Die Flaute

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27.Okt.17

(Für Nina diese Dönerbrotfalterin)

Marianne schrieb mir per Email das sie Paul um 16.00 Uhr abholen würde. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy. Zweimal. Da ich mir die Zeit wie immer beim ersten Mal einfach nicht merken konnte.

Es war bereits Mittags.

Wir hatten tatsächlich den ganzen Vormittag mit Superheldenfilmen verdaddelt.

Paul war wirklich nett und... pflegeleicht. Welches Kind seines Alters gab sich mit einem Apfel, Wasser und Spiderman zufrieden ?

Selbst Amy war nicht so einfach.

Gott, sie fehlte mir so sehr.

Schnell schüttelte ich den Kopf und versuchte mich abzulenken.

„Hey Paul wollen wir was essen gehen?". Der Kleine schreckte zusammen, da seine ganze Konzentration dem Film vor seiner Nase galt. Jetzt jedoch strahlte er mich an und sprang auch schon auf um seine Jacke, die er ordentlich an den Kleiderhaken gehängt hatte, überzuziehen.

Er sprach nicht sonderlich viel.

Schweigend gingen wir zusammen nach Draußen, überquerten die, mit bunten Blättern aller Art bedeckte, Straße. Um anschließend in mein Auto zu steigen.

Die Fahrt in die Stadt verbrachten wir ebenfalls die meiste Zeit in Stille.

Doch das Radio lief leise mit. Es spielte What about Love von Heart. Eins der Lieder zu dem ich und Amy normalerweise jetzt versucht hätten mit zu singen und komische Tanzbewegungen mit unseren Armen machen würden.

Eilig schaltete ich den Sender um und hörte stattdessen der viel zu schrillen Stimme der Wetter-Durchsage zu.

Als wir auf den Parkplatz des kleinen Krankenhauses fuhren sprach Paul plötzlich „Bist du krank?". Wie sollte man das schon einem Kind erklären? „Nein, ich muss nur schnell ein paar Medikamente aus der Apotheke abholen für meine...Tante. Kommst du mit?" antwortete ich lasch. Mit der Email von seiner Mutter hatte ich ebenfalls eine Nachricht vom Krankenhaus bekommen. Ich konnte sofern die bestellten Medikamente abholen.

Eifrig nickte er und war auch schon aus dem Auto gesprungen.

Es ertönte ein leises Klingeln als wir gemeinsam die Apotheke betraten, die ebenfalls ein kleiner Anbau des Krankenhauses war. Sofort kamen zwei Apothekerinen angerannt. Eine hatte sämtliche Schachteln und Tuben in den Händen und begann leicht gehetzt diese in die großen Regale hinter ihr einzusortieren. Die Andere begrüßte uns lächelnd „Was kann ich für sie tun?". Mein Anhängsel war damit beschäftigt die Abteilung mit Hustenbonbons zu inspizieren. Also antwortete ich „Als erstes hätte ich gerne eine Tüte von den Bonbons dort drüben". Als sie gern wissen wollte welche, entschied sich Paul für welche in Form von Himbeeren und drückte sie der Apothekerin in die Hand. Schmunzelnd beobachtete ich das Ganze. Als Paul sich schließlich restlos glücklich auf einen Hocker vor der Theke setzte berichtete ich demnach „Man mailte das meine Medikamente angekommen sind".

„Name?"

„Theodore Goldapfel"

Ein Klirren ließ uns beide verwundert umsehen. Sämtliche Schachteln lagen hinter der Theke verteilt auf dem Boden. „Theresia ernsthaft? Schon wieder?".

Erst jetzt erkannte ich sie, die braunen gekräuselten Locken und den dicken blass blauen Pullover unter dem wiedermal viel zu großen Kittel ohne Namensschild. Sie nuschelte eine Entschuldigung, beachtete mich nicht weiter und begann die Packungen aufzusammeln. Die Blonde suchte derzeit in ihrem Computer nach meinem Namen, nickte und verschwand in den Raum neben dem Tresen.

Wie Tequila ohne Zitrone, doch mit jeder Menge SalzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt