Kapitel 18

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"Tut mir leid. Ich wollte dass nicht sagen.", nuchel ich verlegen. Jetzt hab ich alles zerstört. Mike schaut mich immernoch entsetzt an und fährt sich nervös durch die Haare.

"Es ist ok, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich kann auch genauso gut irgendwo unter einer Brücke leben. Mir darf es nicht gut gehen. Am besten wäre es wenn ich einfach sterbe." Stumm verlasse ich den leeren Klassenraum und renne nach draußen auf den Schulhof, der mittlerweile wieder Menschenlos ist, da der Unterricht angefangen hat.

"Warte doch bitte mal.", ruft Mike verzweifelt und bleibt außeratem vor mir stehen.

"Denkst du wirklich ich würde dich einfach so auf die Straße setzen?"

"Ja?" Wieso sollte er mich noch bei sich wohnen lassen? Mike brauch mich doch eigentlich nicht mehr. Ich könnte zur Polizei gehen und dann werden die Typen, die meine Schwester umgebracht haben, endlich zurecht ins Gefängnis gesteckt.

"Du darfst natürlich noch bei uns wohnen. Ich würde dich niemals einfach so im Stich lassen, dafür bist du mir zu sehr ans Herz gewachsen." Er kommt ein Stück auf mich zu und drückt mich fest an sich. Mein Herz fängt an schneller zu klopfen, als ich ihm so nah bin.

"Und denk ja nicht, dass du Schuld an dem Tod deiner Adoptivschwester bist. Du konntest ja nicht wissen, dass sie in Gefahr ist. Ich kann schon eher was dafür, denn ich hätte ahnen müssen dass mein Vater irgendwas vorhat.", flüstert Mike mit seiner leicht rauen Stimme an mein Ohr. Nach einigen Minuten lösen wir uns wieder von einander.

"Ich mag dich.", sagt er plötzlich und kommt wieder auf mich zu. Mike schlingt seine Arme um meine Hüfte und zieht mich an sich.

"Sehr sogar.", fügt er noch hinzu, bevor er seine Lippen auf meine legt. Bevor ich überhaupt reagieren kann, löst er sich wieder von mir und verschwindet im Schulgebeude. Heißt dass, dass er mich einfach nur gerne hat, oder dass er mich liebt? Verwirrt gehe ich zurück zum Klassenraum und kann mir dort erst mal eine lange Rede übers zu spät kommen von meiner Lehrerin anhören. Ich setze mich auf meinen Platz und werfe einen Blick in Mikes Richtung. Dieser spielt unter dem Tisch mit seinem Handy und als er meinen Blick bemerkt bildet sich ein kleines lächeln auf seinen Lippen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ist endlich Schulaus und ich halte nach Mike ausschau. Dieser unterhält sich gerade mit einer Gruppe Jungs, weshalb ich beschließe mich noch von Julie zu verabschieden.

Als ich gerade auf der Suche nach ihr bin, sehe ich plötzlich Julian.
Er wird von einer Gruppe Jungs herumgeschubst und getreten. Mike steht auch dabei und reißt ihm seinen Ranzen vom Rücken, um diesen zu entleeren. So ein scheiß Arschloch. Wieso tut man jemandem sowas an? Ich weiß genau wie es sich anfühlt gemobbt zu werden. Ich renne auf die Gruppe zu und schreie einen der Jungs, der Julian gerade tritt, wütend an. Dieser lacht nur, weshalb ich meine letzte Beherrschung verliere und ihm meine Faust direkt ins Gesicht schlage. Entsetzt schauen mich die anderen an und gehen einen Schritt zurück. Der Junge vor mir zicht schmerzerfüllt auf, bevor er mir mit voller Wucht in den Bauch schlägt. Verzweifelt schnappe ich nach Luft und lasse mich auf den Boden sinken. Julian kommt sofort zu mir geeilt und legt einen Arm um meinen Rücken.

"Dass hättest du echt nicht für mich tun müssen."

"Doch, ich weiß wie schlimm es ist gemobbt zu werden. Außerdem halten Freunde zusammen." Die Jungs verschwinden lachend und Mike wirft mir noch einen kurzen Blick zu. Zu wem steht er eigentlich? Vor seinen Freunden tut er so als kennt er mich nicht und wenn wir alleine sind ist er total nett.

Ich helfe Julian noch beim aufsammeln seiner Schulsachen und verabschiede mich dann von ihm. Als ich am Haus von Mikes Schwester ankomme, macht mir Lea die Tür auf.

"Mike ist oben in seinem Zimmer, wenn du willst kannst du noch was essen." Ich verneine dankend, da ich in der Schule schon was gegessen hab und mache mich auf den Weg zu Mike. Dieser sitzt auf seinem Bett und schaut mich entschuldigend an, als er mich bemerkt.

"Tut mir echt leid wegen vorhin."

"Zu wem hältst du eigentlich? Zu mir oder zu deinen 'Freunden', die dich nur mögen, wenn du dich so verhältst wie sie?" Ich schaue ihn herausfordernd an und warte auf seine Antwort.

"Zu dir. Ich liebe dich.", nuchelt er in der Hoffnung, dass ich ihn nicht verstehe.

"Meinst du dass ernst?", hake ich zur Sicherheit noch einmal nach, woraufhin er zur Bestätigung mit dem Kopf nickt.

"Ich meine es sogar sehr ernst. Du bist der erste Mensch, dem ich mich so hingezogen fühle. Immer wenn du bei mir bist, dann bin ich glücklich und habe ein kribbeln im Bauch. Anfangs wollte ich es nicht wahrhaben, dass ich mich in dich verliebt habe, aber als ich dich dann zum ersten mal geküsst habe war mir klar, dass ich liebe. Ich wollte meine Gefühle erst verdrängen, da du auch ein Junge bist und ich mein ganzes Leben gedacht habe, dass ich nur auf Mädchen stehe. Aber ich will nicht nur mit dir befreundet sein. Ich will dich küssen und lieben können. Für immer." Die ganze Situation kommt mir so unwirklich vor, dass ich mir in den Arm kneife, um zu überprüfen, ob es real ist.

"Du träumst nicht.", lacht Mike und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Backe.

"Doch, ich träume. So was süßes kann nicht aus deinem Mund kommen.", necke ich ihn.

"Ach wirklich nicht? Aus meinem hübschen Mund können nur süße Wörter kommen." Ich schüttel grinsend den Kopf, woraufhin er mir provozierend nah kommt.

"Also findest du meine Lippen nicht hübsch?" Sein Mund streift meinen kurz, weshalb ich nicht anders kann, als ihn zu küssen. Grinsend erwidert er den Kuss  und beißt mir kurz sanft auf die Unterlippe. Ich keuche leise auf, woraufhin er die Gelegenheit nutzt, um seine Zunge mit meiner zu verknoten. Nach ein paar Minuten lösen wir uns außeratem von einander und liegen Arm in Arm auf dem Bett.

"Ich liebe dich auch.", sage ich und kuchel mich noch näher an ihn.

Der Sohn des Entführers//BxB//abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt