Ich saß im Unterricht. Es war Mitte Sommer und die Sonne strahlte ins Klassenzimmer. Einige stöhnten erschöpft und fächelten sich Luft zu, dabei warfen sie mir verwirrte und herablässige Blicke zu. Denn während jeder mit kurzen Sachen in der Klasse saß, so trug ich lange Sachen und einen schwarzen, Knöchel langen Mantel. Allerdings nicht weil mir kalt war oder ich verrückt war. Nein, auch wenn man es mir nicht glauben mag, aber mein Mantel war kein Mantel. Es waren Flügel. Wunderschöne dunkelrote Flügel, sodass sie fast schwarz wirkten. Ich bin unter Menschen aufgewachsen, die nicht an das Übernatürliche glauben und aus diesem Grund musste ich sie verstecken. Ich selber war mir nicht sicher, ob es noch andere Engel gibt wie mich. Denn bis jetzt habe ich noch keinen Gesehen, egal wie lange ich nachts herumgeflogen war. Nie hatte ich jemanden wie mich getroffen.
„Jasmin, hör auf deinen Tagträume hinterher zu hängen und mach im Unterricht mit, außerdem kannst du deinen Mantel endlich mal ausziehen, schließlich haben wir Sommer." Meine Mathelehrerin, Frau Florana hatte die Hände in die Hüfte gestemmt und sah mich Erwartungsvoll an. Doch ich ignorierte sie, sah jedoch zur Tafel. „Miss Florana, Sie wissen doch, dass Jasmin Ihrer Aufforderung nicht nachkommen wird. Bestimmt hat sie neue Blaue Flecke oder will etwas verstecken. Wie es eben bei Depressiven ist." „Mike, hör auf solche Sachen zu äußern wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen und Sie, Jasmin werden zu Ihrer Stufenleiter gehen. Er soll sich darum kümmern. Die anderen werden jetzt die Aufgabe drei machen." Ich verdrehte meine Augen, packte meine Sachen zusammen und ging aus dem Klassenraum. Wieso konnten die es einfach nicht akzeptieren wenn man sich nicht entkleiden wollte? Was ist daran so schlimm, dass man zum Stufenleiter musste?
Mit leisen Schritten ging ich nach unten und Klopfte an das Büro. Schon ertönte auch ein Herein. Ich betrat den Raum und betrachtete wie mein Stufenleiter einige Sachen unterschrieb, ehe er sich mir zuwandte. Er schob sich seine Brille wieder zu Recht und betrachtete mich mir einen lächeln. „Was kann ich für dich tun, Jasmin?" „Miss Florana hat mich zu Ihnen geschickt, da ich mich weigre meinen Mantel auszuziehen." Herr Degen runzelte seine Stirn und machte eine Bewegung zu den Beiden Stühlen vor seinem Schreibtisch. „Vielleicht macht Sie sich einfach nur sogen um dich. Ich habe bereits von einigen Lehrern gehört, dass du es verweigerst im Unterricht deinen Mantel auszuziehen." Er machte kurz ein Nachdenkliches Gesicht. „Wenn du mir den Grund verraten würdest, warum du deinen Mantel Trägst könnte ich den Lehrern sagen, dass du diesen Tragen kannst. Einige machen sich doch große Sorgen und wenn ich Ihnen versichern würde, dass es dir gut geht, wäre das geklärt. Was sagst du dazu?" Ich überlegte einige Zeit lang und nickte dann vorsichtig. „Allerdings nur unter einer Voraussetzung. Sie geben mir Schriftlich wieder, dass Sie niemanden darüber berichten werden, was Sie sehen werden. Egal in welcher Form, keine Briefe, E-Mails, Nachrichten oder sonst etwas." Mein Stufenleiter rieb sich über das Kinn und betrachtete mich. „Na gut, Jasmin. Wenn dir das so wichtig ist, werde ich dies tun." Er griff nach einem Blatt und Stift und schrieb meine Worte auf. „Hier." Ich nahm den Zettel entgegen, las ihn kurz durch und nickte. Er hatte noch weitere Beispiele Aufgeschrieben und es ausführlicher gemacht. „Na gut. Allerdings müssten Sie mit in die Sporthalle kommen. In diesen Raum kann ich es Ihnen nicht zeigen." Er sah mich mit gerunzelter Stirn an, erhob sich aber und machte eine kleine Handbewegung zur Tür.
„Also, was möchtest du mir nun zeigen?" Ich atmete tief durch und sah ihn Nervös an. „Bereit?" Er nickte und ich ließ zu, dass mein Mantel sich in meine Flügel verwandelte. Diese Streckte ich kurz und legte mir sie dann ganz eng an den Körper an. Trotz dass ich meine Flügel nach oben zog, streiften die untersten Spitzen immer noch den Boden. Ich bin einmal auf die Federn getreten und den Schmerz wollte ich nicht nochmal zu spüren bekommen. „Wie...aber..." Herr Degen starrte mich mit großen Augen an und blinzelte mehrmals. „Jasmin, ich...oh wow...du...du hast Flügel. Ich...oh Gott, ich glaube ich muss mich setzten." Damit ließ er sich auf den Boden plumpsen und starrte meine Flügel an. „Ich, Jasmin dürfte ich...ich kann nicht glauben, dass sie Echt sind. Ich meine..." Ich lachte leise und streckte den linken Flügel zu ihm aus, sodass er diesen Berühren könnte. „Ich verstehe Ihre Reaktion." Vorsichtig näherte sich seine Hand meinem Flügel und ich konnte die Wärme seiner Finger spüren als diese meine Außenfedern Berührten. Voller Staunen lehnte mein Leiter sich etwas weiter nach vorne. „Ich hätte nicht erwartet, dass sie so Warm sind." Plötzlich hörte ich das knarzten der Alten Tür in der Eingangshalle und verwandelte meine Flügel wieder in den Mantel. Kurze Zeit später betrat eine Klasse die Turnhalle und sahen zu uns herüber. Ich wollte gar nicht wissen was die von uns dachten. Mein Stufenleiter saß vor mir auf dem Boden, mit einer ausgestreckten Hand und ich stand seelenruhig vor ihm. Dieser merkte nun auch, dass wir beobachtet worden und wollte aufstehen, doch ich griff nach seiner Hand und half ihm hoch. Dann drehte ich mich zu der Klasse. „Auch Lehrer können mal hinfallen." Daraufhin fing die Klasse an zu lachen und wir traten aus der Halle.
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Engel
FantasyJasmin hat ein schweres Leben zu Führen. Ihre Mutter nahm sich ihr leben und ließ sie bei ihrem Vater zurück, im glauben er würde sich gut um sie kümmern. Doch Jasmins Vater ist alles andere als ein Vater für sie. Dazu kommt, dass sie kein Mensch is...