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Schweißgebadet wurde ich am Morgen wach. Tief durchatmend wischte ich mir meine Haare aus dem Gesicht und setzte mich auf. Ich wusste nicht mehr genau was ich geträumt hatte, aber irgendwie wollte ich es auch nicht besonders erfahren. Seufzend machte ich mich für die Schule fertig, allerdings stellte sich mir die Frage, ob es überhaupt etwas bringen würde wenn ich dort hingehen würde. Wir hatten zurzeit Frau Florana als Klassenlehrerin und dadurch, dass Raphael und Gabriel den Untereicht übernahmen, konnte ich nicht mitmachen. Ich machte eh nie im Unterricht mit, aber auch nur weil die meisten Lehrer mich übersahen. Auch wenn ich in den meisten Fächern ganz vorne saß. Vielleicht sollte ich einfach die Schule abbrechen und mich irgendwo in der Welt niederlassen, am besten dort wo mich niemand finden würde. Ich nahm den Apfel von gestern und begab mich auf den Weg zur Schule, meine Sachen waren ja noch dort. Jedoch trödelte ich herum und kam somit zu spät in den Untereicht.

Seufzend klopfte ich an die Tür und nach einem Herein, betrat ich die Klasse. Gabriel schrieb gerade etwas an die Tafel und sah nur kurz zu mir. Von Frau Florana bekam ich einen todesblick zugeworfen. Ich entschuldigte mich kurz für meine Verspätung und wollte gerade zu meinem Sitzplatz gehen, als Gabriel mich aufhielt. „Jasmin, Raphael möchte sich etwas mit dir Unterhalten. Du findest ihn auf der Lichtung, richte ihm bitte aus wenn du ihn findest, dass Michael und Metatron uns heute besuchen werden." Gabriel beendete den Satz an der Tafel, drehte sich zu mir um und lächelte mich kurz an. „Natürlich bist du für die Zeit entschuldigt, in der Raphael mit dir reden möchte. Deine Sachen kannst du ruhig hier lassen. Ich werde sie später mitnehmen." Verwundert blinzelte ich kurz und versuchte die giftigen Blicke meiner Klassenkameraden zu ignorieren. Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg zur Lichtung. Dabei stellte ich mir die Frage ob Arel ihm alles erzählt hatte. Seufzend fuhr ich mir durch meine Haare. Wie er wohl drauf reagiert hatte?

Ich betrat die Lichtung auf der ich ihn erwartete und sah, dass ich recht mit meiner Vermutung hatte. Raphael saß auf einem der Bäume und starrte Gedanken verloren in den Himmel. Ich entschloss mich dazu ihn nicht zu stören und kletterte selbst auf einen der Bäume. Dort zog ich meine Knie zu mir und bettete den Kopf auf ihnen. Mein Mantel hatte ich eng an mich gelegt und starrte auf die Wiese. Ich hing meinen Gedanken etwas nach und bemerkte nicht, dass Raphael mich bereits mehrmals angesprochen hatte. Erst als er mich mit einem kräftigen Flügelschlag zum Kippen brachte, erwachte ich wieder und sah ihn verwundert an. „Ich versuche dich seit knappen zehn Minuten zu erreichen", erwiderte er knapp und hielt sich durch schnelle Flügelschläge auf der Stelle. Ich nickte kurz. „Gabriel sagte mir, dass du mit mir reden möchtest und ich soll dir ausrichten, dass Michael und Metatron später wohl kommen werden." Raphael nickte und flog zur Wiese runter. Als er mich auffordernd ansah, kletterte ich von dem Baum und gesellte mich zu ihm. Er betrachtete mich einige Zeitlang, ehe er seufzend durch die Haare fuhr. „Arel hat mir gestern so einiges über dich erzählt, allerdings sagte sie mir, dass sie mir nur das wichtigste mitteilt. Sie sagte, dass sie es dir Überlässt über das zu reden was mit dir geschehen ist." Erleichterung machte sich in mir breit, als mir bewusst wurde, dass Arel ihm nicht alles gesagt hatte. „Sie hat mir jedoch verraten, dass du ein Engel bist und das anscheint kein einfacher. Wie sie mir beschrieb hat." Ich seufzte und sah ihn unschlüssig an. Auch er rieb sich das Kinn und sah mich mit einer gehobenen Augenbraue an. „Jasmin, wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich bitten mir deine Flügel zu Zeigen. Denn regulär bemerken wir andere Engel in unserem Umfeld und bei dir spüren wir nichts." Er sah mich unsicher an. ,,Ich...sicher doch", murmelte ich leise und verwandelte meine Flügel wieder in ihre Ursprungsform. Raphael verfolgte das Geschehen mit großen Augen. Auch wenn ich meine Flügel nah an meinem Körper hatte, so waren sie doch um einiges Größer als die von Raphael und Gabriel. Während Raphaels weißen Flügel noch gute zehn Zentimeter zum Boden Platz hatten, so wurden meine Spitzen nach hinten gedrückt. Auch seine Spannweite war kleiner als meine. Seine Spannweite betrug ungefähr drei bis vier Meter, während meine fast fünf Meter betrug. Unsicher was jetzt passieren würde, lehnte ich mich von einem Bein aufs andere und spielte mit meinem Sweetshirt herum. Ich hatte das Gefühl, als seinen bereits Stunden vergangen als Raphael auf mich etwas zu trat. „Das ist äußerst interessant", murmelte er und hob etwas in die Höhe. „Wie lange besitz du deine Flügel schon?" Ich verfolgte Raphael mit meinem Kopf und breitete meine Flügel etwas aus. „Ungefähr ein Jahre." Mit einem leichten Flügelschlag hob ich mich etwas in die Lüfte und drehte mich zu Raphael um. Dieser betrachtete mich mit blinzelten Augen und flog etwas näher. Meiner Meinung nach war er mir zu nah, weshalb ich etwas zurück flog. „Es ist erstaunlich, wie du bereits mit dem Fliegen klar kommst." Ich senkte meinen Kopf etwas. „Ich habe nachts immer Geübt, schließlich hatte ich Zeit dafür." „Ich habe dich noch nicht fliegen sehen, aber bereits jetzt sind deine Flügel in einer guten Verfassung, dass ich darauf wetten würde, dass du bereit unser Fluglevel überschreitet hast." Hitze stieg mir in die Wangen und ich guckte zu Boden. Ich konnte das Kompliment von ihm nicht einordnen. Verunsichert flog ich wieder zu Boden und streckte meine Flügel. Sie waren etwas angespannt, da ich in der letzten Zeit nicht die Möglichkeit dazu hatte sie etwas auszustrecken und zu entlasten. „Jasmin, würde es dir etwas ausmachen mich zu begleiten? Ich muss noch ein paar Besorgungen machen und Gabriel kommt alleine hier zurecht." Mich überkam plötzlich eine Panikattacke, als ich daran denken musste, was geschehen würde wenn mich mein Vater mit einem anderen Mann sehen würde. Auch Raphael bemerkte dies und schwebte etwas runter zu mir. „Jasmin, ich werde dich dazu nicht zwingen. Wenn du nicht möchtest-" Ich schüttelte meinen Kopf. „Es ist nicht so, dass ich nicht mitkommen möchte. Allerdings weiß ich was passieren wird, wenn mich mein Vater mit jemand sehen wird. Das war schon einmal so und-" Der Pausengong unterbrach mich und Raphael landete auf der Wiese. „Vielleicht hätte ich mich anders ausdrücken sollen." Raphael näherte sich mir, legte mir einen Finger unters Kinn und drückte mein Kopf hoch, dass ich ihn ansah. Zum erstem mal konnte ich seine Augenfarbe entziffern. Ich hatte seit dem ersten Mal immer gedacht, dass seine Augen dunkelgrau seien, aber sie waren dunkelblau. Er lächelte mich behutsam an. „Ich möchte, dass du uns begleitest. Wir können dir die Möglichkeit geben, etwas Neues zu Beginnen. Wir sind uns nämlich sicher, dass einige der Menschen versuchen werden uns anzugreifen und du musst viel über dich Lernen, denn deine Flügel sind außergewöhnlich. Ich habe zum ersten Mal solche Flügel gesehen und ich lebe schon ziemlich lange." Er lachte leise und trat etwas weg von mir, als ich ihn schief ansah. „Ihr wollt, dass ich mit zu euch komme? Wie lange?", fragte ich vorsichtig. Raphael legte den Kopf schief. „Das natürlich liegt an dir. Wenn du möchtest kannst du hier weiterhin leben und-" „Nein! Ich komme mit. Bitte lass mich nicht hier." Verzweifelt trat ich einen Schritt nach vorne. Ich merkte wie sich tränen in meinen Augen sammelten und blinzelte sie weg. Ich würde alles dafür geben, dass er mich von hier mitnahm.

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