Kapitel 12

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PoV Palle
Ein neuer Tag brach an. Ein Samstag. Endlich. Ich war schon relativ früh wach, was ich zum einen dafür nutzte, noch Hausaufgaben zu machen, für welche ich gestern zu faul gewesen war, zum anderen aber auch, zum Nachdenken. Tim hatte sich gestern nach dem Gespräch mit Max extrem seltsam benommen. Er war neben der Spur gewesen und hatte die ganze Zeit über irgendwas nachgedacht. Oftmals konnte ich spüren, wie er mich von der Seite musterte und dann wieder auf den Boden sah. Kaum waren wir wieder zuhause angekommen, verschwand er in seinem Zimmer, mit dem Vorwand, noch etwas für den Morgigen Unterricht vorzubereiten. Und es war Freitag. Das bedeutete, es würde keinen 'morgigen Unterricht' geben. 
Aber etwas anderes: Heute war Samstag. Die eigentlich verabredete Nachhilfe für den gestrigen Tag ausgefallen, und da ich das Gefühl hatte, ich hätte diese Stunden bitter nötig, würde ich wohl Tim fragen müssen, ob wir sie heute durchführen könnten. Seufzend packte ich mein Deutschheft ind eine Schublade meines Schreibtisches und richtete mich auf. Die Hausaufgaben waren fertig, jetzt hatte ich Hunger. Ich streckte mich einmal und trottete dann langsam und gemütlich in Jogginghose und einem viel zu großem T-Shirt nach unten. Meine Eltern schliefen mit Sicherheit noch und deswegen war ich erstaunt, als ich in die Küche trat und jemand schon am Tisch saß und einen Kaffee trank. Beim näheren Hinsehen erkannte ich meinen Lehrer, weshalb ich nur ein leises „Morgen" murmelte. Er schreckte auf. Offensichtlich war er schon wieder in Gedanken. „Oh, Hey, Kleiner. Gut geschlafen?", grinste er mich an. Vollkommen perplex blieb ich stehen. Kleiner? Sein Ernst? Wenn das Basti hören würde. Aber so wirklich ein Problem hatte ich damit nicht wirklich. Es stimmte ja auch, er war wirklich um einiges größer als ich. Also musste ich mich wohl damit abfinden, dass ich von Tim 'Kleiner' genannt wurde. 

„Willst du auch 'nen Kaffee?", fragte dieser mich und deutete auf seine Tasse. Ich schüttelte den Kopf: „Zu viel Koffein." Er nickte und musterte mich mit gerunzelter Stirn. Ich räusperte mich und sein Blick wanderte blitzschnell zu meinen Augen. „Ist alles okay? Du bist seit gestern irgendwie seltsam drauf", fragte ich und sein Blick wendete sich gänzlich von mir ab und er schien irgendetwas unfassbar interessantes in seinem Kaffee entdeckt zu haben. „Tim?" „Ja?" „Was ist los?" Er hielt seine Augen beständig in seiner Tasse und murmelte: „Alles okay. Ich muss nur über etwas nachdenken, was Max gestern gesagt hat." Ich setzte mich neben ihn und legte ihm meine Hand auf die Schulter. „Was hat er gesagt?". Tim hob seinen Blick schließlich und blickte mir in die Augen. Damn, diese Augen waren verdammt schön. „Nichts relevantes. Eigentlich ist es komplett egal", sagte er leise. Ich seufzte. „Scheinbar ja schon, sonst würde es dich nicht sosehr beschäftigen, Tim, also? Was ist los?" „Ich weiß es selber doch nicht, Pat", flüsterte er, „Es ist grade alles so anders als früher. Du, Marie und allgemein alles." Ich umarmte ihn einfach nur und ich spürte, wie er sich entspannte.

Als wir uns wieder löste, lächelte er leicht. Ich konnte es nur erwidern. „Tim?", fragte ich. „Ja?" „Wegen der Nachhilfe. Gestern haben wir ja ausfallen lassen, können wir das dann heute nachholen" Sein Grinsen wurde breiter und er nickte: „Gerne, willst du vorher noch frühstücken, oder direkt mit der Arbeit anfangen?" „Frühstück", grinste ich und trat auf den Schrank zu um dort Müsli und eine Schüssel zu holen. „Na dann, guten Appetit", meinte Tim und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

Als mein Hunger gesättigt, ich geduscht, meine Eltern geweckt und Tim bei der Nachhilfe genervt war, ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen und nahm mein Handy zur Hand. Basti hatte geschrieben. 'Meeting um 11 bei Paddy' Freddies Reaktion darauf war ein 'Jo, bin da' Ich musste grinsen. Das war typisch. 'Schön, dass ihr mich auch fragt xD Geht klar, bis gleich'. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir 10:43 Uhr. Ich musste eindeutig noch aufräumen. Folglich machte ich mich seufzend daran, das Chaos in dem ich lebte zu beseitigen. ALs ich mit einer Lastwagenladung Geschirr nach unten in die Küche lief, sah ich meine Eltern dort gemütlich frühstückten. Ich beschloss, dass das eine gute Gelegenheit wäre, sie zu informieren, dass meine Freunde bald hier auflaufen würden. „Guten Morgen, Patrick, hast du gut geschlafen?“, fragte meine Mutter mich lächelnd. „Jo, aber die Jungs, also Basti und Freddie kommen gleich rum, Basti wollte sich treffen“, sagte ich. Sie nickte: „Okay, wir wollten gleich nochmal weg, spazieren gehen, das Wetter ist ja so schön. Geht doch auch mal raus und hockt nicht immer in deinem Zimmer und daddlt.“ „Mhh, bestimmt“, lachte ich. Auch sie grinste und ich machte mich wieder ans aufräumen...

Ein Lehrer ist mein Freund? | Bergluten [ABGEBROCHEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt