Chapter Three: Kleine Schwärmereien

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Verträumt stocherte ich in meinem Essen herum, was sich seit gefühlten Stunden auf meinem Tablett befand. Ich musste noch immer an die Stunde denken, den Mann, die Geschichte und die Animation. Das alles, war so außergewöhnlich, dass es nicht nur mich sehr beschäftigte. Es war Thema Nummer Eins. Liam und Cole saßen rechts von mir auf der Bank an einem langen Tisch, Jenny mir gegenüber. Dass sie sich mal nicht mit ihrem Freund in ihrer ganz eigenen Welt befand war schon ein Wunder. Doch die Diskussion der beiden Jungs hatte sie doch etwas verschreckt.
"Wie bitte soll es gehen, dass wir über uns die Innenseite eines Riesen Schädels haben?", stellte Cole gerade in Frage.
"Und wie soll bitte die Erde aus Fleisch bestehen? Was zur Hölle hatte dieser Riese Ymir, oder wie der hieß, für einen Körper?", fügte Liam hinzu.
Jen zog die Augenbrauen hoch und starrte ihren Freund entgeistert an. Auch sie war nicht weit mit ihrem Essen gekommen. Die beiden waren auch wirklich ganz in ihrem Element und vergaßen uns beide darüber voll und ganz.
Auch ich versank wieder in meiner Gedankenwelt, doch ging es mir nicht um die Mythologie. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten sollte. Wie konnte es denn sein, dass so etwas wirklich passiert war, während der erwiesene Urknall nur Quatsch sein sollte? Ich hatte in meinem Leben schon zu viel naturwissenschaftlichen Unterricht gehabt, als dass ich auch nur ein Wort glauben konnte, auch wenn ich die Vorstellung einer solchen Welt höchst interessant und auch irgendwie ansprechend fand. Vielleicht lag es aber auch nur an der fantastischen Vorstellung von Aidan.
Ach Aidan. Jetzt war ich wieder an dem eigentlichen Punkt angekommen, um den sich meine Gedanken kreisten.
Er war so anders als alle anderen Professoren oder Dozenten, die ich jemals getroffen hatte. Ehrlich gesagt war er anders als jeder Mensch, den ich jemals gesehen hatte. Ich spürte, dass die witzige Art nur Fassade war, um die Studenten zu motivieren. Dahinter steckte ein Mann, der so viel mehr wusste als wir.
Er schien über allen Dingen zu stehen. Kein böser Kommentar konnte ihn berühren, als hätte er schon oft mit Gegenwehr zu tun gehabt.
Er sprach so sicher von einem Thema, dass nur Fantasie und Glaube war, dass man es ihm fast abnehmen musste, dass seine Worte wahr waren.
In diesem Moment traten Olive und Victoria zu uns an den Tisch. Sie waren ebenfalls gute Freundinnen von uns, auch wenn sie andere Kurse besuchten. Während sich die rothaarige Olive neben mich sinken ließ, rutschte Vicki neben Jenny auf die Bank. Sie sahen fast aus wie Geschwister mit ihren blonden Haaren.

"Habt ihr diesen heißen Typ da drüben gesehen?", fragte Olive total aufgeregt. Sie deutete hinüber zu einer Bank unter Bäumen. Im Schatten saß Aidan und las in einem Buch.
"Der ist so unglaublich gut aussehend. Ich habe schon immer für Briten geschwärmt", meldete sich nun Victoria zu Wort, während sie ihre Salatpackung öffnete.
"Er ist kein Brite", murmelte ich kaum hörbar. Ich versuchte nicht zu viel Interesse an dem Dozenten zu zeigen, denn ich war wie ein offenes Buch, was Schwärmereien anging. Ich konnte vor den drei Mädels fast nie etwas verbergen.
Doch anscheinend hatte ich den Satz lauter ausgesprochen als gedacht, denn nun blickten mich alle drei fragend an.
"Das hört man doch an seinem Akzent. Es ist irgendetwas nordisches. Wenn er redet klingt das doch wohl anders als bei mir", versuchte ich mich zu erklären. "Da hat ihn aber einer wohl schon genau unter die Lupe genommen", grinste mich Jenny wissend an. Verdammt. Klar hatte das passieren müssen. Ich versuchte sofort eine Ausrede zu finden. Aber was hatte ich eigentlich schon viel gesagt? Zum Glück hörten zumindest die beiden Jungs nicht zu. "Das hat damit gar nichts zu tun. Er hat doch so einige Sätze in der Vorlesung gesprochen. Da war das deutlich heraus zu hören und außerdem werde ich ja wohl wissen, wie Menschen klingen, die aus dem selben Land kommen wie ich", konterte ich und wollte somit das Thema beenden. Doch ich merkte ganz genau, wie ich rot wie eine Tomate wurde. Das half auch kein Blick zurück auf mein Essen, an dem ich plötzlich wieder Interesse hatte.
"Aha, da haben wir wohl jemanden ertappt", lachte Olive.
"Ich finde ihn einfach nur interessant, okay?", verteidigte ich mich mehr schlecht als recht.
Keiner nahm es mir ab, doch Victoria hatte Einsehen mit mir und wechselte zumindest zum Teil das Thema.
"Jetzt, da wir festgestellt haben wie toll er doch ist... Wie war seine Vorlesung?"
Wie auf Kommando drehten sich Liam und Cole wieder zu uns. Sie waren wohl doch mit einem Ohr die ganze Zeit bei unserem Gespräch dabei gewesen.
"Wir beide sind uns einig, das er zwar eine geile Show abgeliefert hat, die uns für einen Moment köderte, vor allem weil wir nicht wissen, was das Ding für eine Technik war, aber ansonsten ist es vollkommener Bullshit, was er uns erzählte. Wer glaubt denn so was?", fasste Cole das Gespräch der beiden die letzte halbe Stunde zusammen.
"Er anscheinend", war Jennys Antwort.
"Denkst du echt, dass er daran glaubt? Meint ihr nicht, dass dieses Thema ihn einfach nur sehr interessiert?", fragte ich zweifelnd. Klar kam alles echt rüber. Doch man glaubte ja auch nicht gleich an Aliens nur weil man sie cool fand. Außerdem wusste ich nicht so recht, ob ihn der feste Glauben an diese Götter nur noch interessanter oder doch abwertender machen würde.

"Das ist echt schwer zu sagen. Fragen wir ihn doch Morgen einfach", grinste Cole schelmisch, als hätte er jetzt schon wieder einen fiesen Plan, um sich über den Dozenten lustig zu machen.

"Ach das ist doch eigentlich egal oder?", begann Olive. "So oder so ist er verdammt heiß."
Darauf konnten selbst die Jungs nichts mehr sagen und ich widmete mich erleichtert wieder meinem Essen, da das Thema nun endgültig beendet schien.
Liam und Cole kamen wieder zu zurück zur Party bei dessen Planung Aidan sie vorhin unterbrochen hatte.
Sie wollten es heute Abend am Strand so richtig krachen lassen, auch wenn Morgen wieder Unterricht war. Davon ließen sie sich nur bei wichtigen Prüfungen abschrecken.
Ich würde auch hingehen. Schon alleine weil meine Freunde die Veranstalter waren, doch würde ich mich nicht so besaufen, wie es die meisten Jungs gerne taten, um dann total verkatert in der Vorlesung zu sitzen und vor sich hin zu jammern.

Die Mittagspause verging, so wie die darauf folgenden Stunden, die Jenny und ich in der Physikvorlesung verbrachten. Meine Gedanken hingen noch immer am Vormittag, so konnte ich kaum aufpassen, was mir wirklich selten passierte.
Jen hing die ganze Zeit heimlich an ihrem Handy und schrieb tausende Herzchen mit Liam hin und her, den sie tragischerweise schon seit drei Stunden nicht mehr gesehen hatte.
Er und Cole hatten den Nachmittag frei und waren bereits unten am Meer.

Gegen Abend waren Jen und ich dann endlich auf dem Weg nach Hause in unsere WG. Die Sonne strahlte noch immer vom Himmel und ein leichter Wind umspielte unsere langen Haaren auf der Fahrt im Cabrio.
Ich genoss die Wärme und frische Luft. Auch wenn mir ab und zu der Geruch von Salz und Regen fehlte, der in England stetiger Begleiter war, liebte ich die Mentalität und Heiterkeit Kaliforniens.

Jenny hatte eine SMS von Liam bekommen, dass wir noch Bier und Chips holen sollten und etwas, um am Strand zu grillen. In der Nähe unserer Wohnung befand sich ein Supermarkt und mit einem vollgestopften Kofferraum fuhren wir nach Hause, um uns umzuziehen.

Während ich im Badezimmer stand und nun endlich die Gelegenheit hatte mich etwas zu schminken und meine Haare leicht zu locken, klingelte es an der Tür und Olive und Victoria standen plötzlich in relativ kurzen Kleidern neben mir.
"Du willst das aber nicht anlassen oder?", fragte Victoria entsetzt und musterte skeptisch meine Hose und die Bluse.
Eigentlich hatte ich nicht vor gehabt viel zu ändern, da es mit Sicherheit recht bald kalt werden würde. Noch war kein Sommer, wo die Hitze die Nacht lang anhielt.
"Ehm, eigentlich... ", begann ich. Doch Olive ließ mich nicht ausreden. Sie zog mich in mein Zimmer, in dem noch immer Chaos herrschte und musterte meine Klamotten.
"Du hast ja gar nichts Schickes", stellte sie geschockt fest.
Nein, das hatte ich tatsächlich nicht. Diese tussigen Kleidchen, die die beiden trugen und jede ihrer Rundungen für meinen Geschmack zu sehr betonte, waren echt nichts für mich und wenn ich doch mal etwas brauchte, so hatte Jenny immer was für mich parat.
So auch heute. Victoria hatte sich an ihrem Kleiderschrank bedient und hielt mir ein paar Minuten später ein meerblaues Kleid entgegen, welches glücklicherweise nur oben eng saß und unten einen weiten Rock hatte. Der Rücken war frei und feine Stickereien überzogen den oberen Teil des Kleides.
Zufrieden musterten die beiden mich. Warum sollte ich mich überhaupt so hübsch machen? Es war doch nur eine kleine Party.
Doch ich hatte keine Zeit mehr mich anders zu entscheiden, denn Jenny rief ungeduldig nach uns und schon saßen wir im Auto auf dem Weg zum Strand.

Hi,
Ich bin Grade total in Schreiblaune, also kommen im Moment die Kapitel in kurzen Abständen.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Day war jetzt eher so ein Zwischenkapitel, um die Gedanken aller klar zu stellen und noch zwei neue Personen einzuführen.
Ich wünsche euch einen schönen Ostersonntag. Hoffentlich ist bei euch schöneres Wetter als bei uns. Hier (Schwarzwald) isses total bewölkt und düster -.-

LG eure Cristina

Ragnarök - Frühlingssonne✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt