Stepbrother

•6•

Yoongi POV

Als ich hörte, dass ein Stuhl verschoben wurde und dann jemand aufstand, schaute ich auf. Die ganze Zeit war ich so in Gedanken vertieft und zu sehr auf mein Essen konzentriert gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, was gerade Thema war.
Ich blickte kurz unauffällig in die Runde und dann zu Yoona hinauf, die gerade vielleicht ein bisschen zu heftig aufgestanden war und mich nun anschaute. Bevor sie sich abwandte und aus der Küche ging, bemerkte ich die Tränen in ihren Augen. Ich schluckte das Essen herunter und schaute ihr hinterher. Ich zuckte innerlich mit den Achseln und aß dann weiter.

Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer, ließ mich dort auf die Couch fallen und fing an zu zocken. Während ich mitten im Spiel war, tauchte Yoona immer wieder vor meinen Augen auf, wie sie mich mit Tränen in den Augen anschaute. Ich pausierte das Spiel und schaute ins Leere.

//Was wohl los ist? Sie ist doch sonst so gut drauf und ganz glücklich mit dem Arsch zusammen. Warum ist sie denn jetzt plötzlich so drauf...? Jo Yoongi, worüber denkst du denn nach? Das juckt dich doch eigentlich gar nicht! Ganz besonders nicht, wenn es was mit diesem Idioten zu tun haben sollte! Du hast sie schließlich gewarnt!//

Ich schüttelte meinen Kopf und konzentrierte mich wieder aufs zocken. Ich stöhnte genervt auf, als Yoona weiterhin vor meinen Augen auftauchte und schmiss abgefuckt die Konsole auf den Boden.
"Ich kann ernsthaft nicht aufhören an diesen Blick zu denken..", murmelte ich, ging aus meinem Zimmer und wollte an ihrer Tür klopfen, zögerte dann aber kurz.

//Was mache ich hier jetzt eigentlich? Ihre Angelegenheiten haben mich nicht zu interessieren!//
Ich drehte mich um und wollte gehen, blieb dann aber stehen, als ich hinter mir hörte, wie sich die Tür öffnete. Ich drehte mich zu Yoona um und musterte ihr Gesicht.
//Sie hat geweint..//
Ich seuftzte leise.

"Was machst du hier Yoongi?" fragte sie mich mit schwacher stimme.

"Ich? Was ich hier mache?" Ich kratzte mich am Hinterkopf und wandte meinen Blick kurz von ihr ab. "Ich wollte dich fragen, ob alles okay ist..", antwortete ich und merkte selbst, dass es sich eher wie eine Frage anhörte.

"Ja, es ist alles okay. Was sollte sein..? Mir geht es prima", gab sie eine Spur zu schnell von sich und lächelte leicht. "Ich wollte mir was zu essen holen.. ich habe wieder Hunger bekommen..", fügte sie hinzu, rieb sich kurz über die Augen und ging an mir vorbei.

Ich hielt sie am Handgelenk fest und wollte etwas sagen, ließ es aber doch bleiben und gab ihr Handgelenk frei.
Sie schaute mich fragend an. "Was ist noch?"
Ich schüttelte meinen Kopf. "Nichts.. hat sich schon erledigt. Geh ruhig etwas essen", antwortete ich. Sie ging ohne ein weiteres Wort, während ich erneut seuftzte und in mein Zimmer zurück ging. Dort legte ich mich auf mein Bett und starrte die Decke an.
//Es geht ihr definitiv nicht gut.. Es muss, was passiert sein. Ich kenne sie zwar noch nicht lange, aber so habe ich sie noch nie gesehen. Ich bin mir zu 100% sicher, dass Daeil etwas damit zutun haben muss. Ich will sie aber nicht einfach auf ihn ansprechen, ganz besonders jetzt nicht.. Ich werde sie erst darauf ansprechen, wenn sich mein Verdacht bestätigt und keinen Moment früher.//
Ich schloss meine Augen und schlief nach kurzer Zeit ein.

Yoona POV

Da meine Eltern wohl schon schliefen, ging ich leise in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Als ich etwas Essbares gefunden hatte, wärmte ich es in der Mikrowelle auf. Ich setzte mich mit dem Teller an den Tisch und fing an zu essen. Nach ein paar Happen hörte ich kurz auf und dachte an das, was vorhin passiert war.

//Ich bin ein bisschen verwirrt.. Ich würde zu gerne wissen, was Yoongi von mir wollte.. Ob er erahnen kann, was vorgefallen ist..? Ach was... bestimmt nicht... Er hat sich einfach nur komisch verhalten..//
Ich schüttelte meinen Kopf. Nachdem ich zuende gegessen hatte, stand ich auf und ging in Richtung Treppe.
//Ich muss am Montag in der Schule gelassen bleiben und bloß nicht anfangen zu heulen, sobald ich Daeil sehe! Ich werde ihm aus dem Weg gehen. Nein.. Ich muss.. Ich will ihn auf heute ansprechen.//
Ich nickte entschlossen und ging wieder in mein Zimmer, um zu schlafen.