadschis Miene eisern. “Komm mit, ich zeig dir was.“ Er führte Leon in einen Nebenraum wo alle Räder standen. Alle hatten ihre Räder irgendwohin geschmissen, verteilt in der Stadt. Sie waren kaputt, was Hadschi natürlich ärgerte denn er hatte sie für uns gebaut. “Das ist sentimental, Herr Anführer.“ hörte ich nur Hadschi sagen. Die beiden kamen wieder zurück zu uns. “Wie lange wirst du brauchen um sie wieder zu reparieren?“ fragte Leon, was ich wirklich frech fand. Ich meine, jeder von uns sollte in der Lage sein ein bisschen an seinem eigenen Rad zu schrauben. Das selbe dachte sich wohl auch Hadschi “Das kannst schön du machen. Und deine Freunde helfen dir ja vielleicht. Ich kann euch aber Vorräte mitgeben. Wohin müsst ihr denn?“ “Zu Fabis Versteck, die Natternhöhle.“ antwortete Raban. “Juli komm mal her, ich geb dir eine Karte mit.“ damit verschwanden die beiden im hinteren Teil der Werkstatt. Auch ich hatte damals mein Fahrrad weggeworfen, welches ich jetzt zwischen den anderen rausholte. Ich setzte mich auf den Boden und fing an die Kette wieder ins Rad zu bekommen. Die anderen machten mir dies nach, während Leon sich umzog. Ich war mit meinem Rad relativ schnell fertig und ging auf eine Thermoskanne zu, die bei Hadschis Erfindungen lag. In dieser Thermoskanne, die er immer dabei hatte, befand sich der weltbeste Kakao der Welt. Ich suchte zwischen dem Gerümpel eine Tasse, welch ich auch schnell fand. Ich schüttete mit das Getränk in den Becher und setzte mich an Hadschis Werkeltisch. Bald kam Juli mit einer Karte und einem großen Gerät zurück und Raban, Joschka und Nerv gingen die alten Trikots suchen. Gedankenverloren starrte ich auf die warme Tasse in meinen Händen. In so kurzer Zeit war wieder so viel passiert. Ich war in meiner alten Mannschaft, mit meinem Zwilling der mich und alle anderen verarscht hatte, davor mit Vanessa “Schluss“ gemacht hatte, wobei eigentlich sie Schluss gemacht hatte, aber das war ja egal. Ich wusste einfach nicht zu wem ich stehen sollte. Wenn Leon sich bei der Mannschaft und mir Entschuldigen würde, zu wem würde ich halten? Zu ihm, oder zu Vanessa? Ich wusste sie würde von mir nie verlangen sich zu entscheiden, aber andererseits würde es sie trotzdem verletzen. Ich glaube ich würde das wie immer Entscheiden. Spontan. Als ich mich wieder in Raum umsah, sah ich das es sich alle auf den provisorischen Betten bequem gemacht hatten und nun schliefen. Nur Leon noch nicht. Er werkelte weiter am Fahrrad herum. Ich atmete tief durch. Dann setzte ich mich gegenüber an das Fahrrad von Juli und fing an das Angefangene zu beenden. Ich spürte seinen Blick auf mir, versuchte es aber zu ignorieren. “Lu?“ fragte er nun. Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. Er wollte gerade wieder etwas sagen, da kam Hadschi ins Zimmer “Geht schlafen ich mach das fertig.“ich lächelte ihn dankbar an und ging zu einer Hängematte in der ein Kissen und eine Decke lag. Ich machte es mir bequem und lauschte auf das regelmäßige atmen der anderen. Ich wusste dass Leon auch noch wach war und mir vorhin etwas sagen wollte, aber wollte ich mich überhaupt mit ihm vertragen? Wenn er sich entschuldigen wollte, hätte ich die Entschuldigung überhaup angenommen? Keine Ahnung. Meine Lider wurden langsam immer schwerer bis ich nachgab und in einen traumlosen Schlaf fiel.

Die Wilden Kerle 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt