Kapitel 5

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Die Sonne strahlte in mein Zimmer und verhöhnte mich. Eigentlich war ich ja ein Morgenmensch, doch nach dem gestrigen Ereignis und dem darauf folgenden Schock beschloss ich, den Wodka zu holen, dementsprechend hatte ich heute morgen einen ganz schönen Kater. Müde und völlig erschöpft trotz der sechzehn Stunden Schlaf... Moment mal! Ich schaute noch mal auf die Uhr. Jap ich hatte sechzehn Stunden geschlafen. Am Stück! Das schaffte ich immer nur, wenn ich betrunken war, und selbst dann musste ich völlig dicht sein, was nicht schnell passierte. Mittlerweile war es schon fünf Uhr abends. Oh Mist! Zum Glück hatte Mary einrn Schlüssel, denn meine kleine Schwester hatte ich um sagenumwobene sechs Stunden verpasst. Ich schlurfte weiter auf die Tür meines Badezimmers zu, die direkt neben meinem Kleiderschrank stand.

Vom Spiegel aus starrte mir ein Geist entgegen. Oh, das war ja ich! Obwohl ich jeden morgen in den Spiegel guckte, konnte ich mich jetzt nicht wiedererkennen. Die langen blonden, sonst glatten Haare standen in alle Richtungen vom Kopf ab. Die Haut war bleich, fast schon weiß und tiefe Ringe zeichneten sich unter den glanzlosen Augen ab. Ich sah aus wie ein Drogenjunkie, der auf seine nächste Dosis wartet. Was lernen wir daraus? Alkohol plus Schock gleich GANZ miese Sache. 

Und was sollte ich jetzt machen? Rausgehen konnte ich so nicht. Make-up, um das alles zu überdecken, hatte ich gar nicht, denn mit meiner reinen Haut brauchte ich keins. Noch eine Vererbung meines Vaters, bei der Mary mal wieder den Kürzeren gezogen hatte. Dafür sah sie diesem Arschloch nicht so ähnlich, dass sie sich früher verabscheute. Mein Arm zeugte immer noch von dieser Zeit, aber im Moment war ich ganz zufrieden mit meinem Leben, weswegen ich auch damit aufgehört hatte. Auch den ganzen anderen Scheiß hatte ich erstmal aufs Eis gelegt. Jetzt war ich erstmals völlig gesund und hatte auch vor, dies weiter zu bleiben.

Ich beschloss, zurück in mein Zimmer zu gehen und einen Filmmarathon zu veranstslten, mit allen Filmen aus der Fast and the furious -Reihe, welche zu meinen liebsten zählte.

Das erinnerte mich noch an meine Zeit in Deutschland. Dort hatten wir einen Nachbar, der fast genauso aussah wie Vin Diesel und der eine -wie war es anders zu erwarten- Vorliebe für Autos hatte. Ich liebte es, immer mit ihm zu fahren, denn ich muss zugeben, schnelle Autos zählten auch immer zu meinen Schwächen. Es war einfach so berauschend, dieser Adrenalinkick, wenn du über die Straßen rast, dieses Gefühl von Freiheit. Deswegen hatte ich auch zum achtzehnten Geburtstag einen schwarzen Lamborghini galardo bekommen hatte. Und ganz ehrlich: ich liebte dieses Auto. Auch wenn es vielleicht ein bisschen angeberisch war... und vielleicht nicht das war, was man sich unter dem passenden Auto für ein blondes Mädchen, oder weibliche Wesen generell, vorstellt.

Einmal, kurz nachdem ich den Lamborghini gekriegt hatte, war ich in eine ziemlich komische Situation geraten:

Ich kam gerade aus dem Café. Nach fünf Stunden schuften wollte ich einfach nur noch nach Hause und mir einen Film rein ziehen. Doch wie musste es anders kommen? Ausgerechnet jetzt ließ mich mein Glück im Stich. Um meinen Schatz stand eine Gruppe von Männern, alle um die fünfundzwanzig Jahre alt, und schauten bewundert auf meinen Liebling. Ich ging auf sie zu und als sie mich bemerkten, ließ der eine einen dummen Spruch ab: ,,Hey, Püppchen! Wir bewundern gerade diese geile Karre. Trotzdem Lust, uns Gesellschaft zu leisten? Später gibts auch mehr Action, vor allem für dich!" Unbeirrt hielt ich weiter auf meinen Wagen zu, doch als er die Hand nach meinem Baby ausstreckte, war es mit meiner Geduld am Ende. ,,Nein, ich habe keine Lust, mich mit so Wichsern wie euch abzugeben. Und außerdem: diese geile Karre gehört dem Püppchen hier." Dabei zeigte ich auf mich und stieg ein. Bevor ich aber vom Parkplatz fuhr, konnte ich nicht verhindern, noch eine Drohung auszusprechen: ,,Wenn du also deine Eier behalten willst, wage es ja nie meinen Wagen anzufassen." Überrascht trat er eine Schritt zurück und ich brauste mit diesen letzten Worten davon. Im Rückspiegel konnte ich noch ihre dummen Gesichter sehen. Ob es daran lag, dass sie abgewiesen wurden, sie meine Wortwahl erschreckte oder sie einfach nicht glauben konnten, dass diese 'geile Karre' mir gehörte, war mir egal. Mir reichte die Befriedigung, die ich spürte, als ich ihre Minen sah.

Noch am selben Tag erzählte ich Dave davon, welcher sich vor lachen gar nicht einkriegen konnte und stolz darauf war, dass 'seine kleine Katze ja auch ihre Krallen ausstrecken konnte', wie er es ausdrückte. Ich schmollte darauf ein bisschen, schließlich war es ja klar, dass ich mein Baby verteidigte.

Get into trouble || [L.P. FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt