Chapter Fourteen: Der Funke Wahrheit

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Lokis Sicht:

Montag Morgen, Tag des Mondgottes Mani. Ich betrachtete den fast vollen Himmelskörper am immer heller werdenden wolkenlosen Horizont. Sie verfolgten mich hier unten, die Götter. Ich hatte so viel Abstand zu ihnen und konnte doch nur an sie denken, während ich mich ankleidete. Ich konnte gar nicht anders, als sie in all den alltäglichen Dingen zu sehen, die die Menschen nicht einmal bemerkten. Sie schienen mich zu verspotten, über mich zu lachen und Wetten darüber abzuschließen, wann ich wohl aufgeben würde. Vor allem Heimdall, der Wächter der Welten hatte immer ein Auge auf mich. Er hatte mich schon immer beobachtet. Sollte er doch. Früher hatte ich versucht mich abzuschirmen, dass keiner von ihnen meine Pläne und Tricks erkannte, doch diesmal spielte ich nicht einmal. Es war alles anders, das wusste ich. Das wussten sie alle. Es gab kein Spiel mehr, keine Figuren, die ich hin und her schieben konnte, wie ich wollte. Ich hatte immer erreicht, was ich wollte, doch war auch ich weiser geworden mit all den Jahren – Thor würde mich auslachen, würde ich ihm gegenüber das erwähnen. Doch es war so. Ich war der kleinen Kämpfe um Ruhm und Ehre so leid geworden. Sollten sie mich doch alle beobachten bei meinem Versuch mich und die Welt zu retten. Von ihnen tat es ja keiner. Sie wollten angebetet werden, verehrt werden wie vor all den Jahren, als die Menschen sich der einfachen Wahrheit bewusst gewesen waren, dass es mehr im Universum gab, als nur sie. Doch was taten sie dafür. Nichts. Schickten mich vor, den Gott, der am meisten von den Menschen verstand, doch am wenigsten von ihnen verehrt wurde. Ich war nicht einer der 'guten' Götter und doch der einzige, der Midgard noch vor dem Ende, vor der Götterdämmerung retten konnte. Sie sagten ich würde es auslösen. Wenn sie damit meinten mich in die Enge zu treiben, dann hatten sie wohl recht damit. Doch solange es noch Elaine gab und die Chance auf ein Wunder, dass sie offen war für all die Magie, solange wollte ich ihr letzten Versuch mich zu vernichten mitmachen. Offen und sichtbar hier unten für sie alle. Sollten sie sich doch ergötzen an mir. Ich würde am Ende lachen.

Entschlossener als je zuvor schnappte ich mir meine Aktentasche und begab mich auf den Weg zur Universität.

Meine Schritte hallten auf den noch leeren Fluren an diesem frühen Morgen. Ich schien der erste zu sein, was mir sehr gefiel. So konnte ich mich in Ruhe auf die nächste Stunde vorbereiten. Die dritte bei diesen albernen Kindern. Ich hasste sie alle. Alle bis auf sie. Die eine, die mir mein Kästchen wiederbringen würde. Ich spürte die Anwesenheit von Mimirs Schatulle ab dem Moment als Elaine das Schulgelände betrat. Sie ließ sich Zeit, viele andere Stundenten betraten vor ihr den Raum. Ich saß an meinem Pult und beobachtete sie. Ganz genau. Ich wusste wie jeder einzelne von ihnen dachte. Was sie mochten und was sie hassten. Wer von ihnen inteligent war und welcher von ihnen nur so tat, um besser bei den anderen anzukommen. Eigentlich waren sie doch alle wie ich. Spieler und Trickser. Nur waren ihre Spiele und Tricks so viel harmloser als die meinen. Kaum einer unter ihnen sagte den Freunden, was er wirklich dachte. Alle folgten sie nur dem Ideal, welchen die Schönen und Reichen der Menschen vorgaben. Wer von ihnen würde freiwillig zugeben anders zu sein? Keiner sie trauten sich nicht aus der Masse zu stechen und deswegen belogen sie einander Tag für Tag, verstellten sich und wunderten sich am Ende ihres Lebens warum sie nie das geworden waren, was sie tief in ihrem Inneren immer hätten sein wollen. Nur damit kein anderer schlecht von ihnen dachte, dass sie dazu gehörten. Stumpfsinnig und gleich. Bis auf Elaine, die in diesem Moment den Saal betrat. Sie lief schnurstracks an mir vorbei, hinauf in ihre Reihe, zu ihren Platz, auf dem sie schon letzte Woche gesessen hatte. Ich beobachtete sie. Ihre Art wie sie sich die Haare zurürckstrich und als sie Cole ein müdes Lächeln zuwarf, als er sich neben sie setzte, wusste ich sofort, dass etwas geschehen war. Er hatte sie verletzt. Das sah ich in ihren Augen. Der Funke, der ihre blauen Augen zum Strahlen brachte war erloschen. Wut stieg in mir hoch. Doch schnell drückte ich sie wieder hinab. Das war nicht meine Sache. Nicht meine Angelegenheit. Ganz sicher würde ich mich nicht einmischen. Konnte ich wohl auch schlecht erklären, dass ich in sie alle viel tiefer sehen konnte, als ein gewöhnlicher Mensch.

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