Kapitel 3

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Ich zog mir eine schwarze Jogginghose, ein Top in der gleichen Farbe und darüber eine hellgraue Kapuzensweatshirtjacke einer.

Mary und Mom waren beide schon sehr früh aus dem Haus gegangen. Mary -wie jetzt bestimmt auch die halbe Nachbarschaft weiß, da sie und Mom sich gestern Abend so laut darüber gestritten haben- war mit Claire zum shoppen gegangen und würde erst morgen mittag wieder kommen, um ihre Sachen zu holen, da Mom heute Morgen verkündete, dass sie vierzehn Tage nach Deutschland verreisen müsste und es abgeklärt war, dass meine kleine Schwester während der Zeit, die sie im Ausland verbrachte, bei Claire blieb. Somit hatte sie mir die Verantwortung über das Haus gegeben und damit ein indirekter Wink, dass ich jetzt zwei Wochen lang machen konnte, was ich wollte, solange mir die Konsequenzen bewusst waren und ich auch mit ihnen lebte. So konnte ich mal wieder einen Filmabend mit meinen Jungs oder Mädels machen -getrennt oder auch zusammen- da Maddy nicht da war und uns somit auch nicht nerven konnte. Zum Glück! Denn ich wusste eins: Wäre dieses kleine Biest zu Hause gewesen, so hätte ich es in Moms Abwesenheit bekochen, ihm die Wäsche machen können und so weiter. Da war ich doch ziemlich froh, dass ich sie über eine nicht gerade kurze Zeitspanne hinweg, loswurde. Ich ernährte mich mittags eh Hauptsächlich von Brot und Grünzeugs, genauso wie heute. Anschließend lief ich noch ein paar Einheiten auf dem Hometrainer im Keller. Anschließend schnappte ich mir meine Sachen und machte mich auf den Weg zur Taktikbesprechung. 

Als ich dort ankam, sah ich, dass ich mal wieder die letzte war, und sobald ich eintrat, konnte die Besprechung beginnen.

Mein Handy vibrierte und  A Light That Never Comes von Linkin Park dröhnte durch den Konferenz-und Planungsraum. Mitten in einer Besprechung fürs nächste Spiel. Und -wie musste es auch anders kommen- genau in dem Moment, wo unser Trainer eine Pause einlegte. ,, Beck, du weisst doch genau, was ich von Handys beim Trainings halte: Die gehören hier nicht hin! Und wenn du es dennoch mitbringst, dann lass es verdammt nochmal ausgeschaltet in deiner Tasche!" Sein Kopf lief rot an, woran man sah, wie wütend er war. Ich konnte ihn gut verstehen, es waren schließlich nur noch fünf Tage bis zum großen Spiel, der Endrunde der Kreismeisterschaft, welche wir gewinnen mussten, um in die Landesmeisterschaft aufzusteigen. Da konnte man schon ein bisschen gestresst sein. ,,Sorry, Coach", murmelte ich und griff peinlich berührt hinter mich in meine Sporttasche.

Becky, hilf mir! Du musst sofort kommen! Es ist dringend! Schnell, beeil dich!  M.

Oh Scheiße! Die war von Mary! Was ist jetzt schon wieder passiert?  Hoffentlich nichts schlimmes! 

,,Mist!", fluchte ich, bevor ich mit einem ,,Tut mir echt leid, Leute! Meine kleine Schwester braucht mich!" aus dem Raum rannte, die Sporttasche über die Schultern werfe und losrannte.

Wo bist du?

Ich textete ihr zurück und nachdem ich eine Antwort erhalten hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin.

Schon fünfhundert Meter vor meinem Ziel hörte ich ein ohrenbetäubendes Gekreische. Als ich dann um die nächste Kurve lief, sah ich, wo Mary mich hingelotst hatte.

Vor mir erstreckte sich eine riesige Konzerthalle und vor dieser Halle standen hunderte Teenagermädchen, die sich die Seele aus dem Leib schrien, als würde es um ihr Leben gehen. Oh mein Gott, war denn da los? Ich suchte die Menge ab und entdeckte die beiden an Claires rotem Haarschopf. Ich kämpfte mich durch die Menge und zog beide hinaus. ,,Mary, was ist passiert? Geht das dir gut?" ,,Ja, ja! Becky, du musst mir helfen! Ich will unbedingt dieses Autogramm! Bitte, hilf mir!" ,,Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Jetzt noch mal langsam zu mitschreiben. Ich habe jetzt nicht ernsthaft die Taktikbesprechung sausen lassen, um dir so eine scheiß Unterschrift von solchen Boybandstars zu holen, au deren Konzert du eh heute abend gehst? Das darf doch nicht wahr sein! ", schnautzte ich sie an. Und was machte dieses Miststück? Sie zuckte nur beleidigt mit den Schultern, schnappte sich den Arm ihrer Freundin und stürzte sich zurück in den Haufen kreischender Teenies. Ihr Ernst? Wütend drehte ich mich um und stapfte davon.

An einem großen Zaun angekommen, hinter dem ein riesiger, leerer Parkplatz lag, hielt ich an. Mittlerweile stand ich an der Rückseite der Halle. Und jetzt? Ach, was solls! Ich stellte meine Tasche ab, nahm meinen Fußball hinaus, warf ihn über die Barriere vor mir, ging ein paar Schritte zurück, lief an und sprang mit Anlauf den Zaun hoch, welchen ich schließlich nach ein bisschen zusätzlichem Klettern überwand und auf der anderen Seite hinuter sprang.

Uhh, genau das, was ich jetzt brauche, dachte ich, als ich das riesige Plakat dieser Boyband sah, One Direction, wegen denen ich überhaupt erst hier gelandet war. Und wegen Marys fangirlen. Warum mussten die auch ausgerechnet heute hier auftreten und proben?

Ich machte mir ein Spiel draus, auf ihre riesigen Ebenbilder zu schießen. Gerade hatte ich es geschafft, dem blonden direkt in die Eier  zu Treffen. Ich jubelte, aber dieser Erfolg war mir nicht genug. Ich nahm mir den Ball und überlegte. Genau! Lockenkopf grinste mich schon die ganze Zeit so komisch von dort oben an, mal gucken, ob ich ihm dieses bescheuerte Grinsen vom Gesicht wischen konnten. Lächelnd lief ich ein paar Schritte zurück und drehte mich um.

,,Hey, du da! Das Ist ein Privatparkplatz! Was machst du hier?" Oh mein Gott! Die sechs Personen, die hinter mir in einer Tür standen, erschreckten mich so sehr, dass ich den Fallrückzieher gründlich verhaute. Jap, so war von! Der Ball flog nämlich um die fünf Meter am Ziel vorbei, prallte von der Wand ab, flog über unsere Köpfe hinweg und schlug ein. In den silbernen Porsche, der neben einem großen schwarzen Van stand, und dessen Alarmsystem sofort ansprang. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich, dass der rechte Außenspiegel in einem ungewöhnlichen Winkel abstand. Oh scheiße, nichts wie weg hier! Ich schnappte mir den Ball und lief auf den Zaun zu. ,,Hey, stehen bleiben, Junge!" Na toll, jetzt wurde ich auch noch für ein Mitglied des männlichen Geschlechts gehalten! Besser konnte der Tag ja nicht werden! Hmm, oder eigentlich doch, nämlich wenn der Typ, der mittlerweile die Verfolgung aufgenommen hatte, mich fing! Würde sicher eine Menge Spaß machen ...

Ich hörte die Schritte hinter mir näher kommen, weswegen ich mein Tempo erhöhte -genauso wie er- und schließlich gerade noch rechtzeitig auf den Zaun sprang. Nachdem ich auf der anderen Seite aufkam, schnappte ich mir meine Tasche und rannte um mein Leben. Das wütende Geschreie hinter mir ignorierend. Fuck, wenn das Mom rauskriegt, bin ich am Arsch!

Get into trouble || [L.P. FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt