Der Unfall

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Kapitel 13:

„Frau Garcia, ihr Mann hatte einen Autounfall."
„Herr Weiss ist jetzt im Krankenhaus"
„Er ist mit zu schneller Geschwindigkeit an einer Kreuzung in einen LKW geknallt."

Immer und immer wieder höre ich die Sätze des Polizisten in meinem Kopf. Das darf nicht passiert sein! Wincent muss es gut gehen! Sofort mache ich mich auf in das Helios Klinikum, in welchem sich Wincent befinden soll. Auf der ganzen Fahrt mache ich mir Vorwürfe. Er ist allein wegen mir so schnell gefahren. Hat wegen mir den Unfall gebaut. Wollte mir wahrscheinlich nur erklären, wer die Frau bei ihm war. Ich kann einfach nur hoffen, dass ihm nichts schlimmes passiert ist. Dass ich gleich im Krankenhaus ankomme und ihn mit ein paar Kratzern nach Hause nehmen kann.

Zitternd betrete ich das große, weiße Krankenhausgebäude. Es riecht so steril, die Wände sind kahl und kalt und ich friere plötzlich unheimlich. Eigentlich völlig übermüdet kämpfe ich mich zum Empfangsschalter der Notaufnahme. Ich habe die letzen 24h nicht wirklich geschlafen, da ich die Nacht ja mit der Reise von New York hier her nach München verbracht hatte. Hinter der Glasscheibe des Schalters sitzt eine Krankenschwester, die ich auf Wincent anspreche. Sie verweist mich in den normalen Bereich des Gebäudes, in dem Wincent bereits liegen soll.

Schnell eile ich einen Stock höher zu den Zimmern. Auf den digitalen Anzeigen an den Zimmertüren stehen die Namen der Patienten, die sich momentan im jeweiligen Zimmer befinden. Ziemlich am Ende des Ganges finde ich endlich seinen Namen. Vorsichtig klopfe ich an die Tür und betrete den Raum. Er ist groß und hell mit vielen Fenstern, die genug Tageslicht spenden. Hinten an einem der Fenster entdecke ich ihn. Bei ihm ein hübsches Mädchen, das an seinem Bett sitzt und seine Hand hält. Ich bleibe ruckartig stehen und betrachte die Beiden. Das Mädchen scheint mich noch nicht bemerkt zu haben und redet deshalb weiter mit Wincent.

S: „Ich weiß, du packst das Wincent, hörst du? Du warst schon so oft für mich da, hast so oft für mich gekämpft - dann schaffst du das auch! Wir schaffen das zusammen. Ich liebe dich mein kleiner Kämpfer ♡", sagt sie traurig und streicht ihm vorsichtig durchs Gesicht.

Sein Anblick verdreht mir den Magen. Mit einer riesigen roten Schürfwunde liegt er da schlafend in seinem Bett - so hilflos und schwach. Zusätzlich an die Sauerstoffmaschine und eine Infusion angeschlossen. Wer wohl das Mädchen sein mag, die bei ihm sitzt? Wahrscheinlich seine Freundin oder Geliebte. Vielleicht die Frau, die an der Sprechanlage war, wegen der ich umgedreht bin. Trotz meiner riesigen Enttäuschung kann ich in dem Moment nicht wirklich sauer auf sie sein. Das Wichtigste ist ja wohl, dass es Wincent bald wieder besser geht und er ganz gesund wird.

Ich trete langsam an sein Bett heran, bis ich neben dem Mädchen stehe. Als sie zu mir hochschaut, sehe ich, dass sie geweint hat. Ihre Wimperntusche ist verlaufen und ihre Augen immer noch rot und glasig.

L: „Hallo", sage ich vorsichtig. „Ich bin Lia... Eine Freundin von Wincent. Er war auf dem Weg zu mir, als plötzlich die Polizei anrief und..."

Weiter komme ich nicht. Das Mädchen, welches sich mir später als Sophie vorstellt, steht ruckartig auf und umarmt mich.

S: „Lia ein Glück bist du da! Wincent hat die ganze Zeit nach dir gefragt, als er wach war. Er hatte einen Autounfall als er zu dir wollte. Die Polizei hat gesagt, dass er eine rote Ampel übersehen hat und dann an einer Kreuzung von einem LKW erwischt wurde. Er hatte einfach nur unglaublich viel Glück! Er hätte tot sein können und hat nun nur einige Kratzer und Wunden, aber nichts, was nicht wieder gut werden würde."

Die ganze Situation überfordert mich. Ich ertrage die Nähe zu diesem Mädchen nicht, mit dem mir Wincent wahrscheinlich als letztes fremd gegangen ist. Doch das spielt jetzt keine Rolle. Ich muss mich zusammen reißen. Jetzt geht es hier um Wincent und darum, dass er ganz schnell wieder gesund werden würde. Deswegen setzt ich mich ohne weiter über Sophie oder ihre Beziehung zu Wincent nachzudenken, an sein Bett und nehme mir seine Hand.

„Hallo Wincent.", flüstere ich leise. „Ich bin jetzt da, hörst du? Es wird alles wieder gut!"

Ich gebe ihm einen Kuss auf seinen Handrücken und betrachte ihn eine ganze Weile, wie er schläft. Sein gleichmäßiges Atmen beruhigt mich. Wenn ich ihn da so liegen sehe wird mir bewusst, wie sehr ich mich in ihn verliebt habe. Dass ich ihn schon seit unserer ersten Begegnung so unglaublich toll finde, wir schon so viele tolle Momente gemeinsam erlebt, und so viel zusammen durchgestanden haben. Er ist der Junge, mit dem ich mein Leben in Zukunft teilen möchte. Nicht nur gelegentlich - nein jeden einzelnen Tag!

Eine Hand streicht sanft über meine linke Schulter und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Schreckhaft drehe ich mich um. Es ist Sophie, die mir wohl etwas zu sagen hat.

S: „Lia, ich muss mich nun auf den Heimweg machen. Ich denke ich komme morgen nochmal und werde nach Wincent sehen. Pass gut auf meinen kleinen Bruder auf, ja?"

Ich nicke nur kurz und drehe mich wieder Wincent zu, als mir klar wird, was Sophie grade gesagt hatte. Ruckartig schaue ich auf und drehe mich noch einmal nach hinten um, um Sophie aufzuhalten, die bereits die Tür geöffnet hat um den Raum zu verlassen.

L: „Sophie, warte! Was hast du gesagt? Dein Bruder?".

Sie dreht sich nochmal um und betritt wieder den Raum.
S: „Ja Wincent ist mein kleiner Bruder - was hast du denn gedacht?", schmunzelt sie.

L: „Ich... Ich dachte... Du... du bist Wincents neue Freundin...", stottere ich. Mir wird bewusst, wie sehr ich ihr und Wincent unrecht getan habe. Wincent hat wahrscheinlich nur wegen mir den Unfall gebaut, wollte zu mir um mir genau das zu sagen. Warum hat er mir nie von Sophie erzählt?

S: „Oh Gott Lia, nein!", sagt Sie mit sehr ruhiger Stimme. „Sowas darfst du niemals denken. Wincent würde dich nie betrügen oder dir etwas Böses antun. Er hat soviel von dir geschwärmt, mir immer und immer wieder erzählt, was für ein tolles Mädchen du bist! Jemand der nicht nur auf seinen Bekanntheitsgrad aus ist, sondern ihn als normalen Menschen schätzt."

Ich wende meinen Blick von Sophie ab und schaue bedrückt auf Wincent, der immer noch schläft.

S: „Hör mir zu Lia, Wincent liebt dich wirklich über alles, das musst du mir glauben!

Forever - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt