Kapitel 8

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PoV Palle
Als Tim mit dem Auto vor meiner Haustür stehen blieb atmete ich kurz einmal tief ein und öffnete dann die Beifahrertür. An Tim gerichtet sagte ich nur: „Du bleibst am besten hier draußen, ich komme gleich nochmal und sag dir, was sie gesagt hat. Wenn es nichts wird kann ich sicherlich auch die Katze nehmen. Dann kannst du in irgendein Hotel."
Tim neben mir nickte nur stumm und so stieg ich aus. Meinen Rucksack schulterte ich und mit schnellen Schritten durchquerte ich unseren Vorgarten. In der Küche stand meine Mutter und schnibbelte grade irgendetwas. „Mom?", begann ich. Sie drehte sich zu mir. „Ja, Schatz?"- „Du kennst doch sicherlich den Lehrer, der mir Mathenachhilfe gibt, oder?"- „Ja, was ist mit dem?"- „Naja, er hat im Moment ziemlich Stress mit seiner Freundin und jetzt ist er aus der Wohnung raus und hat keinen Schlafplatz. In ein Hotel kann er nicht, weil es seine Katze dabei hat und da hab ich mich gefragt...", ich hielt inne und beobachtete ihre Gesichtszüge. Sie blickte mich nachdenklich an. "...Naja, ich hab mich gefragt, ob er nicht hier wohnen könnte, bis er eine neue Wohnung hat", beendete ich meine Rede. Sie sah mich immer noch an. „Also Paddy, ich weiß nicht, ich würde ich schon gerne mal sehen, bevor ich ihm gleich eine Unterkunft anbiete." Sofort zischte ich los nach draußen. Tim stand inzwischen am Auto gelehnt und starrte in den Himmel. Als er mich kommen hörte, senkte er seinen Blick. „Und?", fragte er. „Sie möchte dich gerne mal sehen." Er nickte und folgte mir in die Küche von unserem Einfamilienhaus. Meine Mutter schien sich keinen Schritt bewegt zu haben. „Guten Tag, mein Name ist Tim Bergmann, ich bin der Lehrer ihres Sohnes Patrick", begann Tim die übliche Rede. Meine Mutter holte tief Luft und begann dann zu sprechen: „Also, Sie scheinen ja ein anständiger junger Mann zu sein und ich glaube kaum, dass ein Lehrer uns in der Nacht ausrauben wird. Außerdem fürchte ich, dass es Patricks schulischen Leistungen mal ganz gut tun würde, wenn jemand professionelles über seine Schultern schaut. Von daher denke ich, dass sie durchaus bleiben dürfen, mit ihrer Katze." „Vielen Dank, und was Patrick angeht, werd ich machen, keine Sorge", grinste Tim und wuschelte mir durch die Haare. „Ach, halt's Maul und hol deine Sachen rein", grummelte ich und versuchte, meine Frisur wieder zu richten. Tim richtete sich wieder an meine Mutter: „Ich danke Ihnen nochmals." Diese schlug daraufhin vor, dass sie sich dutzen könnten und schickte mich los mit Tim seine Sachen zu holen, während sie das Gästezimmer im ersten Stock inspizierte. Am Auto holten Tim und ich seine Sachen und schleppten sie gemeinsam rein.
Meine Mutter hatte das Zimmer als bezugsfertig eingestuft und Tim legte seine ganzen Sachen ersteinmal auf sein Bett. Dann richtete er sich an mich: „Mit der Katze, kann er frei durchs Haus, oder soll er bei mir im Zimmer bleiben?“ Ich schüttelte den Kopf. „Solang er die Pfoten aus dem Arbeitszimmer von meinem Vater lässt, darf er überall hin, aber die Tür ist sowieso immer zu“, erwiderte ich. Er nickte. „Dann stell ich dir den kleinen Rabauken mal vor“, murmelte Tim und öffnete die schwarze Transportbox. Zum Vorschein kam ein weißer Kater, der zuerst etwas vorsichtig über unser Gästebett lief. „Das ist Indie, er ist stubenrein und ich hab ein Katzenklo im Auto, genauso wie Näpfe. Die Frage ist nur, wo ich das ganze Zeug hinstellen darf.“ Ich zuckte mit den Schultern: „Am besten Fragen wir meine Mutter, komm.“ Er nahm die Katze auf den Arm und folgte mir, die Treppe hinunter, in die Küche. „Ja, was gibt es denn noch?“, fragte sie, als sie uns bemerkte. „Ich würde gerne wissen, wo ich die Sachen für Indie hinstellen soll und ob es wirklich okay ist, wenn er frei durchs Haus läuft. Patrick hat gesagt, es sei okay, aber...“, begann Tim. Meine Mutter unterbrach ihn. Sie schien ganz angetan von dem Kater: „Och nein, ist der süß. Ich wollte schon immer mal eine Katze. Klar darf er durch das ganze Haus laufen. Er brauch ja auch seinen Freiraum. Die Näpfe kann man einfach hier in die Küche stellen, da neben den Mülleimer. Das Katzenklo kann in die Abstellkammer. Warte, ich zeig dir wo.“ Sie griff Tim am Handgelenk und zog ihn mit sich. Er warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu und folgte ihr dann in den Flur. Ich grinste nur und lief dann die Treppe wieder nach oben. Ich hatte schließlich noch besseres zu tun, als mich um meinen Lehrer zu kümmern. Zum einen hatte ich zwei neugierige Freunde und zum anderen Geschichtshausaufgaben. Ich beschloss mich erst un das erste zu kümmern und so schrieb ich Basti und Freddie alles über Bergmanns Auszug.
Als die Nachricht versendet war,  widmete ich mich Punkt 2 auf meiner Liste. Hausaufgaben...
Ich bemerkte, dass jemand hinter mich trat, doch ignorierte es und las mir weiterhin die Quelle durch, die in unser Buch gedruckt wurde. Als ich das leise Schmunzeln vernahm, wusste ich auch, wer es war. „Was ist so lustig, Tim?“, fragte ich, ohne mich von meinem Buch abzuwenden. „Basti schreibt 'Zwischen euch beiden läuft doch was, sonst hättest du ihn nie zu dir mit nach Hause genommen' Jetzt hat Freddie geantwortet 'Junge, einfach nur sozial, korrekte Aktion, Pat'“, sagte die tiefe Stimme hinter mir. Ich grinste ebenfalls. „Hilf mir mal, ich versteh den Text hier nicht.“- „Na, zeig mal her, wozu hast du sonst nen Lehrer bei dir zuhause...“
Und so erklärte er mir, wie ich den Text richtig auswerten musste...

Ein Lehrer ist mein Freund? | Bergluten [ABGEBROCHEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt