9. Kapitel

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Müde schliesse ich die Tür meiner Wohnung hinter mir. Das Tanztraining war anstrengend. Seit Wochen besuche ich vormittags den Vorbereitungskurs fürs Studium, absolviere nachmittags ein intensives Tanztraining und abends lerne ich oft noch bis spät in die Nacht hinein.

Es bleibt mir zwar nicht viel Zeit für ein Privatleben, aber es ist genau das, was ich will. Ich habe zwar ein paar Bekanntschaften an der Uni gemacht und ab und zu sind wir abends mit einer Gruppe von Studenten unterwegs. Aber die Freundschaften bleiben oberflächlich und ich schlage alle Einladungen zu einem Date aus. Die Enttäuschung über die gescheiterte Beziehung mit Mati sitzt wohl doch noch tiefer als ich gedacht hatte.

Mia war ein paar Tage bei mir. Das hat mir gut getan. Nur ihr gegenüber kann ich mich wirklich öffnen. Sie kennt mich und weiss, dass ich einfach noch etwas Zeit brauche. Ich versuchte sie zu überzeugen, dass es für mich das Beste ist, mich jetzt voll aufs Studium zu konzentrieren. Trotzdem spüre ich, dass sie sich Sorgen um mich macht, weil ich in dieser grossen Stadt so allein bin.

Heute fühle ich mich besonders einsam. Es ist Freitagabend und ich habe das ganze Wochenende frei. Einige Bekannte wollten mich vorher überreden heute Abend noch auszugehen, aber ich war so müde, dass ich abgesagt hatte. Jetzt bereue ich es ein bisschen. Ich sitze allein am Küchentisch und esse ein Sandwich. Für mehr hat meine Energie nicht mehr gereicht.

Dann mache ich mir einen heissen Tee und ziehe meinen grössten und weichsten Hoodie an. Ich habe keine Lust mehr, im Wohnzimmer zu sitzen und so ziehe ich mich gleich ins Schlafzimmer zurück. In den ersten Tagen war mir immer etwas mulmig, so allein in der Wohnung. Ich war so angespannt, dass mir jedes Geräusch verdächtig vorkam. Mittlerweile habe ich mich aber eingewöhnt und schaue nun gemütlich und entspannt im Bett einen Film an meinem Laptop.

Plötzlich schrecke ich auf

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Plötzlich schrecke ich auf. Ich muss wohl während dem Film eingeschlafen sein. Ich nehme den Laptop von der Decke und lege ihn auf meinem Schreibtisch. Da höre ich ein Geräusch. Nicht laut, aber irgendwie total nah. Mein Herz klopft bis zum Hals. Jetzt fängt das schon wieder an. „Entspann Dich, Lena!" sage ich mir selber. „Das ist bestimmt nur der Nachbar, der nach Hause gekommen ist." Ich schaue auf die Uhr. Es ist mittlerweile schon elf Uhr. „Nicht jeder schläft am Freitagabend schon um diese Zeit", versuche ich mich noch einmal selber zu beruhigen.

Aber kaum hat sich mein Herzschlag normalisiert, höre ich ein Scheppern und gleich danach ein lautes Fluchen. Das kommt eindeutig nicht aus dem Treppenhaus, sondern jemand ist in meiner Wohnung. Jetzt steigt mein Adrenalinspiegel und ich öffne wütend die Tür von meinem Schlafzimmer. Ich sehe gerade noch, wie ein Schatten Richtung Küche verschwindet.

Leise bewege ich mich zur Couch, wo ich mein dickstes Studienbuch in die Hand nehme. Dann schleiche ich zur Küchentür. Sie ist nur angelehnt und ich sehe, dass das Licht an ist. Vorsichtig öffne ich sie etwas und traue meinen Augen nicht. Da steht ein Mann in meiner Küche und hat meinen Kühlschrank geöffnet. Das ist ja wohl eine Frechheit!

Jetzt geht alles ganz schnell. Bevor ich lange überlegen kann, öffne ich die Tür ganz. Der Mann dreht sich zu mir um. Er stösst einen erschrockenen Schrei aus. Erst da merke ich, dass ich das dicke Buch in meiner erhobenen Hand halte. Da der Mann geschockter aussieht, als ich mich fühle, lasse ich die Hand sinken. Schwer atmend stehen wir voreinander.

Jetzt verlässt mich mein Mut und ich bekomme es mit der Angst zu tun. Ich weiche einen Schritt zurück und halte das Buch wie einen Schutzschild vor mich. „Wer sind sie?" frage ich mit dünner Stimme. Er bleibt stehen, macht aber eine beschwichtigende Handbewegung und schaut mich jetzt neugierig an. „Es ist wohl eher die Frage, wer Du bist und vor allem was Du in Harrys Wohnung machst?"

„Was ich in Harrys Wohnung mache? Ich wohne seit drei Monaten hier. Mit seinem Einverständnis natürlich!" antworte ich schnippisch. „Und jetzt sag mir endlich, wer Du bist und wie Du hier herein gekommen bist!"

Ich sehe ihn mir etwas genauer an. Aus der Nähe sieht er nicht sonderlich furchteinflössend aus. Genaugenommen sieht er sogar extrem gut aus. Breitschultrig, mit wunderschönen blauen Augen und einem unwiderstehlichen Lächeln. 

Irgendwie kommt er mir sogar bekannt vor

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Irgendwie kommt er mir sogar bekannt vor... Er räuspert sich und ich erschrecke. Wie lange habe ich ihn wohl angestarrt? Sein Lächeln wird breiter. „Vielleicht magst Du Dir etwas anziehen, dann erzähle ich Dir alles über mich."

Entsetzt schaue ich an mir herab. Unter meinem riesigen Hoodie trage ich keine Hose, so dass er jetzt anerkennend auf meine nackten Beine sieht. „Es ist ja nicht so, dass mir nicht gefällt, was ich sehe... aber ich dachte, dass es Dir vielleicht wohler ist", fährt er fort. Ich habe mittlerweile rote Wangen und gehe schnell ins Schlafzimmer, um meine Leggings anzuziehen.

Als ich zurück in die Küche komme, stellt er gerade zwei Bierflaschen auf den Küchentisch. Ich setze mich ihm gegenüber und nehme einen Schluck. Ein kurzer Blick in den Spiegel hat mir vorher gezeigt, dass mein Gesicht immer noch von einer leichten Röte überzogen ist. Mein Ton ist deshalb etwas forscher als üblich. „Na los erzähl! Ich bin jetzt echt gespannt auf Deine Geschichte!"

Lena in London (~ Niall Horan Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt