~13~ Wiedersehen

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Am nächsten Tag, nein, eher noch in der Nacht, wache ich mit Bauchschmerzen auf. Das alles macht mich schon sehr nervös.
Noch bevor die Sonne aufgeht, mache ich mich fertig. Ich schlüpfe in meine Sachen, die ich jetzt schon seit mindestens einer Woche anhabe, was mich langsam echt nervt, ziehe mein Mithrilhemd unter mein Hemd. Dann lege ich mein besonderes Schwert um,  meine Kette um meinen Hals. Die restlichen Edelsteine, die noch immer in dem Beutel sind, befestige ich ebenfalls an dem Gürtel.
Mein langes, schwarzes Haar fällt mir wirr ins Gesicht. Es ist ungepflegt und schmutzig. Und dennoch etwas besonderes, denn kein anderer Elb im Düsterwald hat so pech schwarzes Haar wie ich. Vielleicht steht es ja dafür, dass ich was mit den Schatten zu tun habe. Und meine grauen Augen könnten für das Licht in mir stehen. Wer weiß? Aber es könnte sein.
Kurzerhand entscheide ich mich für eine radikale Veränderung. Ein kurzer Schnitt mit meinem Schwert und schon fallen die Haare. Ein Zeichen für meinen Neuanfang. Ein Zeichen für meine Veränderung.

,,Meldyth? Was hast du denn gemacht?“ fragt Kili mich verwirrt, als ich in der Halle voller Gold ankomme. ,,Siehst du doch. Ich habe mir meine Haare abgeschnitten. Ne Kurzhaarfrisur sieht doch nicht schlecht aus, oder?“ grinse ich frech. ,,Ja, sieht gut aus. Aber wieso hast du das gemacht?“ ,,Als Neuanfang. Sag, wo ist Thorin?“ wechsle ich das Thema und schaue mich suchend um. ,,Er sitzt auf dem Thron. Dwalin redet er grade mit ihm.“ Kili guckt besorgt nach oben, wo der Thron steht. ,,Es wird immer schlimmer, nicht? Was meinst du, wann werden die Elbe hier ankommen?“ ,,In ein, zwei Stunden, würde ich sagen.“ ,,Thranduil wird sich zuerst in Thal nieder lassen. Sich vorbereiten und dann sein Heer aufstellen. Mal gucken, was Thorin machen wird...“ ,,Da sagst du was.“ grummelt Kili zustimmend.
,,Worüber redet ihr, Bruder?“ ,,Über Thranduil und Thorin, Fili. Das wird definitiv ein heftiger Streit. Wenn nicht sogar mehr...“ Betroffen schweigen wir. Die anderen schweigen ebenfalls, denn sie haben uns zugehört.

Plötzlich taucht Thorin wutentbrannt neben uns auf. ,,Zum Tor. Sofort!“ befiehlt er kühl und wie er es will, versammeln wir uns dort.
Ich gehe geduckt hinter der Mauer, damit Thranduil mich nicht sieht. Ich weiß, dass er vor dem Eingang steht und ich will mich erst zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen geben.
Kurz bevor alle Zwerge oben auf der Mauern ankommen, flattert ein Rabe überraschend über meinen Kopf hinweg. Wo ist der denn jetzt hergekommen? Aber egal.
,,Was wollt ihr?“ zischt Thorin den Elbenkönig an. ,,Ihr wisst ganz genau, was ich will, Thorin Eichenschild.“ Thranduil spuckt den Namen förmlich aus. ,,Wieso sollte ich sie euch geben?“ ,,Weil ich das hier habe.“ grinst der Elb siegreich. Leider sehe ich nicht, was er hat. Immerhin hocke ich hinter der Mauer. ,,Er hat den Arkenstein! Dieb! Dieser Stein ist das Erbe unseres Hauses!“ regt sich Fili auf und kocht fast vor Wut. ,,Das ist eine List. Ein Trugbild.“ flüstert der König an sein Gefolge gewandt. ,,Der Arkenstein liegt in diesem Berg! Ihr könnt ihn nicht haben!“ donnert er wieder in Thranduils Richtung. ,,Ähm, ja doch. Ich habe ihm ihn gegeben.“ kommt er schüchtern von Bilbo. ,,Was?!“ ,,Ich habe ihn als meinen vierzehnten Teil der Belohnung genommen. Thorin, du musst wieder zur Vernunft kommen! Gib ihm, was er will und alles wird gut.“ spricht der Halbling sicher weiter. Dabei wirft er einen Blick zu mir, eher auf meine Kette. Aufgebracht wandert der Zwergenanführer auf und ab. ,,Schmeißt ihn den Wall hinab!“ knurrt er, doch es kommt nur Protest. ,,Was?!“ ,,Nein!“ ,,Dann mach ich es eben.“ Thorin packt den Hobbit am Kragen und schleift ihn an den Rand. Doch plötzlich ertönt eine hallende und gewaltige Stimme. ,,Wenn du meinen Meisterdieb nicht mehr haben willst, dann verletzte ihn nicht. Gib ihn mir zurück.“ ,,Gandalf...“ haucht Bilbo erleichtert. ,,Komm, schnell.“ Bofur hilft ihm aus den Fängen Thorins und bringt ihm zu einem Tau, das am dem Wall hinabhängt. ,,Also, König unter dem Berge, gib mir meine Erbstücke!“
Das reicht mir! Der immer mit seinen Erbstücken! ,,Deine Erbstücke?! Das ich nicht lache!“ grolle ich und stehe auf. Selbstsicher starre ich den Elb wütend an. ,,Wer bist du, Verräterin?!“ Thranduil guckt mich mindestens genau so wütend an. ,,Eine Woche ist vergangen und du hast mich schon vergessen, Thranduil. Wie erbärmlich!“ Dann bleibt sein Blick an meinem Hals hängen. ,,Du hast sie gestohlen! Sie an dich gerissen!“ Auf eine kleine Bewegung hin sind auf ein mal alle Pfeile auf mich gerichtet. Die Zwerge ducken sich sofort weg. Nur Thorin und ich stehen noch trotzig aufrecht. ,,Meldyth. Mein Name ist Meldyth.“ grinse ich frech. Seine Augen weiten sich und er gibt den Befehl, den Angriff ab zu brechen. ,,Das kann nicht sein! Ich habe dich...“ Thranduil stoppt, als er merkt, was er da gerade sagen wollte. ,,Sag es ruhig. Alle sollen es wissen. Du dachtest, du hast mich umgebracht! Pech gehabt, da bin ich wieder!“

Opfer? Thranduils FehlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt