Hogwarts
25. Mai, 1977"Whoever is careless with the truth in small matters cannot be trusted with important matters"
-Albert Einstein____________________________________
still the one
Ich konnte mich kaum noch an meine ersten drei Jahre in Hogwarts erinnern.
Zu viel war passiert, zu viel hatte ich gelernt.Mein erster Tag jedoch würde mir immer im Gedächtnis bleiben.
Kurz nach dem Abendessen war ich mit Regulus an meiner Seite glücklich durch die verwirrend verzweigten Gänge von Hogwarts gelaufen, auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum meines neuen Zuhauses.
Slytherin stellte sich als Glückstreffer heraus, ich wurde in meinen Fähigkeiten gefördert und meine Mitschüler behandelten mich wie eine wahre Freundin und verteidigten mich vor den bösen Blicken der anderen Schüler, die mich in den nächsten Wochen angegriffen hatten.Meine Beliebtheit wuchs nicht, als ein unbekannter Zauberer im Namen der Reinblütigkeit begann, Familien der Zaubererwelt, aber auch der Muggelwelt zu morden. Die Slytherins, das Haus des reinen Blutes, wurden misstrauisch behandelt, als wären wir alle Verbrecher.
Doch wir waren Kinder.
Meine Familie war verantwortlich für viel Unrecht in anderen Familien, manchmal sogar für Todesfälle. Doch ich war ein Kind und ich verstand noch lange nicht, wieso ich zur Rechenschaft gezogen werden sollte.
Auch Regulus erging es ähnlich. Oft war er mit seinem Bruder verglichen worden und er hatte es schwer gehabt, Vertrauen zu erlangen. Er hatte sich beweisen müssen, andere Schüler beleidigt und verflucht, damit er von seinem Haus akzeptiert wurde.
Oft hatte er über die Große Halle hinweg Sirius angestarrt, doch der hatte nie den Blick erwidert. Immer mehr wandte sich der Junge, mit dem ich früher so oft gespielt hatte, James Potter zu.
Wenn Regulus aus den Ferien wiederkam, sah er aufgebraucht aus, gestresst und müde. Während Sirius sich abwandte, gingen nach und nach alle Erwartungen auf den Jüngeren über, und Sirius bemerkte nicht, dass alles was Regulus brauchte, ein Bruder war.
Louis dagegen kümmerte sich nicht nur um mich, sondern auch um Regulus. Er sagte ganz oft, dass der Kleine ein wenig Zuneigung nötig hätte und er deswegen so oft bei ihm wäre.
Doch ich hatte in den drei Jahren auch viel über meinen Bruder gelernt.
Wenn er etwas Gutes für andere tat, dann nur, weil er etwas von ihnen wollte. Eine Gegenleistung, manchmal reichten ein paar bestimmte Informationen.Er sagte mir nie, was er suchte.
Doch in den Weihnachtsferien, als wir nach Hause gegangen waren, hatte er sich in seinem Zimmer verschlossen und war nur noch zum Essen herausgekommen, oder um mit Vater zu reden.
Vater, ein großer, respekteinflößender aber auch höflicher Mann, hatte Besuch über die Feiertage abgelehnt. Noch nie hatten wir Weihnachten gefeiert, es war ein Muggelfest. Er ließ nicht zu, dass wir unsere Traditionen mit denen des dreckigen Blutes vermischten. Er hatte viel über den Dunklen Lord herausgefunden und schwärmte beim Abendessen über seinen Mut, endlich etwas zu verändern.
Das er diesen Mut nicht hatte, war mir schon immer klar gewesen.
Mutter hatte ihn mit beruhigenden Blicken bedacht und ihm gesagt, er solle es langsamer angehen, doch auch sie würde die Massenmorde nicht verhindern wollen.Während mein Bruder immer mehr in die Isolation wanderte, wurde Sirius zum Blutsverräter.
Und Regulus, genau wie ich, wollte es besser machen. Wir wollten es anders machen, als unsere Brüder, wir wollten unseren Familien das andere Extrem zeigen.So kam es, das ich einen kleinen, persönlichen Krieg mit allem und jedem anfing.
Ich erfuhr von Sirius' wahrer Einstellung gegenüber Reinblütern und redete manchmal in der Bibliothek mit Peter Pettigrew, einem kleinen, schüchternen Jungen. Er war einer von Sirius' besten Freunden und doch war er sein übelstes Gegenteil.Meine einzigen Freunde, dich ich regelmäßig zu Gesicht bekam, waren Lucius und Regulus.
Wir verbrachten im dritten Jahr all unsere Wochenenden in Hogsmead, wir hatten Spaß und vergaßen für kurze Momente den Stress, den wir im Unterricht erlitten.James Potter machte sich einen Spaß daraus, jeden Slytherin dafür zu verfluchen, dass er in Slytherin war.
Besonders Severus Snape, ein zugegebenermaßen merkwürdig anderer Junge, fiel ihm zum Opfer.
Lily Evans, die seit ich auf Hogwarts war (und laut Peter noch länger) an Severus' Seite stand, erntete von seinen Mitschülern nur Verachtung und Spott für ihre Anteilnahme und auch Severus selbst hatte sich nur selten unter Kontrolle.Freundschaften und Feindschaften hatten sich in den drei Jahren gebildet, Schüler hatten sich gestritten und wieder vertragen, wir lernten viel und wurden trotzdem auf nichts von dem, was sich außerhalb des Schutzwalles aufbraute, vorbereitet.
Die Lehrer lebten in tiefer Verschwiegenheit und alle Informationen, die ich über den Dunklen Lord gesammelt hatte, kamen von meiner Familie.Wahrlich, ich liebte Hogwarts. Jeden Tag, an dem ich in diesem Schloss erwachte, genoss ich in vollen Zügen. Es war Regulus und mir ein zweites, ein besseres Zuhause. Ohne Eltern, die uns formten, wie geschmolzenes Metall. Ohne Vorschriften und Haltung, ohne Gerede über Erbschaft und Würde.
Schnell entwickelten wir Talente und Schwächen kamen zum Vorschein.
Während Regulus bewundernswerte Fähigkeiten in Zauberkünste und Verteidigung gegen die dunklen Künste entwickelte, sanken seine Leistungen in Geschichte der Zauberei, er schlief beinahe in jeder Stunde und entwickelte eine panische Angst vor den bunten Schmetterlingen, die im Sommer um den Dunklen See flogen.
Ich hingegen führte einen Wettkampf mit Severus Snape um den Titel des Meisters der Zaubertränke, obwohl er zwei Jahre älter war als ich und auch meine Zauber konnten sich sehen lassen.
Lucius wurde ein Talent der Astronomie und Wahrsagerei, während Regulus Runen entzifferte, als wäre er mit dieser Sprache aufgewachsen.
Und in Partnerarbeit kümmerten Regulus und ich uns um von ihren Eltern verstoßene Tierwesen.Unser Leben war nicht schlecht, hier in Hogwarts. Wir hatten Spaß, wir lachten und vergaßen bei den Quidditchspielen, hoch oben in den Wolken, oft den Druck, unter dem wir standen.
Doch am Ende, egal wie sehr wir uns bemühten, nett zu sein, waren wir die Slytherins. Wir wurden gemocht und angelächelt, bis man die grün-silberne Brosche an unserem Umhang entdeckte.
Egal wie sehr wir uns bemühten, es anders als unsere Familien zu machen, am Ende wurden wir wieder zurück an den Anfang geschoben, wie Schachfiguren.
Wir konnten uns nicht wehren und allmählich entwickelten wir eine Hoffnungslosigkeit, die uns dazu brachte, uns selbst zu hassen.Und um dieses Gefühl zu unterdrücken, oder zumindest zu überspielen, ließen wir unseren Ärger an anderen aus.
Es erwies sich als die perfekte Lösung: wir verursachten keine Gerüchte, dass wir Blutsverräter wären, wir verschafften uns Respekt und wurden seltener angegriffen und verhielten uns auf eine Art und Weise, die uns Ärger Zuhause ersparte.
Denn am Ende waren wir nicht die kleinen Kinder, die wie Soldaten an die Front eines Krieges geschickt wurden. Niemand schaute hinter die Fasade.
Am Ende waren wir immer noch nur die Slytherins, die Reinblüter, die Feinde.
Und wenn wir nicht zusammen hielten, würden wir kaputt gehen.
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Pure blood - Regulus Black
FanfictionDiese Geschichte hat kein Happy End. Und dennoch muss sie erzählt werden. ♤♤♤ "Das Leben ist nicht dazu da, dich glücklich zu machen. Es ist dazu da, dir langsam und grausam immer mehr Leben auszuhauchen. Das Leben...