'Hilflos lag ich nun da, doch wie aus dem Nichts half mit jemand.'
Ich hörte Zischen, lag jedoch mit meinem Kopf Richtung Boden, was dazu führte, dass ich nichts sehen konnte. Langsam lockerte sich die Wurzel an meinem Fußknöchel und ich konnte mich bewegen, aber wollte nicht. Alles tat immer noch weh. Schon der Gedanke tat mir weh.
Plötzlich fühlte es sich so an, als würde mich jemand mit einem Stock anstupsen, um sicher zu gehen, dass ich tot war. Aber ich lebte, auch wenn es sich nicht wirklich so anfühlte. Dieser Jemand tippte mich ein zweites Mal an. Dieses Mal spürte ich, wie die Schmerzen schwacher wurden, wie die Verletzungen heilten und wie ich mich wieder stärkte. Ich fühlte mich lebendiger und drehte mich um. Über mir stand nun ein kleinerer Mann mit weißen Haaren und relativ langem Bart. In der mit Ringen bestückten Hand hielt er einen langen Stab, der mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkam. Außerdem trug er über seiner ohnehin schon längeren Kleidung ein noch längeres Gewand, welches fast bis zum Boden reichte.
Er bot mir seine Hand, doch ich lehnte ab. Ich kannte ihn nicht. „Äh, ich schaffe das allein. Danke." Nun stand ich wieder auf den Beinen. Es fühlte sich irgendwie komisch an, irgendwie komisch, irgendwie unecht. Erst jetzt merkte ich wie klein dieser Mann wirklich war. Er war mindestens 2 Köpfe kleiner als ich.
„Ich grüße dich, Feuerbändigerin Lea", sprach der kleine Mann.
Ich schaute ihn nur verwirrt an. „Was.. Woher?".
„Ich werde euch alles erklären, wenn wir am Haus sind."
Wer war er und wieso wusste er über alles bescheid? Einerseits wollte ich ihm nicht vertrauen, aber andererseits musste es ja irgendeinen Grund dafür geben, dass er es weiß...
„Gib mir deine Hand", sagte er mit kratziger Stimme. Zögernd überwindete ich meine negativen Gedanken zu dem Mann und reichte ich ihm meine Hand. So viel mehr konnte nun auch nicht mehr schiefgehen.
Er hob seinen Stab und ließ ihn genauso schnell wieder auf dem Boden aufkommen.
Plötzlich standen wir vor dem Baumhaus.
„Ähm...".
„Na dann, lasst uns reingehen", sagte er auf eine Art beruhigend.
Ich half ihm die Treppen hoch, da es ihm schwer zu fallen schien und nun standen wir vor der Tür.Er fuchtelte wieder mit dem Stab herum, bloß, dass sich dieses Mal die Tür des Hauses öffnete. Rachel saß mit verheulten Augen auf meinem Bett und starrte ins leere, wahrscheinlich malte sie sich gerade aus, was für schreckliche Dinge mir widerfahren sein könnten. Daneben Shawn, der langsam ihren Rücken streichelte um sie abzuregen. Harry lief im Zimmer auf und ab und hielt sich verzweifelt die Hand an die Stirn. nichts ist zu hören, außer nachdenkliche Seufzer von Harry, das Schluchzen von Rachel und das laute Atmen von Shawn.
Ich klopfte, obwohl ich schon im Haus war, an die Tür, um deren Aufmerksamkeit zu bekommen.
Harrys Blick, der zuvor noch starr auf den Boden gerichtet war, hob sich und er schaute mir direkt in die Augen. "Gott Lea, wo zur Hölle warst du?!", fragte er mich fassungslos. Jetzt auch richteten sich die anderen Blicke auf mich. Ich versuchte wirklich, die Tränen zu unterdrücken, doch je stärker ich es versuchte, desto schwerer wurde es. Langsam aber sicher floss eine Träne nach der anderen an meiner Wange herunter und meine Sicht trübte sich. ich konnte nur schwer erkennen, dass eine Gestalt namens Harry sich mir näherte und mich schließlich in den Arm nahm. Eine gewaltige Hitze strahlte von ihm ab und umhüllte meinen ganzen Körper. Letztendlich war doch alles gut gelaufen. Rachel sprang mir regelrecht in die Arme und legte ihren Kopf auf meiner Schulter. „Was, wenn..", sie schniefte , „wenn dir etwas passiert wäre? Was hätte ich denn gemacht so ohne dich?". „Hey... mir ist aber nichts passiert", antwortet ich leise.
Sie guckte mich nun an, ich trocknete ihre Tränen. Ich genoss diesen Moment wirklich, es war wirklich schön zu sehen, wie wichtig man Menschen sein kann. die inzwischen drei Personen, die sich an mich schmiegt hatten, lösten sich wieder von mir und atmeten alle entspannt aus.
Da gab es jetzt nur noch einen Haken, den ich fast übersehen hätte.
„Also Kinder, dann erkläre ich euch erst einmal alles. Setzt euch".
Reflexartig nahm Harry meine Hand und drehte sich zu dem unbekannten Mann. Ich erntete einige erwartungsvolle Blicke meiner Mitmenschen worauf ich ich mich verteidigte :" Schaut mich ja nicht so an, ich weiß genauso wenig wie ihr über ihn".
„Mein Name ist Okalion. Und ihr seid die Auserwählten."
Keine Reaktion von irgendwem.
„Ihr müsst diesen Stein mit all eurer Macht beschützen. Dies war meine Aufgabe, jedoch verschlechtert sich mein gesundheitlicher Zustand immer mehr. Ihr vier habt eine besondere Bindung, ihr sollt die neuen Hüter werden".
Ich verstand nichts mehr, trotzdem nickte ich verstehend.
Es herrschte Stille.
Okalion hielt einen kantigen Stein in seinen Händen, den wir anscheinend beschützen sollten.
„Keine Sorge, das Nötige werde ich euch noch beibringen", sagte er mit seiner kratzigen Stimme. „Noch irgendwelche Fragen?", er hob eine Augenbraue und schaute jedem ins Gesicht.
Jeder sah in seines, außer ich, denn ich blickte nur auf den Boden.
„Werden wir jemals unsere Eltern wiedersehen?", murmelte ich vor mich hin.
„Das tut mir wirklich leid,das euch sagen zu müssen, aber der Umgang und Kontakt mit normalen Menschen verringert eure Fähigkeiten".
Bemitleidend schaute Okalion mich an. Harry, der bemerkte, dass ich dadurch noch deprimierter wurde, drückte meine Hand, suchte Blickkontakt und sagte: „Du... hast doch uns drei. Und wir alle lieben dich. Ich weiß, das ist nicht perfekt, aber erstmal reicht es doch".
Nach eine kurzen Weile, in der ich mit meine Tränen gekämpft hatte, winkte Okalion uns zum Küchentisch und legte den Stein auf diesen.
„Legt eure Ringe bitte in einem Viereck um den Stein herum."
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Die Auserwählten
FantasíaWas bei einem Klassenausflug eigentlich alles passieren könnte? Vielleicht trifft man auf eine Einhornherde ...oder findet vier außergewöhnliche Ringe? Ein Klassenausflug, der eigentlich ganz normal verlaufen sollte, bis plötzlich vier der Schüler...