Am nächsten Morgen erwachte ich, weil mein Handywecker mich mit meinem Lieblingslied weckte. Normalerweise sagte man ja, dass das, was man in der ersten Nacht in einer neuen Wohnung träumte, war werde, aber ich hatte nicht geträumt - zumindest konnte ich mich an nichts erinnern.
Das Gespräch gestern mit Darcy und Kyle war gut gelaufen. Darcy konnte ich versichern, dass sie sich nicht so schuldig fühlen sollte und Kyle erzählte mir, dass er sein Aufladekabel doch wieder gefunden hatte. Dieser Chaot.
Mit ihm redete ich noch etwas und machte ihm klar, dass er sich nicht mehr in mein Liebesleben einmischen sollte, was beinhaltete, dass er auch nicht mehr versuchen sollte, Alex und mich zusammen zu bringen. Seine Mundwinkel hingen danach zwar nach unten, aber er hatte meine Entscheidung zum Glück respektiert.
Als ich auf die Uhr meines Handys sah, erschrak ich. Halb zehn. So lange hatte ich schon ewig nicht mehr geschlafen. Schnell stand ich auf und machte mich fertig, Selena würde nur wieder motzen, wenn ich nicht fertig war, wenn sie kam. Da ich aber nicht sie war und mich nicht unbedingt schminken wollte, hatte ich sogar noch Zeit zu frühstücken und schnappte mir um kurz vor zehn nur noch meine Jacke und meine Handtasche, als mein Handy klingelte.
Es musste aber auch wirklich immer in den unpassendsten Momenten klingeln, doch als ich den Anrufer sah, runzelte ich die Stirn. Selena sollte jetzt hier sein und mich nicht anrufen.
„Hallo?", fragte ich in das Telefon.
„Hi Elena. Äh, ich bin schon in der Stadt", sagte sie schuldbewusst.
„Warum das denn, wir wollten uns doch hier treffen und du wolltest mit Jasons Auto kommen! Soll ich jetzt auf die Schnelle noch Busfahren oder was?"
„Ähm, nein. Ich habe jemanden geschickt, der dich abholt und mit dir zu mir in die Stadt fährt." Sie klang ziemlich kleinlaut, wie ein kleines Kind, das wusste, dass es etwas falsch gemacht hatte.
„Wen?", fragte ich, doch da klopfte es schon an der Wohnungstüre.
„Sei nicht zu sauer okay? Ich hab' dich lieb."
„Selena", begann ich warnend, doch sie hatte schon aufgelegt. Seufzend ging ich zur Tür und öffnete sie. Aus unverwechselbaren hazelfarbenen Augen blickte mir kein geringerer als Alex Grayson entgegen. Diesmal war er es, der stotternd ein „Hi" heraus brachte.
„Was... was machst du hier?" Ich war völlig perplex, dass er plötzlich vor meiner Wohnungstüre stand. Wieso musste er nicht vor der Haustür warten, bis er hinein konnte - hatte ihn jemand hinein gelassen?"
Er kratzte sich verlegen am Nacken. „Selena hat angerufen... und erzählt, dass sie dich nicht abholen kommen kann. Sie meinte, ich solle dich in die Stadt fahren..."
„Das sieht ihr ähnlich", murmelte ich so leise, dass Alex mich unmöglich verstehen konnte. Ich wägte meine Möglichkeiten ab. Ich könnte das alles boykottieren und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. Oder ich könnte mit ihm mitfahren und mir in der Stadt eine Kaffeemaschine kaufen. Verdammt, Selena! Bei Kaffee konnte ich einfach nicht widerstehen, irgendwie musste ich ja morgens fit werden.
„Okay", sagte ich und schaute Alex in die Augen. „Ich komme mit." Er wirkte ehrlich überrascht, als er mich ansah.
„Na dann mal los", meinte er und folgte mir das Treppenhaus hinunter, nachdem ich die Wohnungstür hinter mir abgeschlossen hatte.
Um ehrlich zu sein, hätte die Situation auch schlimmer sein können. Natürlich war die Atmosphäre zwischen Alex und mir am Anfang - vor allem alleine in seinem Auto - ziemlich seltsam, doch dann drehte er das Radio lauter, als gerade einer meiner Lieblingssongs gespielt wurde.
„Du magst das Lied?", fragte ich erstaunt und er hatte mich lächelnd angesehen.
„Ja. Warum?"
„Ich liebe dieses Lied." Daraufhin drehte er die Musik noch ein wenig lauter und ehe ich mich versah, waren wir auch schon auf dem Parkplatz angekommen, an dem Selena auf uns wartete. Ich versuchte, sie böse anzustarren, doch als sie mir das Paket in ihren Händen entgegen streckte, konnte ich mich nicht mehr beherrschen.
„Eine Kaffeemaschine! Oh Mann, meine Tage sind gerettet. Du willst gar nicht wissen, wie schlecht ich heute morgen ohne Kaffee drauf war, als ich aufgewacht bin. Aber warte mal, das ist eine ziemlich gute Kaffeemaschine, also war sie ziemlich teuer. Nein, die nehme ich nicht."
Ich sah, wie Alex zu grinsen begann. Er hatte schon immer gewusst, dass ohne Kaffee mit mir nicht wirklich viel anzufangen war, und doch versuchte ich - wie immer - zu verhindern, dass meine Freunde Geld für mich ausgaben.
„Betrachte sie einfach als Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk zusammen von mir und Jason. Und außerdem brauchst du morgens Kaffee. Ich bin mir sicher, dass Alex das heute morgen auch schon zu spüren bekommen hat.
„Also eigentlich war sie ziemlich gut drauf, nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte, dass plötzlich ich vor ihrer Tür stand und nicht du." Hatte er mich etwa gerade verteidigt? Wie süß. Oh Mann, ich musste mich echt zusammenreißen.
„Komm, wir gehen", rief ich und wechselte so erfolgreich das Thema. Zusammen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt und es kam mir schon wieder so vor, als wäre ich gar nicht weg gewesen.
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Trying not to love you
RomantikVier Jahre können eine echt lange Zeit sein, in der sich alles ändern kann - oder eben auch gar nichts. Das stellt zumindest Elena Spencer fest, als sie nach einem vierjährigen College-Aufenthalt wieder nach New York zurückkehrt. Ihre Freunde sind i...