1. Kapitel

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Ich sitze am Flughafen in London im Wartebereich am Abfluggate. Ich bin zu früh, mein Flug nach Hamburg wird erst in einer halben Stunde aufgerufen. Aber ich bin gerade froh um die kurze Pause. Die Entscheidung nach Hause zu fliegen war eine spontane Idee. Ich komme erst jetzt dazu, richtig darüber nachzudenken. Ich stöpsle meine Kopfhörer ein und starte eine ruhige Playlist, um meine Umwelt auszublenden.

Seit einem halben Jahr lebe ich nun in England in Wales bei einer Gastfamilie, wo ich als Austauschschülerin ein Schuljahr verbringe. Ich hatte am Anfang Mühe mich einzuleben und oft sehnte ich mich nach zuhause. Das hat natürlich auch mit meinem Freund Mati zu tun, der in Hamburg studiert. Nachdem ich schon seit Monaten für ihn geschwärmt hatte, kamen wir kurz vor meiner Abreise nach England zusammen. Natürlich bin ich überglücklich, dass er meine Gefühle erwidert, aber so eine Fernbeziehung ist - trotz WhatsApp und Skype - doch irgendwie schwierig und frustrierend.

Seit ich Mia kennengelernt hatte, geht es mir etwas besser. Sie kam vor drei Monaten aus der Schweiz auch für ein Austauschjahr in die gleiche Klasse wie ich. Wir haben in dieser kurzen Zeit schon einiges miteinander erlebt und sie ist mittlerweile meine beste und engste Freundin. Wir sind uns sehr nah. In gewissen Dingen sind wir uns ähnlich, wie zum Beispiel in unserem Musikgeschmack oder in der Art, wie wir uns kleiden. Ausserdem wissen wir, dass wir uns immer auf unsere gegenseitige Unterstützung verlassen können.

Mia ist mit Leo zusammen. Sie sind ein besonderes Paar. Ich habe noch nie zwei junge Menschen gesehen, bei denen man so stark spürt, dass sie eine tiefe Verbindung zueinander haben. Ich seufze auf. Da bin ich ja wieder bei meinem Thema. Wie sehr würde ich mir auch so eine Beziehung für mich wünschen!

Natürlich bin ich mit Mati zusammen. Vielleicht liegt es daran, dass wir eine Fernbeziehung führen, dass ich immer das Gefühl habe, dass da etwas fehlt. Durch Mia habe ich Leos Freund Charlie kennengelernt. Er war mir sofort sympathisch. In London haben wir gemeinsam mit Mia und Leo ein gefährliches Abenteuer erlebt. Seine ruhige und besonnene Art hat mir gefallen. Er ist für Leo fast wie ein Bruder und für Mia ein lieber Freund. Auch mich hat er dann in diese besondere Freundschaft mit eingeschlossen.

Ich war sofort verzaubert von dieser emotionalen und warmen Art von Freundschaft. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Es war von Anfang an klar, dass jeder für jeden die Hand ins Feuer legen würde. Und das Schönste war, dass diese Zuneigung zueinander auch offen gezeigt wird. Da gibt es innige Umarmungen und so viele liebe, ehrliche Worte. Das alles ist sehr neu für mich. Ich bin in einem eher kühlen Elternhaus aufgewachsen, wo man sich seiner gegenseitigen Zuneigung zwar bewusst war, diese aber eher selten zeigte.

Auch meine Beziehung mit Mati ist eher kühl. Ich habe mich immer nach mehr Wärme gesehnt, dachte aber, dass das an mir liege. Schliesslich bin ich auch nicht gerade impulsiv und offen, sondern eher introvertiert. Aber das heisst ja nicht, dass ich keine Gefühle habe. Im Gegenteil, ich mache mir immer so viele Gedanken und sehne mich danach, diese mit jemandem zu teilen.

Mit Mia erlebe ich das nun zum ersten Mal. Es hat damit angefangen, dass wir uns über die Songtexte von Bars and Melody ausgetauscht haben. Da sind so viele Emotionen enthalten und so lernte ich über meine Gefühle zu sprechen. Ich merkte, dass Mia ähnliche Gedanken hatte und so fiel es mir von Mal zu Mal leichter, mich zu öffnen.

Als ich dann Leo und Charlie persönlich kennenlernen durfte, habe ich mich dann schnell auf die herzliche Freundschaft einlassen können. Ich weiss noch wie es war, als Leo mich das erste Mal umarmt hat. Es war die Art von Umarmung, nach der ich mich immer gesehnt hatte. Warm und stark, so dass ich in diesem Moment das Gefühl hatte, dass er wirklich mit all seinen Gedanken bei mir ist. Es war sehr überwältigend und es war mir auch ein bisschen peinlich. Mit der Zeit habe ich mich aber entspannt und die Umarmungen, Berührungen und offene Sprache geniessen können.

Vor allem, wenn wir uns alle Vier umarmten, war eine so grosse Verbundenheit spürbar, dass mir jedes Mal fast die Tränen kamen. Ob es wohl daran lag, dass sich Charlie so schnell in mein Herz schleichen konnte? Es dauerte nämlich nicht lange, bis ich merkte, dass mir seine Berührungen ganz besonders unter die Haut gingen. Ich bekam Herzklopfen, wenn er mich aus seinen klaren, blauen Augen anschaute.

Ausserdem gefiel es mir, wie er in den schwierigsten Situationen einen kühlen Kopf behalten hatte, ohne jedoch kalt zu sein

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Ausserdem gefiel es mir, wie er in den schwierigsten Situationen einen kühlen Kopf behalten hatte, ohne jedoch kalt zu sein. Nein, er war immer voller Verständnis und warmherzigem Mitgefühl für Mia, Leo und auch für mich.

Nun bin ich mit meinen Gedanken schon wieder die ganze Zeit bei Charlie. Es war die richtige Entscheidung, dass ich übers Wochenende nach Hamburg fliege. Wenn ich wieder bei Mati bin, werde ich sicher meine Liebe zu ihm wieder stärker spüren...

Lena in London (~ Niall Horan Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt