Weeks Park

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Nur ungern verabschiedete sich Norah gegen halb 8 von ihren Freunden, um sich auf den Weg zum Weeks Park zu machen, wo sie Carter treffen würde. In ihr brodelte eine Mischung aus Angst, Anspannung und Trauer. Wie hatte ein einziger Anruf es geschafft, sie so schnell zurück auf den Boden des tiefen Loches zu befördern, in dem Norah in den letzten Tagen immer tiefer versunken war? Mit hängenden Schultern trottete sie hinter Eve zur Haustür, umarmte ihre beste Freundin halbherzig und schluckte tief, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Sie hatte versprochen, nach dem Treffen wiederzukommen, damit Eve und Liam sie aufmuntern konnten. Doch das rückte nun vorerst in weite Ferne und vor ihr lag ein Treffen mit ungewissem Ausgang. Was suchte Carter in Newton Grove? Die Akademie lag um die drei Stunden mit dem Auto entfernt mitten in der Pampa, also was hatte ihn her verschlagen?

Norah holte tief Luft und beschleunigte ihre Schritte, um pünktlich im Park anzukommen. Es war bereits dunkel und ein beklemmendes Gefühl begleitete Norah auf ihrem Weg alleine durch die spärlich beleuchteten Straßen. Als sie endlich an einer Bank im Weeks Park angelangt war und sich unsicher umblickte, weil außer ihr keine Menschenseele zu sehen war und sie an die vielen Krimis denken musste, in denen Menschen nachts im Park verschleppt wurden, war es kurz vor acht. Um eine ruhige Atmung bemüht, ließ sich Norah auf die Parkbank sinken, bereute es aber sofort, weil Kälte und Nässe ihre Jeans durchweichten.

"Ich hoffe du wartest nicht schon allzu lange." Die Stimme kam wie aus dem Nichts und ließ Norah von der Bank auffahren. Augenblicklich beschleunigte sich ihr Herzschlag und hektisch suchten ihre Augen die Dunkelheit ab.

Eine dunkle Gestalt kam hinter einem Baum hervor und steuerte leichten Schrittes auf sie zu.

"Musst du mich so erschrecken?", fauchte Norah, als sie Carter erkannte.

"Ich habe dich nicht für so ängstlich gehalten.", seine Stimme klang amüsiert, doch selbst seine Belustigung konnte seinen angespannten Unterton nicht verstecken.

"Bin ich auch nicht. Ich werde nur nicht gerne im Stockdunkeln in einen totenstillen Park beordert. Normale Menschen zeigen sich außerdem erst und sagen dann hallo."

"Erstens, habe ich gar nicht hallo gesagt und zweitens bin ich nicht normal."

Selbst wenn Carter es in der Dunkelheit eh nicht sehen konnte, verdrehte Norah bei diesem Kommentar die Augen.

"Was willst du überhaupt hier?", in Norahs Stimme schwang noch immer ein gewisser Vorwurf mit, den Carter aber gekonnt ignorierte.

"Dich treffen", antwortete er schlicht.

"Ja das weiß ich. Aber hier, in Newton Grove?"

"Soweit mir bekannt ist, wohnst du hier. Und ein Gentleman kommt zur Lady und nicht umgekehrt. Also bin ich per Anhalter gefahren und einen Teil gelaufen...", der Inhalt seiner Worte war flirtig, locker, amüsant, doch in seiner leisen, gepressten Stimme schwang nichts davon mit.

"Carter, was ist los?", Norah konnte ihm nicht länger böse sein und legte ihm eine Hand auf den Arm, obwohl sie auch bereits durch ihre Verbindung zu ihm beruhigende Gefühle herübersandte.

Sie spürte seine Anspannung, seine Verwirrtheit und sogar ein kleines bisschen Angst. Was hatte ihn so aus der Bahn geworfen?

Langsam lockerte sich Carters Muskeln unter ihrer Berührung und er atmete tief ein.

"Norah, die Akademie...", er sprach nicht zuende, weil ihm die Stimme versagte. Eine kalte Hand legte sich um Norahs Herz und ihr Puls verlangsamte sich zu einem Minimum.

"Carter, was ist mit der Akademie?"

Carters Augen suchten ihre und Norah konnte in ihnen Ratlosigkeit lesen.

Die Wächter - ABTRÜNNIG (Bd 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt