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Ich sah auf die Sachen herunter und überlegte ob ich alles eingepackt hatte. Mein Opa stand belustigt im Türrahmen und schüttelte den Kopf. Ich fluchte und fuhr mir durch die Haare, als es an der Tür klopfte. „Sire? Ich habe soweit alles...gepackt..." Seylen stand in meinem Zimmer und betrachtete die Tasche auf dem Bett. Ihr Gesicht wurde weiß und sie trat einen Schritt zurück. „Ich-Verzeiht, ich wusste nicht das Ihr ihre Tasche packt." Sie senkte ihren Kopf und eilte wieder aus dem Zimmer. „Warte." Sie blieb erstarrt stehen. Ich seufzte. „Kannst du noch diese Sachen dazu packen? Ich weiß nicht, ob sie so gerne Kleide tragen möchte." Sie nickte und ihre Schultern sackten etwas herab. Ich ließ den Kopf hängen und kratze mich. Mein Opa hingegen, hielt sich seinen Bauch und versuchte sein lachen gar nicht mehr zu unterdrücken. Kopf schüttelnd betrat ich das andere Zimmer und trat zu Jasmin ans Bett. Sie drehte sich im Schlaf zu mir um. Vorsichtig strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie seufzte und entspannte sich noch mehr. „Wir sollten langsam uns auf den Weg machen. Meine Frau schickt bereits eine Wache nach mir. Wenn sie nicht schon selbst auf dem Weg ist." Ich sah nach hintern und nickte kurz. Bedacht Griff ich unter ihren Körper und hob sie hoch. Ihr Kopf rutschte an meine Brust und für einen kurzen Moment verspannte sie sich. Recht schnell jedoch entspannte sie sich wieder und ich stieß meinen Angehaltenen Atem an. Seylen trat in den Raum und nickte mir zu. „War das alles was du brauchen wirst?" Ich nickte und Griff etwas stärker nach Jasmin. Wir wurden in einen Strudel aus licht gezogen, der nach wenigen Sekunden wieder abklang. Kopfschüttelnd wurde ich das Schwindel Gefühl wieder los und schirmte Jasmin von den Blicken der anderen ab, als ich bemerkte, dass wir nicht mehr alleine waren. Ich betrachtete die Wachen mit einem abschätzenden Blick. Auch sie betrachteten mich, aber eher verunsichert. Vorsichtig ließ ich meine Flügel wieder sinken und sah mich stattdessen etwas um. In den letzten Jahren hatte sich hier vieles geändert. Wir befanden uns gerade in der Haupthalle. Diese hatte sich nicht viel geändert, außer das jetzt ein weiteres Portrait an der Wand hing. Es wurde zu ehren meines Vaters aufgehängten und mit einem Schwarzen Schleier überzogen. Ein Zeichen, dass er von uns gegangen ist. Ich sah vom Bild ab, als sich jemand uns näherte. Recht weit hinter mir, erklungen die gleichmäßigen Schritte einer Frau und anhand des Gesichtes meines Opas konnte ich ausmachen, dass es sich um seine Frau und somit auch die Königen handeln musste. Auch Seylen bemerkte sie und trat etwas an Seite. Die Wachen um uns herum, veränderten ihre Haltung und kreisen mich etwas stärker ein. Ich hob bloß eine Augenbraue und drehte mich um. Azra trug ein langes blaues Kleid und ihre silber-blauen Haare waren zu einer Kunstvollen Frisur hochgesteckt. Ihre Schneeweißen Flügel waren etwas ausgebreitet und ihre blauen Augen sahen sich kühl um. Hinter ihr lief eine kleine Gruppe von Wachen und gingen in einen leichten Angriff über, als sie mich sahen. Ich verdrehte die Augen, aber im Endeffekt war es ja meine eigene Schuld. Sie konnte mich ja gar nicht kennen. Besonders nicht, wenn ich mich hier nie blicken ließ. Ich drehte mich zu meinem Opa um. „Ist mein Zimmer immer noch im gleichen Gang?" Er nickte und machte eine kleine Handbewegung. „Wir werden dich später aufsuchen." Ich nickte und sah kurz zu Seylen. Diese nickte mir zu, hob die Tasche auf und trat auf mich zu. Ich ging an den Wachen vorbei und auf Azra zu. „Schön dich wieder zu sehen." Verwundert sah sie mich an und blieb stehen. „Kenn ich dich?" Sie betrachtete mich mit gerunzelter Stirn. „Dein Enkel und seine Partnerin." Mein Opa legte ihr einen Arm um die Taille. „Ich werde dir alles sagen. Aber lass ihn erstmal." Er nickte mir zu. „Wir kommen später. Kümmre dich erstmal um sie. Wenn du was braucht, frag einfach. Meine Männer werden dich begleiten." Ich hob nur eine Augenbraue und ging. Dabei lief ich einen etwas abgeschotteten Weg entlang, da ich nicht am Garten entlang gehen wollte. Ich würde es nicht riskieren, dass andere sie so sehen würden. Hinter mir unterhielten sich die wachen leise und warfen mir immer wieder Blicke zu, besonders als ich an einem älteren Gang die Tür öffnete. Hier hatten nicht viele einen Zugang zu. Die Wachen wurden immer nervöser, ließen es sich aber nicht besonders anmerken. Ich ging einige Stufen hoch und wollte eine Tür öffnen als ich aufgehalten wurde. „Diese Räumlichkeiten sind vom Königlichen Nachfolger. Ihr dürft diese nicht betreten." Ich schnaufte, öffnete die Türen und trat ein. Das Zimmer hatte sich nicht besonders verändert, außer das hier keine dicke Staubschicht auf den Möbel war. Seylen lief an mir vorbei und Öffnete die Vorhänge und Fenster. „Soll ich etwas vorbereiten?" Ich schüttelte den Kopf und nickte zu einem der Sessel. „Würdest du kurz auf sie aufpassen? Ich würde gerne nebenan kurz etwas umändern bevor ich sie in Bett bringe." Sie nickte und holte schnell eine Decke aus der Truhe unterm Fenster. Diese bettete sie auf dem Sessel und ich setzte Jasmin auf dieser vorsichtig ab. „Ich werde nicht lange brauchen." Ich bedeckte sie und trat ins Schlafzimmer. Dort ließ ich die Vorhänge zu machte allerdings einige Fenster auf. Das Bett zog ich aus und Bezog es mit neuen Bezügen. Dann sorgte ich für etwas mehr Platz zwischen den Schränken und dem Bett, falls Jasmin wieder aufsteht und ihr Gleichgewicht verlieren würde. Sie sollte sich nicht verletzten. Im anderen Raum wurde an die Tür geklopft und kurz darauf betrat jemand das Zimmer. Ich ging wieder rüber und betrachtete die Wachen mit einem Abschätzenden Blick, während ich Jasmin hoch hob und sie ins Schlafzimmer brachte. „Ihr dürft nicht hier sein und wir würden Sie nun bitten dieses Zimmer zu verlassen." Die Wachen waren mir gefolgt. Ich beachtete sie nicht besonders und bettete Jasmin im Bett. Als ich sah wie hoch sie lag, schmiss ich die Kissen vom Bett und griff nach einer der Decken. Diese rollte ich ein und legte sie ihr in den Nacken. Seylen betrat das Zimmer und verstaute die Kissen in den Truhen unterm Fenster und am Bett. „Ich werde andre Kissen für Euch holen, Sire. Braucht ihr sonst noch etwas?" Ich drehte mich zu ihr um. „Sorg bitte dafür, dass sie Essen und Trinken ans Bett gestellt bekommt. Ich lasse dir solange dein Zimmer einrichten." Sie starrte mich mit großen Augen an und schüttelte den Kopf. „Ich werde mich später mit den anderen besprechen." Die Wache in der Tür wurde ungeduldig und unterbrach unser Gespräch. „Hey, ihr habt hier nichts zu suchen. Dieses Zimmer gehört dem Nachfolger des Königs und-" „Es ist eine Schande, dass ihr diesen nicht erkennte selbst wenn er direkt vor euch steht." Ich schnaufte und scheuchte alle aus dem Zimmer. Die Tür schloss ich leise und betrachtete die Wachen wieder. „Wäre ich jemand fremdes wäre ich nicht mit eurem König gekommen, geschweige wüsste ich wo sich dieses Zimmer befindet oder wie ich an der Tür vorbei gekommen wäre." Augenverdrehend machte ich eine Handbewegung, als sich die Tür öffnete und das Königspaar das Zimmer betrat. „Und ich dachte schon, sie hätten deine Male gesehen. Ich entschuldige mich für diesen Ärger." Mein Opa neigte seinen Kopf leicht und nahm Platz. Azra hingegen kam auf mich zu und umarmte mich erstmal. „Ich hatte die gar nicht erkannt, Raphael. Du bist so groß und stark geworden. Auch dein Erscheinungsbild hat sich geändert. Ist etwas vorgefallen? Du musst mir natürlich alles erzählen." „Schatz, lass ihn doch erstmal ankommen und sich um seine Partnerin sorgen. Später kann er dir immer noch alles erzählen." Sie sah ihn kopfschüttelnd an und sah sich im Raum um. „Wo ist sie überhaupt?" Ich trat an eins der Fenster und lehnte mich an. Die Wachen hatten sich mittlerweile verzogen und Seylen stand neben der Tür. „Seylen, du darfst ruhig gehen. Ich werde dich aufsuchen, wenn ich dich brauche." Sie verbeugte sich und ging aus dem Zimmer. Währenddessen hatte sich Ezra hingesetzt. Sie hatte ihre Flügel etwas zu sich gezogen und sah sich im Raum um. „Wenn du Jasmin suchst, sie lieg im Schlafzimmer." Mein Opa sah mich an. „Ich werde kurz nach ihr sehen. Meine Kräfte sind hier stärker als in der Menschenwelt." Meine Oma sah mich verwundert an. „Du hast dich ein eine Menschenfrau gebunden? Wie kam es dazu?" „Azra, sie ist alles andere als ein Mensch. Aber das wirst du selbst noch merken." Antwortete ihr Mann ihr und grinste mich dabei an. Ich verdrehte meine Augen und seufzte tief. Ich fing an ihr etwas über Jasmin zu erzählen und auch was gerade in der Menschenwelt los war. Dabei hörte sie mir aufmerksam zu und sprach mir Trost zu. Wir unterhielten uns bis spät in die Nacht und auch die Tage danach waren nicht anders.

EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt