Kapitel 12

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Mikes Sicht
Aus dem Wagen steigt ein Mann aus, den ich noch nie gesehen hab, aber so wie der aussieht, ist er bestimmt mit meinem Dad befreundet. Tattoos skizzieren fast seinen kompletten Körper und mit seiner Statur würde er locker als Türsteher arbeiten können. Er wirft seine Zigarette achtlos auf den Boden und mustert unser Auto, das halb im Gebüsch steht. Schnell drücke ich Mark nach unten, da er immernoch nicht gecheckt hat, dass der Mann in unsere Richtung schaut. Der Mann fragt sich bestimmt auch gerade, wie man es schafft, auf so einem großem Parkplatz, in das Einzigste Gebüsch weit und breit zu fahren. Nach ein paar Minuten, in denen nichts passiert ist, stehe ich vorsichtig auf und werfe einen Blick über den Parkplatz.

Mitlerweile befindet sich der Mann nicht mehr in unser Nähe und ich mache eine Handbewegung, dass Mark mir folgen soll. Wir verlassen den Platz und schleichen dem Mann hinterher. Ab und zu dreht sich der Mann um, aber wir können immer Rechtzeitig in den Büschen verschwinden, die neber dem geschottertem Weg stehen.

"Ich fühle mich gerade wie ein kranker Stalker.", meckert Mark, als wir gerade wieder aus dem Gestüp klettern.

"Denkst du ich nicht?"

"Ne, du bist sowieso ein Stalker." Ich schaue ihn beleidigt an. Der Mann kommt schließlich auf dem alten Fabrik Gelände von meinem Vater an und verschwindet im Gebäude. Wir warten ein paar Minuten, bis wir schließlich auch durch eine Hintertür in die Fabrik gehen.

Die Halle ist im Gegensatz zu Früher komplett leer geräumt und nur noch vereinzelt liegen ein paar alte Holzbretter auf dem Boden.  Zuvor war hier eine Holzfabrik, die mein Vater geleitet hat. Wir waren eigentlich eine ganz normale Familie, bis mein Vater angefangen hat mit Drogen zu dealen. Als er dann auch noch anfing gewalttätig zu werden, ist meine Mutter verschwunden. Ich kann ja verstehen, dass sie einfach ein ganz normales Leben führen wollte, aber das meine Mom dabei so egoistisch ist und mich und meine Schwester bei diesem Psycho zurücklässt, hätte ich ihr damals nicht zugetraut, aber man kann sich in Menschen täuschen.

Wir schauen uns vorsichtig in der Halle um, bis wir eine alte Wendeltreppe finden, die nach unten führt. Als wir unten ankommen, stehen wir vor einer dicken Eisentür und ich meine dahinter Stimmen zu hören. Ich lege mein Ohr an die Tür und tatsächlich erkenne ich Stimmen, eine davon ist glaub ich sogar mein Vater. Plötzlich höre ich Schritte die immer näher kommen, bis sich der Türgriff nach unten bewegt. Panisch suchen wir nach einem Versteck, aber außer hinter der Tür ist nichts zu finden. Mark packt mich am Arm und drückt mich neber sich an die Wand.

Kurzdarauf geht auch schon die Tür auf und bleibt kurz vor uns stehen. Drei Männer, darunter auch mein Vater, verlassen den Raum und knallen die Tür hinter sich zu. Die Männer stehen nun mit dem Rücken zu uns gewendet, einige Zentimeter vor uns. Glücklicherweise macht keiner der Männer den Anstand sich noch mal umzudrehen und sie laufen die Treppe nach oben. Erleichtert atme ich aus und drücke den Griff der Tür nach unten. Diese öffnet sich leise und ich gehe in den Raum. Mark folgt mir und verschließt die Tür hinter sich.

Wir befinden uns in einem Keller, der ein bisschen wie ein Wohnzimmer eingerichtet ist. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, bis ich einen kleinen Gang entdecke. Langsam laufe ich in Richtung des Durchgangs und nehme ein leises schluchzen wahr. Jannik?! Ich renne durch den schmalen Gang und stoße mir dabei an der niedrigen Decke ein paar mal den Kopf an. Was ich dann sehe, bricht mir das Herz. Jannik sitzt total verheult in einem kleinen, Gitterverkleidetem Raum, während Tränen ununterbrochen seine zarten Wangen herab rollen. Ich würde ihn jetzt so gerne in meinen Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut wird, aber diese scheiß Gittertür hindert mich daran. Mark taucht schließlich total außer atem hinter mir auf.

"Hast du einen Draht oder irgendsowas dabei?", fragt er, als er Jannik sieht. Niedergeschlagen schüttel ich den Kopf und merke, wie mir Tränen in die Augen steigen. Jetzt bloß nicht weinen, was denken die anderen denn sonst von mir? Wahrscheinlich, dass ich ne Schwuchtel bin, die wegen jedem scheiß rumheult. Aber Jannik sieht so traurig aus.

"Wir sind schon schlau, hier hängt der Schlüssel." Mark zeigt stolz auf einen Schlüssel, der neber der Tür hängt. Ich schließe schnell das Tor auf und renne auf Jannik zu. Dieser bemerkt mich erst, als ich kurz vor ihm stehe. Als ich meine Hand vorsichtig auf seinen Rücken lege, zuckt er kurz zusammen, aber entspannt sich dann wieder.

"Es tut mir leid.", nuchelt er plötzlich, bevor er wieder in Tränen ausbricht. Ich lege meinen Arm um ihn und drücke Jannik an mich. Vorsichtig streiche ich mit meiner Hand über seinen Rücken, während er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegt.

"Ich will euch ja nicht stören, aber könntet ihr euch nicht später ausheulen?" Typisch Mark, immer in den unpassensten Momenten stören, aber er hat Recht, wir sollten erst mal schauen, dass wir hier wieder rauskommen.

Der Sohn des Entführers//BxB//abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt