erster Dezember

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Diesem Adventskalender liegt ein altes englisches Weihnachtslied zugrunde:


Ich habe den Text umgeschrieben.
Das Originallied beinhaltet zwölf Gegenstände, ich jedoch habe vierundzwanzig daraus gemacht.
Am vierundzwanzigsten Dezember habt ihr dann den kompletten Liedtext.


Ihr solltet die Kapitel gemeinsam mit den entsprechenden Kapiteln aus "Die Drei" lesen, da sie sich thematisch und vom zeitlichen Ablauf her aufeinander beziehen.  


Und nun viel Spaß.

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"Am ersten Dezember mein Liebster schenkte mir
ein niedliches Lebkuchenhaus."


Als Marti an diesem Freitagmorgen aufsteht, ist Jako schon wach.
Oft kommt das nicht vor, denn eigentlich ist es seine Aufgabe, für sie beide Frühstück zu machen. Doch heute ist in der Küche schon Licht, es duftet nach Kaffee und frischen Brötchen.
Marti strahlt, als er die Küche betritt.
Der Tisch ist liebevoll gedeckt. Jako hat das gute Geschirr aus dem Wohnzimmerschrank geholt, dass ihnen Frau Fischer zur Hochzeit geschenkt hat, weil sie der Meinung war, man bräuchte das. Wenn man geschätzte Gäste empfinge, bräuchte man einfach das Gute Geschirr. Punkt. Und mit Mutter Fischer diskutiert man bei so etwas nicht.


Jako hat sogar die weiße Batisttischdecke über den Küchentisch gebreitet.
Eine dicke rote Kerze erstrahlt und Servietten mit weihnachtlichem Muster stehen neben den Frühstückstellern.


„Wow," sagt Marti, „das ist wunderschön, Schatz."
Und er geht auf seinen Gatten zu und schlingt seine Arme um ihn.
Jako dreht sich zu ihm und küsst Marti liebevoll.
„Guten Morgen, Frechdachs. Setz dich und lass es dir schmecken."
Marti tut wie geheißen.
„Mach ich gerne," sagt er, „aber... womit habe ich das verdient?"
„Du hast das immer verdient," sagt Jako. „Du bist die Liebe meines Lebens, und ich möchte dich einfach mal so richtig verwöhnen in diesem Advent."
Marti spürt, wie eine angenehme Wärme in ihm aufsteigt.


Jako schenkt ihm Kaffee ein. Im Hintergrund läuft eine CD mit altenglischen Christmas Carols, die mag Marti besonders gerne.
Er bestreicht sich ein Brötchen mit Kirschmarmelade und beginnt, genussvoll zu essen.
Jako schenkt ihm Kaffee ein und setzt sich dann zu ihm.


„Weißt du, Marti," sagt er, „wir beide haben ein chaotisches Jahr hinter uns und ich habe eine schreckliche Zeit hinter mir, in der ich fürchtete, dich zu verlieren. Das hat mir vor Augen geführt, wie wertvoll du mir bist. Natürlich war mir das schon vorher klar, du bist das wichtigste in meinem Leben für mich. Aber solche Augenblicke zeigen einem das noch mal ganz besonders. Ich bin so froh, dass du alles gut überstanden hast, und dass wir zwei unser Leben weiterhin gemeinsam leben können und gemeinsame Pläne schmieden können. Und daher habe ich beschlossen, dass du dieses Jahr einen besonderen Adventskalender von mir bekommst."
Er beugt sich zu Marti und küsst ihn sanft auf die Nase. In Martis Augen blinkern Tränen.
Sicherlich weiß er, wie sehr Jako ihn liebt. Er liebt ihn ja ebenso.
Aber dennoch:
Das auf diese Weise gesagt zu bekommen, ist einfach wunderschön.


„Jeden Tag im Dezember bekommst du eine Süßigkeit von mir. Na ja, fast jeden Tag.Einmal... aber dazu später. Es wird jeweils eine Süßigkeit sein, die etwas an dir oder mir oder unserer Beziehung repräsentieren soll. Und ich wünsche mir, dass wir am Abend jeden Tages, wenn wir alles hinter und lassen können und Zeit füreinander haben werden, diese Süßigkeit gemeinsam vernaschen. Vielleicht... auf eine etwas kreativere Weise."
Marti strahlt und nickt.
Ja, das verspricht ein interessanter Advent zu werden.


Sie sind fertig mit dem Frühstück, aber Jako macht keine Anstalten, sich auf den Weg zur Arbeit zu machen.
„Musst du nicht langsam los?" fragt Marti.
„Ich habe mir frei genommen," sagt Jako, „Felix weiß Beschied."
Er lächelt.
„Weißt du, du wirst ja ab Montag wieder arbeiten gehen. Das ist okay. Aber heute, zu Beginn des Advents, habe ich etwas besonderes mit dir vor."


Er macht sich daran, den Tisch abzuräumen. Marti will helfen, bekommt jedoch die Anweisung, gemütlich sitzen zu bleiben, und als er sich trotzdem erhebt, wird aus der Anweisung ein strenger Befehl. Schmunzelnd gehorcht er.


Jako wischt den Tisch sauber.
Dann legt er ein zwei Blätter Papier zurecht.
Marti schaut neugierig darauf.
Es ist das Rezept für Lebkuchenteig sowie eine Bauanleitung für ein Lebkuchenhaus.
„Das hast du heute mit mir vor?" Marti ist begeistert wie ein kleines Kind.
„Ja," sagt Jako. „Ich habe gemeinsam mit dir schon soviel aufgebaut, da fehlt nur noch ein Häuschen." Er grinst.


Sie machen sich an die Arbeit.
Und während der Teig angerührt wird und ruhen muss, gebacken wird und auskühlt, die Süßigkeiten zurechtgelegt werden, der Teig in Form geschnitten und mit Hilfe von Zuckerguss zu einem Häuschen zusammengebaut wird und anschließend bunt verziert wird, haben beide viel Spaß zusammen, lachen gemeinsam, necken sich, küssen sich und spüren tief in ihren Herzen, wie viel sie einander bedeuten.


Es wird ein wunderschöner Tag, und sie beenden ihn in ihrem Bett, und stellen fest, dass Zuckerguss zwar eine klebrige Angelegenheit ist, aber köstlich schmeckt, wenn man ihn vom Körper des Liebsten schleckt...

Jarti Adventskalender 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt