Kapitel 2

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„...Erde an Katja!" Ich drehte mich ruckartig zu meiner besten Freundin um. „Ähm..." „Ich heiße Michael, aber nennt mich bitte Mike" Meine Aufmerksamkeit lenkte ich schnell wieder auf den Schönen. „Okay, ich heiße Katja und das ist Malena, bzw Mali" Ich grinste. „Okay, Jungs, kommt mal her, wir haben Special Guests!" Zwei andere ca. 18 jährige Männer kamen dazu. Einer hatte blau gefärbte Haare und ein paar Piercings an seiner Nase, an seiner Lippe und an seinem rechten Ohr. Er trug dazu ein schwarzes, lockeres Muscle- Top, ein krasser Gegensatz zu Mike, da dieser ein körperbetontes, langes T-Shirt in Batikblau trug. „Das ist Lukas" „Luke, bitte", meinte der junge Mann mit den blauen Haaren. „Hi, schön dich kennenzulernen, ich bin Mali", meinte meine Seelenverwandte und schien auf einmal auf einem anderen Planeten namens Lukas zu schweben. „Uuund das ist... Trommelwirbeeeeel... Jonasssss!" Ein schüchtern wirkender, kräftiger, aber jedoch sympatisch aussehender junger Mann trat hervor. „Hey Mädels" Er lächelte süß und schob seine extravagante, blau-grüne Brille zurück auf die Nase. „Nennt mich -'' „Ananas!" Luke grinste. Daraufhin verdrehte Jonas nur die Augen. „Ne, John. Liegt mir lieber" Mali starrte immer noch Luke an. Dieser diskutiete jetzt mit John, ob ebendieser besser John oder Ananas heißen sollte. „Wie seid ihr auf Ananas gekommen?" Ich lachte, Mike stimmte mit ein. „Ist schon ne Weile her", meinte er. „Aber ich weiß es nicht mehr genau" Er grinste. „Deine Freundin scheint auf Schlümpfe zu stehen..." Das sagte er einfach so, als wäre es etwas ganz natürliches, aber ich hätte Tränen lachen können. „Mali?!" Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Was, ehh..?" Ich schaute zwischen ihr und Luke hin und her. „Ai, ai, ai, was seh-'' Ich erntete einen leichten Schlag auf den Oberarm von Mali. „Mike, John, Luke, bitte bereit machen, auf die Bühne, das Gig started in 5 Minuten.", sagte irgendein Typ, wie man so jemanden nennt, wusste ich nicht. „Na dann, viiieeel Glück" Mali drückte sich theatralisch an Luke, welcher sich versuchte, von dieser gezwungenen Umarmung zu lösen. „Ähm ja...", er wurde rot, „lass bitte kurz los..?" Schweren Herzens trennte sie sich von ihm. John war schon weg, jetzt ging auch noch Luke, welcher Mali vorher erklärte, wo sie hingehen konnte. Jetzt waren also Mike und ich allein. „Na dann... ihr schafft das" Wow. Mir fiel nichts anderes ein als ‚Na dann, ihr schafft das'?! Peinlich. „Danke" Er lächelte und drückte mich auf einmal an sich. „Man lernt nicht immer so eine hübsche junge Dame wie dich kennen" Er zwinkerte mir zu. Junge Dame. Eigentlich war ich 16. Dachte er etwa, dass ich erwachsen war? Nein, dass musste ein Irrtum sein. Ich räusperte mich. „Auch schön dich kennengelernt zu haben" Ich hätte im Boden versinken können. Aber machte meinen Kopf ganz wuschig, das musst es sein. Ich konnte wegen ihm nicht mehr klar denken. Dann bemerkte ich, wie dämlich diese Gedanken klangen und verwarf diese auch schon wieder. „Du rockst das da draußen!" „Und ich hoffe, du kannst gut singen!" Er zwinkerte mir zu und ging auch auf die Bühne. Ich stand erstmal perplex da. Was meinte er jetzt damit?, schoss es mir durch den Kopf. „Miss?", der Typ von vorhin stand direkt vor mir. „Ja?!" Ich war leicht erschrocken. „Gehen Sie bitte da lang! Das Konzert beginnt gleich und das wollen sie doch nicht verpassen, oder?" Ich schüttelte den Kopf, bedankte mich rasch und stieß gleich zu Mali. „Er hat 100%ig ne Freundin" Sie schaute traurig. „Er konnte dich nicht weiter umarmen, weil-'' Doch plötzlich ertönte Musik und ich selbst hörte mich nicht mehr. „WAAAS?" Mali schaute mich verständnislos an, begann aber sogleich im Takt der Musik auf und ab zu hüpfen. „Yeah!"' rief sie immer mal wieder. Die drei jungen Musiker hatten echt Talent, sie spielten einen Mix aus Alternativ-, Chillout- und Popmusik. Auch mich übermannten die Klänge von Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang und ich tänzelte im Rhytmus unbeholfen hin und her. Das lag vor allem daran, dass ich eigentlich nie auf Konzerten war. „ERKENNST DU DIESES LIED?", brüllte Mali über die Musik und die Geräusche zahlreicher Fans hinweg. „NEIN, WELCHES IST ES?" Ich schüttelte den Kopf, falls sie es nicht verstanden hatte. „WHAT DO YOU MEAN, OOOOOOOH, WHAT DO YOU MEANNNNN" Ich lachte, zum Glück hörte mich keiner. Beziehungsweise zum Glück hörte sie keiner, also Mali. Klar, sie war meine beste Freundin, aber das einzige, was sie definitiv nicht gut konnte, war singen. Aber das wusste sie und sagte das auch von sich selbst. Aber wenn sie mich zum Lachen bringen wollte, war zu singen einer der möglichen Wege.
Jetzt erkannte ich das Lied natürlich: Justin Bieber. Mali und ich wollten vor langer Zeit mal zu einem seiner Konzerte, nur leider waren zu schnell alle Tickets ausverkauft und danach gab es erstmal keine weitere Tour. Dieser Mix, bzw dieses Cover inspirierte mich irgendwie. Jetzt hatte ich Lust bekommen, öfters auf Konzerte unbekannter Bands zu gehen. Aber ich behielt das erstmal für mich, andernfalls hätte Mali Tickets für alle Konzerte in den nächsten 2 Jahren gekauft. Und ja, so etwas hätte sie drauf.
Alle applaudieren und ich bemerkte, dass das Lied vorbei war. Meine Beine wurden langsam schwer. Ich konnte nicht sagen, wie spät es war, aber ich war müde. Als plötzlich eins meiner Lieblingslieder von Ed Sheeran angespielt wurde, gab mir das irgendwie einen Einergiekick um weiter zu machen. Doch es fing keiner an, zu singen, also sang ich aus Spaß los. „Wer möchte heute mit uns singen?", fragte John ins Publikum. Eine Menge Mädles kreischten. Doch Mali war am lautesten: „KATJA WILL! GO KATJA GO! KOMMT, NEHMT KATJA BITTE! BEI MIR ODER DEN ANDEREN BEKOMMT NUR JEDER OHRENKREBS!" Einige Leute aus meinem Umfeld hatten diese Fluse im Kopf, dass ich gut singen würde. „Nein...!" Doch, zu spät. Luke kam von der Bühne auf mich zu, drückte mir ein Mikro in die Hand und führte mich auf die Bühen. Mali, das kriegst du zurück..., dachte ich. Nur leider dachte ich laut. Alle im Publikum lachten. Das Lied wurde erneut angespielt und ich fing erst leise und zögerlich an, mit Mike zu singen. Seiner Stimme war wunderschön. Er nahm meine Hand und zusammen performten wir „Happier". Ich war in diesem Moment so überwältigt von allem. Aber vor allem war ich überwältigt, dass ich das alles hier zuließ. Ich sang hier mit einem super süßen Typen vor einer Menge Leute, früher hätte ich mich das nie getraut. Mike schaute mich an, er fuhr mit einer Hand über meine Wange, ich wurde wieder einmal rot. Wir standen da, Hand in Hand. Vor einem riesigen Publikum. Es wäre ein perfekter Augenblick gewesen....

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