Nachdem Harry Pearce das Telefon auf die Seite gelegt hatte, saß er wieder in seinem Sessel. Nervös fuhr er sich übers Gesicht, wippte von einem Fuß auf den anderen und knete die Hände.
Er zuckte zusammen, als sein Handy erneut ertönte.
Er war einen Blick auf das Display und ging ran.
»Pearce ?«, er bemühte sich, ruhig zu klingen.
»Entschuldigung, aber ich habe eine Information für Sie, die kann nicht bis morgen warten.«
Es war Nicholas Blake. Der Innenminister.
»Sind Sie allein ?«
»Ja«, erwiderte Harry.
»Gut. Haben Sie von einem polnischen Dorf gehört, das Validis-Dacia heißt ? Rund Fünf Meilen westlich der früheren sowjetischen Grenze. Die Amerikaner haben beschlossen, dass dort der perfekte Platz für ihren Raketenabwehrschirm ist. Wenn das bekannt wird, gehen die Russen vor Wut in die Luft – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wir können nichts unternehmen. Ich hab die neuesten nachrichtendienstlichen Erkenntnisse der USA über das syrische Atomwaffenprogramm gesehen. Demnach könnte der Abwehrschirm als Einziges zwischen uns und einem Luftschlag stehen. Für den Fall, dass die Situation eskaliert, muss ich wissen, dass Ihre Agenten in Bereitschaft sind und, dass keines ihrer russischen Netzwerke enttarnt worden ist. Ich muss wissen, ob es immer noch Sugar Horse gibt.«
Harry holte Luft und starrte auf einem Fleck auf dem Teppichboden. Natürlich, hatte der Innenminister von Sugar Horse erfahren. Und auch, wenn das im Moment ziemlich viel Information auf einmal war, musste Harry nun genau über seine Antwort nachdenken.
Sein Mund öffnete und schloss sich immer wieder. Er suchte nach den richtigen Ansätzen.
»Und, ob Sugar Horse sicher ist«, fügte der Innenminister am anderen Ende der Leitung hinzu.
Harry biss sich auf die Unterlippe und atmete mehrere Male tief ein und aus.
»Das kann ich Ihnen versichern. Ich garantiere Ihnen, dass unsere Postion genauso stark ist, wie sie immer war.«
»Danke Harry.«
Wenn es nicht davor schon der Fall gewesen war, stand Harry nun kurz vor einem Herzinfarkt. Schwerfällig ließ er sich auf dem Sessel nieder und griff nach der Fernbedienung einer kleinen Stereoanlage. Er drückte zwei Tasten und legte sie wieder auf die Seite, ehe ein Opernstück aus den Lautsprechern ertönte.
Harry starrte an die gegenüberliegende Wand. Er saß kerzengerade in den Sessel, hatte die Arme auf die dafür vorgesehen Polster gelegt. Sein Atem ging rasch. Es war, als wäre er ein Mastschwein, das auf seine Schlachtung wartete. Wieso hatte er das nicht schon vorher gesehen ? Wieso war er nicht sofort auf die Idee gekommen, dass er Bernhard und Connie nicht trauen konnte ?
Bernhard Qualtrough hatte dieses Dossier gefälscht. Daran lagen keine Zweifel.
Harry sah auf, als die Lampe an der Decke über ihm zu wackeln begann und schließlich erlosch. Kurz darauf vernahm man das Rauschen von Propellern – das Rauschen eines Hubschraubers.
Und einen Wimpernschlag später zerbarsten alle Fensterscheiben und seine eigenen Leute seilten sich in seine Wohnung ab um ihn festzunehmen.
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Lucas hatte Moskau nie besonders gemocht. Vielleicht lag es an den dortigen Geheimdiensten oder den Menschen. Oder einfach an die Erinnerungen, die er damit verband.
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[London's Tributes] Pulvis et umbra
Aksi,,Man ist nie nur da zu Hause, wo man wohnt. Nur da, wo man verstanden wird. Und fehlt mir das Vertrauen vom MI5, von Ihnen, dann werde ich hier nie wirklich Zuhause sein. Nur wieder zurück in England." Die Mordermittlerin Ava Ward führt ein zunächs...