700 Votes (Kurzgeschichte : Das Monster)

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Diese Geschichte habe ich zu einem Wetbewerb geschickt. Leider bin ich nicht weit damit gekommen. Hoffe sie kann dem einen oder anderen den Tag einwenig versüßt. 
-Schylwia 

Das Monster

Als Kind hatte doch fast jeder Angst vor dem Schrank oder vor den dunklen Ecken des Zimmers. Wir haben uns immer Sachen ausgemalt, wie zum Beispiel die Monster unter unseren Betten, die uns nach unten zieht, sobald eine Hand oder ein Fuß über die Bettkante ragt. So oft haben die Eltern uns gesagt, dass es keine Monster gibt, doch wir glaubten es nicht.

Anna lag friedlich im Bett und wollte einschlafen. Sie war fünf und hatte ein eigenes Schlafzimmer. Ihr großer Bruder war 15 und schlief nebenan. Anna schloss die Augen. Plötzlich hörte sie ein Knirschen. Sofort öffneten sich ihre Augen. Sie bewegte sich nicht. Ihr Kleiderschrank ging langsam auf. Lange und scharfe Krallen erschienen aus der Dunkelheit des Schrankes. Sie blicke dem Monster tief in seine tiefroten und katzenartigen Augen. Anna wollte schreien, doch sie konnte nicht.

Die fünfjährige Anna Krebs verschwand in der Nacht vom 5. auf den 6 Mai. Eine Entführung ist möglich. Wenn sie das Kind sehen, kontaktieren sie sofort die Polizei. ‘
Dann zeigte man das aktuelle Foto des vermissten Kindes.
Joy starrte gelangweilt auf den Fernseher. Ihre Eltern waren Einkaufen und sie wollte nicht nach Draußen. Die anderen Kinder mochten sie nicht. Sie sagten Joy sei langweilig. Die sechsjährige versuchte mit ihnen zu reden, doch sie liefen lachend weg, was sie traurig machte.
Nach einer Weile schaltete sie den Fernseher aus und ging in ihr Zimmer. Sie wohnte mit ihren Eltern in einem Haus und war Einzelkind. Da sie niemanden zum Spielen hatte, war ihr sehr langweilig. In ihrem Zimmer nahm sie einen Stuhl, schob ihn vor das Fenster und setzte sich hin. Die anderen Kinder spielten gerade Fangen und hatten viel Spaß. Joy beobachtete sie und musste weinen.

„Gute Nacht Mario.“, sprach die Mutter und gab dem siebenjährigen einen Kuss auf die Stirn.
„Gehst du noch arbeiten Mama?“, fragte der Junge.
„Ja, aber keine Sorgen, mein Engel, morgen früh bin ich wieder da“, sagte sie und verließ das Zimmer.
Nun war der Kleine allein zu Hause. Sein Vater war Feuerwehrmann und hatte heute Nachtschicht. Mario nahm seine Brille ab und legte sie auf den Nachttisch. Dann machte er das Licht aus. Es dauerte nicht lange, bis er ein Keuchen hörte. Er sah, wie eine komische Gestalt aus der Ecke des Raumes trat. Er konnte die Umrisse deutlich sehen. Es war kein Mensch, aber es war ebenfalls kein Tier. Der Junge fing an zu schreien, doch er war allein zu Hause, deshalb nütze dies ihm nichts.

Man fand die vermisste Anna Krebs. Ihr Körper wurde von einem noch unbekannten Tier zerrissen. Ihre Überreste fand man auf einem Waldweg, nicht weit entfernt von ihrer Wohngegend. Wie sie von ihrem Haus bis dorthin gekommen ist, ist noch nicht sicher.
„Joy Schatz, schaust du wieder Nachrichten?“, fragte die Mutter aus der Küche.
„Ja!“, rief sie zurück.
Die Kleine hatte dunkelbraunes Haar und tiefbraune Augen.
„Schätzchen, wieso hockst du hier vor dem Fernseher bei so einem wunderschönen Wetter? Geh doch raus mit den anderen Kindern spielen.“, lächelte ihre Mutter.

Warnung an die Eltern.
In dem Gebiet ‚Arties‘ und Umgebung verschwinden Kinder. Lassen sie ihr Kind nicht aus den Augen und seien sie wachsam.


Joy sah, wie sich die Bilder in den Augen ihrer Mutter spiegelten. Ihr Lächeln verschwand und ihre Pupillen wurden ein Stück größer.
„Oder, bleib lieber doch zu Hause mein Liebling.“, murmelte sie und schaltete den Fernseher aus.
Joy hüpfte die Treppe zu ihrem Zimmer hoch.

Mitten in der Nacht wurde sie von einem seltsamen Geräusch geweckt. In der Dunkelheit richtete sie sich auf und setzte sich hin. Die Geräusche ertönten unter ihrem Bett. Leise machte sie eine Lampe an. Dann sah sie wie große Hände mit langen, silbernen Krallen unter ihrem Bett hervorkamen und sich langsam hin und her bewegten. Das Kind hatte keine Angst.
„Willst du mit mir spielen?“, fragte sie.
Die Kreatur antwortete nicht. Joy nahm ihre Lieblingspuppe und warf sie dem Monster in die Krallen. Das Spielzeug verschwand unter dem Bett.
„Wie heißt du?“, fragte sie.
Erneut bekam sie keine Antwort.
„Ich heiße Joy. Wenn du willst, kann ich dir einen Namen geben. Wie wäre es mit Ryan? Oder Ran? Oder Raven? Ich mag Namen, die mit R anfangen.“, murmelte sie.
„Ab heute heißt du Robin.“, lächelte sie.
„Robin, ich habe noch etwas Schokolade. Hier nimm sie, wenn du willst.“ Sie warf eine Praline nach unten.
Das Monster namens Robin nahm sie und zog sie unter das Bett. Die Alufolie, in der sie war, glänzte. Dann flog sein Blick zur Puppe, die Joy ihm ebenfalls hinwarf. Er war eine sehr schöne Puppe mit grünen Knopfaugen und blondem Stoffhaar. Auch wenn er hier war, um sie mitzunehmen, konnte er das nicht.
„Robin, bist du noch da?“, fragte sie traurig.
Automatisch streckte das Monster seine rechte Hand aus und legte sie auf den Teppich.
„Du bist anders. Du bist nicht wie die anderen. Menschen können so böse sein.“, sagte Joy und fing an zu weinen.
Als Robin dies hörte, kam er raus. Er war sehr schlank und seine Arme waren lang und dünn. Er trug ein weißes, zum Teil schmutziges und zerrissenes T-Shirt und eine kurze Jeans. Er setzte sich neben dem Mädchen und legte sanft seine Hand auf ihren Rücken.
„Kinder sind so gemein.“, sagte sie schluchzend.
Robin holte ihre Puppe raus und setzte sich auf Joys Schoss. Die Kleine hörte auf zu weinen und sah das Monster an. Er hatte mittellanges graues Haar und sein Gesicht war wie das eines 17-jährigen.
„Ich mag deine Augen.“, flüsterte sie.
Dann stand sie auf und holte noch eine weitere Puppe aus ihrem Schrank.
„Hier.“, sagte sie und drückte ihm die Puppe in die Hände.

„Joy, wach auf.“, sagte ihre Mutter sanft und strich mit ihrem Zeigefinger durch Joys Gesicht.
Die Kleine gähnte und rieb sich die Augen.
„Ich hab einen neuen Freund.“, strahlte sie.
„Das ist schön.“, lächelte ihre Mutter.
„Sein Name ist Robin und er ist ganz groß und hat lange Arme! Seine Augen sehen aus wie Katzenaugen! ‘‘

Tage vergingen und Joy spielte nächtelang mit Robin. In einer Nacht, als Robin aus dem Schrank kam, lief Joy ihm in die Arme.
„Ich hab dich lieb.“, flüsterte sie.
Robin nahm ihre Hand und verließ mit ihr das Haus.
„Wohin gehen wir?, fragte sie lächelnd.
Das Monster sah sie an und in seinen Augen spiegelte sich ihr Lächeln.

So verschwand das Kind. Bis heute hat man weder ihr Kleidung noch ihren Körper gefunden. Die Medien berichten, dass Joy das letzte Opfer des Kindermörders war, denn er hat nie wieder zugeschlagen. 

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