1. Kapitel

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Man muss die Welt nicht verstehen;
man muss sich darin nur zu Recht finden.
(Zitat unbekannte Quelle)
 

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Gut gelaunt und hoch motiviert schloss die siebzehnjährige Stellargeistmagierin ihre Haustür hinter sich. Das Wetter schien heute mit zu spielen, denn strahlender Sonnenschein und ein Hellblauer Himmel begrüßten sie an diesem Frühlingstag. Der diesjährige April war ein wahrer Hitze-Monat in diesem Jahr. Es war früh am Morgen in der Strawberry Street in der Stadt Magnolia und aufgrund dieser Tatsache war die Straße vor ihrem Haus noch kaum belebt. Viele Leute bereiteten noch das Frühstück für ihre Lieben und die Familie zu oder waren bereits auf dem Weg zur Arbeit. So wie Lucy auch. Ihr Ziel war die Gilde und ein hoffentlich leichter und nicht zu Lebensgefährlicher Auftrag mit ihren Teampartnern Natsu und Happy. Gray und Erza waren schon am Vortag zusammen mit Juvia zu einer anderen Mission aufgebrochen. Die Blondine und der Dragon Slayer waren aber anderweitig unterwegs gewesen und hatten sich an diesem Nachmittag mit Happy zum Angeln abgeseilt so dass sie den Aufbruch ihrer Teamkameraden gar nicht mit bekamen. 

Im Nachhinein war es Lucy auch so eigentlich ganz recht denn erstens, hatte sie nicht die geringste Lust auf Monsterjagd zu gehen und zweitens wäre sie in Juvias Nähe gegenüber Gray nicht vor Mordanschlägen sicher gewesen.

~ Nein nein, es war schon ganz gut, dass es so gekommen ist. Dann kann ich mir heute wenigstens in Ruhe etwas aussuchen was man auch zu 100 % überlebt ~ dachte sie fröhlich und sprang sogleich, nachdem sie ein Stück gegangen war, auf die Mauerbrüstung zum Fluss hinauf, um auf dieser mit ausgestreckten Armen weiter zu balancieren. Die gutgemeinten und besorgten Zurufe der Bootsfahrer winkte sie wie immer freundlich ab. Am Ende der Straße hüpfte sie von den gemauerten Steinen wieder herunter und sah sich achtend um als sie Kreuzung zur anderen Straßenseite überquerte und eine Bäckerei erreichte. Ihr Spiegelbild in dem gut geputzten Ladenscheiben reflektierte ihre derzeitige gute Laune abermals und bestätigte ihr, dass sie heute passend zum Wetter die richtigen Klamotten, bestehend aus einem roten T-Shirt und einer Jeans Hotpants mit brauen Sandalen, gut ausgewählt hatte. Ihre blonden Haare fielen ihr wie immer locker auf die Schultern und wurden an der rechten Seite mit ihrer altkannten roten Schleife zu einem kleinen, seitlichen Zopf gehalten. Ihr Schlüsselbund hing locker an einer der Schlaufen der Jeans, dicht daneben ihre schwarze Peitsche. Sie betrat den Verkaufsladen und kam wenige Minuten später mit einem belegten Brötchen in der Hand wieder hinaus und setzte ihren Weg fort.

~ Ich muss demnächst meinen Kühlschrank besser vor Natsu sichern denn sonst kann ich in Zukunft immer erst auf den Weg zur Gilde frühstücken ~ erinnerte sie sich bei den ersten Bissen nun wieder an ihren heute früh vorgefundenen leeren Kühlschrank zurück.

~ So ein Vielfraß! ... ach, egal, dafür kriegt er nachher noch sein Fett weg. Das bringt mir allerdings meine vertilgten Lebensmittel auch nicht zurück. Viel wichtiger ist jetzt erst mal die Miete für den laufenden Monat zusammen zu kratzen ~ dachte die junge Frau und aß weiter. Immer weiter trugen sie ihre Schritte aus dem Zentrum Magnolias heraus in Richtung des Stadtrands. Die Häuser und Straßen wurden kleiner und weniger und schließlich endete die gepflasterte Straße und ging in einen Feldweg über. Der sandige Staub unter ihren Füßen wirbelte etwas auf, als sie über diesen hinweg ging. Es hatte lange nicht mehr geregnet. Dieser Sommer war sehr trocken und warm. Früher musste sie keine zehn Minuten weit laufen um in die Gilde zu gelangen.... Doch heute war alles anders...

Die vergangenen Sieben Jahren, welche die Stellargeistmagierin und einige ihrer Freunde wie konserviert auf der verschwundenen Insel Tenrou Island verbrachten, hatten viele Veränderungen mit sich gebracht. Das Gildengebäude war zurzeit ein provisorisches Haus am Rande der prächtigen Stadt. Sie hatten bereits vor einigen Wochen ihr altes Hauptgebäude zurück erobert aber dennoch waren dort noch einige Renovierungsarbeiten von Nöten ehe sie in dieses zurück kehren konnten. Außerdem war das Geld der Gilde genauso knapp wie ihr eigenes. Daher verzögerte sich der Umzug auch noch ein wenig. Doch Lucy hatte mit der Zeit auch dieses ruhige kleine Fleckchen Erde zu schätzen gelernt. Es war ein Kontrast zu ihrem alten Leben früher, wo sich alles inmitten der hektischen und lauten Innenstadt Magnolias abspielte. Die Nähe zu dem angrenzenden Wald und die friedliche Ruhe, die dieser Ort immer wieder ausstrahle, machten die Wartezeit und den Übergang sehr erträglich. Doch hatten in diesen Jahren auch Veränderungen stattgefunden, die nicht einfach mit einem Ortswechsel wieder gut zu machen waren, wie ihr derzeitiges Zuhause. Die siebzehnjährige hatte ihren Vater verloren ohne sich vorher mit ihm versöhnen zu können.
Diese Tatsache nagte noch immer schwer an der jungen Frau...

Sie blieb kurzerhand stehen und rieb sich ihre Hände um die daran haftenden Krümel ihres Frühstücks los zu werden. Vögel zwitscherten in den Wipfeln der Bäume und eine angenehme frische Brise wirbelte ihre blonden Haare durcheinander ehe sie weiter ging. Ihre haselnussbraunen Augen huschten dabei über einige blaue Blumen am Wegrand.

Fußspuren - Verfolgst du sie vor oder zurück?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt