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Wieder zurück in der Klasse, nahm ich mir meine Sachen und setzte mich in die letzte Reihe. Dadurch, dass diese Reihe kein Licht hatte, fiel ich auch nicht besonders auf. Hoffentlich würde das Frau Florana zufrieden stellen. Während die der Klasse noch einiges erklärte, holte ich meinen Collegeblock heraus und fing an etwas zu Malen. Zuerst waren es nur einzelne Linien und mit jedem einzelnem Strich, vertiefte ich mich weiter in meine Arbeit. So bekam ich gar nicht mit, dass Frau Florana mir die Arbeitsblätter brachte und die Klasse langsam leise wurde. Ich war so vertieft darin, dass ich es auch nicht mitbekam das der Erzengel bereits hier war und ich bekam auch nicht mit, dass dieser nicht alleine gekommen war. Meine Zeichnung nahm langsam seine Gestalt an und ich musste feststellen, dass es kein so gutes Bild war. Meine Zeichnung zeigte einen Engel mit schwarzen Flügeln, der in sich zusammengekrümmt fiel. Im Hintergrund war ein weiterer Engel, der seine Hand ausstreckte um den fallenden Engel zu erreichen. Ich wollte das Blatt gerade zerknüllen, als es mir aus der Hand genommen wurde. Ich fuhr leicht zusammen und bekam mit, dass mich die ganze Klasse und auch Frau Florana anstarrten. Sofort ließ ich mich tiefer in den Stuhl sinken und starrte auf meine Tischplatte. „Das ist ein sehr schönes Bild", sagte mir eine sehr dunkle Stimme. „Ich finde es-" Frau Florana warf mir einen Warnenden Blick zu. „Danke sehr für das Kompliment", murmelte ich und zog meine Flüge, in Mantel Form noch enger an mich. Die Blicke meiner Klassenkameraden bohrten sich durch meine Haut und ich machte mich noch kleiner. „Wieso sitzt du hier so weit hinten und dann noch im Dunkeln?", fragte mich der Erzengel. Hoffnungslos starrte ich meine Tischplatte weiter an. Wenn ich Frau Florana verraten würde, würde das mein Vater erfahren und das wollte ich definitiv nicht. Daher stand ich auf und tat als wäre mir schlecht, auch wenn ich dies nicht mal spielen musste. Mir war wirklich schlecht. „Entschuldigung, aber mir geht es nicht so gut." Ich griff nach meinen Sachen und sagte Frau Florana, dass ich zur Krankenstation gehen würde. Gerade hatte ich die Tür geöffnet, um hinaus zu schlüpfen, als mich eine Stimme erstarren ließ. „Ich werde mit dir kommen." Leise näherten sich mir Schritte. „Gabriel, dir macht es doch nichts aus oder?" Gabriel war hier? Natürlich war er hier. „Natürlich nicht, Raphael. Kümmre dich bitte um die Dame. Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung." Gabriels Stimme jagte mir einen kurzen Schauer über den Rücken, als Wisse er, dass ich gelogen hatte. „Danke sehr", murmelte ich und machte Platz, um den anderen Erzengel herauszulassen.

Auf dem Weg zur Krankenstation starrte ich den Boden an und sprach kein Wort zu dem Erzengel. Auch dieser war nicht sehr gesprächig und darüber war ich gerade doch sehr froh. Kurz vor der Krankenstation, lief uns Herr Degen entgegen. Dieser sah mich verwundert an, ehe er die Person neben mir sah. „Jasmin, ist was passiert oder seid Ihr gerade auf dem Weg zu mir?" Ich schüttelte den Kopf, antwortete ihm jedoch nicht. „Ihr geht es nicht so gut. Wir sind gerade auf dem Weg zur Krankenstation. Ich dachte mir, es wäre besser sie zu begleiten. Sie sieht nämlich etwas blass aus." Raphael sprach sehr ruhig und beruhigend. Ich schloss für einen Moment die Augen. Öffnete diese aber sofort wieder, da ich mich an die Nacht erinnern musste. Währenddessen hatte mich Herr Degen gemustert und nickte besorgt. „Da haben Sie Recht. Ich muss jetzt auch weiter, sonst komme ich noch zu spät zum Unterricht." Ich ging weiter, als Herr Degen mich nochmal aufhielt. „Jasmin, wenn es dir nicht besser geht, geh lieber nach Hause und ruh dich aus." Ich verkrampfte mich ungewollt etwas, nickte ihm aber dennoch zu und ging mit etwas schnellen Schritten weiter. Am liebsten würde ich dieses Haus niemals wieder betreten.

An der Krankenstation angekommen, klopfte ich an. Jedoch war niemand da und die Tür war abgeschlossen. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und überlegte was ich nun machen sollte. Ich wollte nicht nach Hause, allerdings wollte ich auch nicht zurück zur Klasse. Doch mir wurde meine Überlegung abgenommen, als Raphael sich zu mir wandte. „Vielleicht bringt es dir etwas an die frische Luft zu gehen." Ich nickte und ging nach draußen. Es war jedenfalls besser, als zurück in die Klasse oder nach Hause zu gehen. Erneut musste ich seufzten.

EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt