FtM Diary - How I became Myself

Storytime ~3~

Meine Mutter hatte Geburtstag, heißt also, dass ein paar Verwandte vorbeikommen. Ich versuche einigermaßen sozial zu sein und setze mich dazu. Bei meiner Familie bin ich mit dem Outing nicht ganz so weit... Der Großteil besteht aus sehr christlichen Polen, weswegen ich denke, dass sie es einfach nicht verstehen werden, dass ich anders bin. Meine polnische Oma wollte mich sogar quasi enterben, als sie herausgefunden hat, dass ich mal ne Freundin hatte. Als "Mädchen". (Danke an meinen Bruder fürs ausplaudern) Deswegen weiß aus meiner Familie kaum jemand, dass ich trans bin und mich nennen alle bei meinem Deadname.

Irgendwann während des Tages kommen dann mein Cousin plus Familie und ich bekomm die Aufgabe, mich mit ihrem Sohn abzugeben. Klar, kein Problem. Ich mag Fabian und da der Junge schon 10 ist, ist es nicht so anstrengend wie mit kleinen Kindern...
Irgendwann während wir spielen fragt er mich plötzlich: "[deadname], bist du jetzt eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?" Okay, das erwischt mich jetzt wieder unvorbereitet. Ja stimmt, ich hatte es irgendwann mal mit ihm darüber, dass ich nicht wirklich ein Mädchen bin. Aber der Junge ist 10, ich kann ihm jetzt noch nicht die Komplexitäten von Gendern und Sexualitäten erklären. "Sagen wir, ich bin ein Junge", meine ich dann lächelnd und Fabian nickt nur. In zwei Wochen hat er es eh wieder vergessen...

Am nächsten Tag kommen meine beiden Omas vorbei, zum Essen. Ich erwarte erneut Diskussionen über meine kurzen Haare, meine neue Haarfarbe und dass ich mit den langen Haaren doch ein so schönes Mädchen war... Ich könnte kotzen.
Aber eigentlich verläuft alles ruhig, meine Oma hat gecheckt, dass ich das Thema nicht mag und spricht es nicht an. Als ich nach dem Essen helfe, das Geschirr in die Küche zu tragen, kommt meine andere Oma zu mir, die, der ich gesagt habe, dass ich trans bin. "Na Große... Äh, Großer!", meint sie zu mir und ich muss lächeln. "Hast du gesehen, ich hab auf deine Geburtstagskarte 'Lars' geschrieben", sagt sie, während sie mich in den Arm nimmt. "Ja, danke Oma. Das hat mich echt gefreut", antworte ich ehrlich mit einem breiten Grinsen.