2. Kapitel

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Nach der Landung muss ich nicht aufs Gepäck waren, da ich für die zwei Tage nicht viel dabei habe. Ich nehme die Bahn, um die Innenstadt zu gelangen. Ich möchte Mati überraschen. Ich lächle vor mich hin, wenn ich mir vorstelle, wie er sich freuen wird, mich zu sehen. Wir haben uns heute Nachmittag noch geschrieben, wie sehr wir uns vermissen würden. Daher weiss ich auch, dass er heute Abend zuhause bleiben wird, um zu lernen.

Jetzt ist es fünf Uhr abends und es sind nur noch ein paar hundert Meter zu Fuss bis zu seiner Wohnung. Da wir uns ja erst kurz vor meiner Abreise kennengelernt hatten, habe ich keinen eigenen Schlüssel zu seiner Wohnung. Ich klingle also und mein Herz klopft aufgeregt.

Es dauert nicht lange, da öffnet sich Tür und Mati steht vor mir. „Lena! Was machst Du denn hier?" Sein Gesicht ist erstaunt, aber er freut sich. Er macht Platz, dass ich eintreten kann. Als ich mich dann zu ihm umdrehe, um ihn zu umarmen, ist er aber schon wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer. „Ich habe Dich gar nicht erwartet. Es tut mir leid, dass hier so eine Unordnung ist." Schnell räumt er seine Bücher zusammen und stellt einen dreckigen Teller in die Küche.

„Das macht doch nichts! Ich hatte einfach solche Sehnsucht nach Dir, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe." Ich bin ihm in die Küche nachgegangen und berühre ihn am Arm. Jetzt endlich umarmt er mich. Mein erster Gedanke ist, dass es sich steif und kühl anfühlt. Aber ich rufe mich selber zur Vernunft. Ich muss endlich aufhören zu vergleichen! So hebe ich ihm mein Gesicht entgegen und wir küssen uns.

Später macht er mir etwas zu essen. Ich verschlinge hungrig die Nudeln und wir trinken ein Glas Rotwein dazu. Wir unterhalten uns, reden über Schule und Studium und über gemeinsame Bekannte. Mati ist aber ist er aber nicht richtig bei der Sache. Irgendwie wirkt er nervös und schaut immer wieder auf die Uhr.

Plötzlich steht er auf. „Wo wirst Du schlafen?" fragt er. „Ich weiss nicht... soweit habe ich noch gar nicht überlegt..." Eigentlich dachte ich, es wäre klar, dass ich bei ihm übernachte. Mitten in meine Gedanken hinein ertönt die Türklingel.

Mati geht schnell zur Tür und folge ihm etwas langsamer. Ich höre eine Frauenstimme. Dann ist es still. Als ich in den Gang trete, sehe ich Mati in einer engen Umarmung mit einer blonden Frau. Es ist defintiv keine freundschaftliche Umarmung, denn jetzt fährt sie ihm mit ihren rosa lackierten Fingernägeln zärtlich durch sein Haar. Ich bleibe wie erstarrt stehen und kann mich nicht abwenden.

Nun dreht sich Mati zu mir um und auch die Frau bemerkt mich. Sie schaut mich freundlich an. „Mati, Du hast mir gar nicht gesagt, dass Du Besuch hast. Willst Du uns nicht vorstellen?" Sie kommt lächelnd auf mich zu und streckt mir die Hand hin. „Ich bin Jenny, Matis Freundin – aber er hat Dir bestimmt schon von mir erzählt." Wie in Trance schüttle ich ihre Hand. „Ich bin Lena. Leider muss ich gleich wieder los."

So schnell ich kann, hole ich meine Jacke und meine Tasche im Wohnzimmer. Mati kommt mir nach. „Lena.... Es tut mir leid, dass Du es so erfahren musstest." Nun erwacht die Wut in mir und mein Stolz kommt zurück. „Mir tut es nicht leid, sonst wüsste ich es wahrscheinlich noch lange nicht, Du Feigling!" zische ich ihm zu, bevor ich mit hocherhobenem Kopf aus der Wohnung gehe.

Ich höre noch, wie sich die Tür hinter mir schliesst und gehe dann mit schnellen Schritten planlos die Strasse entlang. Ich will einfach nur noch weg von hier. Nach etwa einer Viertelstunde komme ich an einem Park vorbei. Ich setze mich auf eine Bank und merke, dass mir die Tränen übers Gesicht laufen. Ich brauche einige Minuten, um mich ein bisschen zu beruhigen. Dann nehme ich mein Handy und wähle Mias Nummer. Leider kommt nur die Mailbox. Jetzt kommt mir in den Sinn, dass sie ja heute Abend mit Leo ins Kino wollte.

 Jetzt kommt mir in den Sinn, dass sie ja heute Abend mit Leo ins Kino wollte

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Ich komme mir unendlich allein vor. Ich halte immer noch mein Handy in der Hand und wie von selbst wähle ich jetzt Charlies Nummer. Er meldet sich sofort. Aber ich habe gerade wieder einen heftigen Weinkrampf und bringe kein Wort heraus. „Lena!" höre ich da Charlies alarmierte Stimme. „Lena! Antworte! Was ist los?"

Nun beruhige ich mich und ich erzähle Charlie alles. Es ist mir egal, was er von mir denkt. Ich muss einfach mit jemandem reden, sonst drehe ich hier noch durch. Charlie reagiert genau so, wie ich es jetzt brauche. Er bleibt ruhig und mitfühlend. „Wo bist Du jetzt?" fragt er dann. Ich weiss nicht, in irgendeinem Park... ich bin einfach losgelaufen..."

Charlie fordert mich nun auf, eine Orts- oder Strassenbezeichnung zu suchen. „Wir hängen jetzt auf. Ich werde in der Zwischenzeit schauen, wann es für Dich einen Flug zurück nach London gibt. Dann rufe ich Dich wieder an." Als die Telefonverbindung unterbrochen ist, fühle ich mich wieder so verloren. Aber ich mache mich trotzdem auf die Suche nach einem Strassenschild. Kaum habe ich eines gefunden, ertönt der Klingelton meines Handys.

„Ich habe Dir einen Flug gebucht, der heute um 21.30 Uhr in Hamburg abfliegt. Hast Du herausgefunden, wo Du bist?" Ich nenne ihm die Strassenecke und er lotst mich mit Google Maps zum nächsten Taxistand. 

Dort nehme ich ein Taxi zum Flughafen und renne durch die Gänge, damit ich den späten Flug noch erwische

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Dort nehme ich ein Taxi zum Flughafen und renne durch die Gänge, damit ich den späten Flug noch erwische. Als ich im Flugzeug sitze, schreibe ich Charlie noch eine kurze Nachricht. Er antwortet sofort.

>C:   Ich hole Dich ab. Alles wird wieder gut!

Ich sitze da und der Blick meines Sitznachbars zeigt mir, dass man mir ansieht, dass es mir nicht gut geht. Ich schliesse die Augen und atme tief durch. Ich habe jetzt etwas Zeit über alles nachzudenken und will versuchen, mir klar darüber zu werden, was genau eigentlich in den letzten Stunden passiert ist. 

Lena in London (~ Niall Horan Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt