Die Wilden Kerle 3

Kapitel 1:

Mein Herz raste. Gleich würde es soweit sein. Mein Team und ich würden gegen andere Schulen antreten und eine der schwersten Choreographien ausüben müssen die es gab. Besonders schwer würde die Schlussfigur werden, bei der ich nur an einem Bein festgehalten werden würde und den anderen zu einer Art Stand spagat halten sollte. Danach würde ich hochgeworfen werden und sollte einen Rückwärtssalto machen und ganz ehrlich? Ich hatte Angst. Viele Leute verletzen sich ernsthaft an sowas. Ich hoffte es würde klappen. Beim Training hatte es nur einmal komplett geklappt und ich hoffte wirklich dass wir heute Glück haben würden. Unser Team wurde angerufen und wir liefen elganten Schrittes auf unsere Positionen. Die Musik fing an zu spielen und die Ersten Töne von Friends von Justin Bieber erklangen. Ich konnte das Lied in meiner Situation nicht leiden. Es erinnerte mich einfach an Markus. Ich versuchte mich einfach auf die Choreo zu konzentrieren und genoss es wenn ich durch die Luft geworfen wurde. Dann kamen die letzten Sekunden mit der schwierigen Figur. Wir stellten uns in einen Kreis und ich wurde nach oben gehoben, wo ich versuchte schnell und elegant mein Bein hochzuziehen. Diese Stellung wurde ein par Sekunden gehalten dann wurde ich auch schon wieder hochgeworfen. Ich machte einen Rückwärtssalto und ließ mich wieder fallen. Ich wurde gefangen und runter gelassen. Das Lied war zu Ende, wir stellten uns in eine Reihe und verbeugten uns. Das Publikum applaudierte und ich grinste wie die anderen stolz vor mich hin. Wir verbeugten uns noch einmal und gingen dann wieder elegant aus der Halle. Zurück in der Umkleide konnten wir unsere Freude nicht bewahren und fingen an zu jubeln. Ich setzte mich nur grinsend auf die Bank und trank einen Schluck aus meiner Wasser Flasche.

Es könnte langweilig werden wenn ich euch alle Einzelheiten erzählen würde, schlussendlich kann ich aber erzählen, dass wir den stolzen zweiten Platz machten. Ich war nun noch als einzigste in der Umkleide. Die Uniform hatte ich gegen ein neues Outfit getauscht.

(Denkt euch die Brille weg)

Fertig angezogen stellte ich mich vor den Spiegel und kümmerte mich noch um meine Haare.

Ich nahm mein Handy aus meiner Tasche und setzte mich noch auf die Bank. Der Hausmeister würde in einer halben Stunde durch die Umkleiden laufen und kontrollieren wer noch da war. So war es jedesmal. Ich wollte einfach so lang wie möglich weg von zu Hause sein. Marlon hatte sich nämlich, meiner Meinung nach zu sehr, mit Markus angefreundet und verbrachte wirklich jeden Tag mit Markus auf der Kart Bahn. Es verletzte mich dass er sich so wenig um seine Schwester sorgte die noch immer seinem besten Freund hinterher hing. Da fällt mir ein : ich hab euch noch gar nicht erzählt was mit Deniz passiert ist! Naja er musste zurück in die Türkei ziehen, doch ich rufe ihn noch immer jeden Samstag an. Naja zurück zur eigentlichen Geschichte... Es klopfte plötzlich an der Tür und ich brachte ein leises “Herein?“ raus. Der Hausmeister konnte es noch nicht sein. Die Tür öffnete sich vorsichtig und eine Mütze trat in mein Sichtfeld. Diese Mütze kannte ich doch... JULI! Schon erschien er grinsend in der Tür. Doch er war nicht alleine. Hinter ihm erschien Maxi. Ich lachte auf und auch auf den beiden Gesichtern bildete sich ein Grinsen. Ich quietschte einmal und schloss beide in die Arme. Wir hatten schon lange nichts mehr gemacht. Ich musterte  beide einmal und merkte dass sie mich nun um einen Kopf überragten. Naja das war auch nicht wirklich schwer ich war nämlich echt klein. “Was macht ihr denn hier?“ fragte ich beide. “Naja erstmal gratulieren, ihr wart wirklich super!“ sie hatten mir also zugeguckt. “Dankeschön“ sagte ich also und strahlte. Die beiden gucken sich noch einmal an bevor Maxi aus atmete. “Wir wollen die Wilden Kerle wieder zusammen bringen.“ schon rutschten meine Mundwinkel nach unten und ich verzog meine Lippen zu einem schmalen Strich. “Okay.“ sagt ich nur. Was sollte ich auch sonst sagen? “Bist du auch dabei?“ fragte nun Juli. Ich biss mir auf die Lippen. “Ich... Was ist mit... Markus?“ stirnrunzelnd sahen sie dich an. Du hattest es niemandem erzählt. Bis auf Vanessa. Ihr hattet euch gegenseitig alles anvertraut. Schließlich habt ihr beide etwa das gleiche erlebt. Euer Freund war einfach abgehauen. Aus Loyalität zum Team habt ihr deswegen auch Schluss gemacht. “Warum? Ihr seit doch sowieso zusammen. Wenn du dabei bist, haben wir unsere Tänzerin und unseren Torwart wieder.“
“Wir... Sind nicht mehr zusammen.“ brachte ich heraus. Schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich war noch lange nicht über ihn hinweg. Ich vermisste ihn. Sehr sogar. Das blonde verwuschelte, die braunen Augen die immer glitzerten wenn er einen Ball hielt. Alles. Und dann brach alles über mich herein. Die Trennung, das Verhältnis mit meinen Brüdern, der fehlende Schlaf wegen Alpträumen, einfach alles. Ich ließ mich hinten auf die Bank fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Es war einfach zu viel! Maxi und Juli setzten sich links und rechts neben mich und legten die Arme über mich. “Warum habt ihr den Schluss gemacht?“ ich schaute ihn an wie ein Auto. Das konnte jetzt nicht sein Ernst sein. “Weisst du was wir vor einem Jahr alle geschworen haben?“ fragte ich Juli also mit tränennassem Gesicht. Es ratterte bei ihm. Ich legte mein Gesicht wieder in meine Hände und antwortete für ihn “Loyalität gegenüber den Wilden Kerlen.“ Mit einem Ruck stand ich auf. Ich spürte die Blicke in meinem Rücken. “Ich weiss wirklich nicht warum ich das mache. Vielleicht weil mein Leben beschissener nicht werden kann aber, ich bin dabei. Wer ist denn bis jetzt dabei?“ “Naja, also du, ich, Juli, Joschka und Nerv.“ “Wer ist Nerv?“ “Ähm, ein Fan von uns“ ich runzelte die Stirn. Das war komisch. Aber egal. Ich stellte mich an den Spiegel und wischte mir die Tränen weg. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Jetzt war ich also wieder ein Wilder Kerl. Ganz toll. Hust Sarkasmus Hust. Trotz das ich das eigentlich wirklich nicht machen wollte, sagte mir meine innere Stimme dass ich es machen sollte. Ich musste es wenigstens versuchen. Die Ferien fingen erst an, doch ich wusste, dass das die längsten Ferien meines Lebens werden würden.